Feuerteufel: Roman (German Edition)
anders aus als auf den Bildern, die Magdalena gesehen hatte.
»Ludvig hat von den Bränden erzählt«, sagte Ebba. »Das klingt wirklich übel.«
»Ja, ganz schlimm.«
»Und jetzt sind drei Leute ums Leben gekommen?«, fragte Ebba.
»Ja, eine beim ersten Brand und gestern Abend zwei.«
Ludvig hatte aufgehört, sich im Nacken zu kratzen, stand aber noch mit erhobenem Arm da.
»Und es sieht nach Brandstiftung aus?«, fragte Ebba weiter.
Magdalena nickte.
»Das klingt vielleicht blöd, aber ich bin schon ein bisschen ein Workaholic. Du weißt ja, als Journalist ist man einfach so.«
Ebba lachte ein wenig verlegen.
Wider ihren Willen konnte Magdalena verstehen, was Ludvig an ihr so gefallen hatte. Sie konnte sich Ebba problemlos am Nachrichtendesk einer Abendzeitung vorstellen.
»Willst du nicht kurz reinkommen?«, fragte Ebba.
Magdalena schüttelte den Kopf.
»Nein, danke, ich muss los. Es ist ein weiter Weg, und außerdem …«
Im selben Moment bereute sie, was sie gesagt hatte. Es machte ihr immer noch ein schlechtes Gewissen, dass sie Nils jedes zweite Wochenende mit dem Bus zu seinem Vater fahren ließ, vier Stunden pro Weg.
»Ja, wo wir gerade davon reden«, sagte Ludvig, als ob er ihre Gedanken gelesen hätte. »Diese Busreisen. Die tun ihm nicht gut.«
Magdalena sah, wie Ebba in der Küche verschwand.
Das haben sie geplant. Ebba lässt uns allein, Nils ist zu einem Freund geschickt worden. Jetzt kommt es trotzdem, obwohl er im Sommer alles so gekriegt hat, wie er wollte. Jetzt werden wir reden. Das Familiengericht.
»Wirklich nicht«, fuhr Ludvig fort.
»Ich weiß«, sagte Magdalena, »aber …«
»Ich habe mal nachgedacht und die Flugzeiten gecheckt.«
»Die Flugzeiten?«
Erst meinte Magdalena, sich verhört zu haben.
»Ja. Sonntags gibt es keine Flüge, aber am Montag gibt es einen, der um neun Uhr in Hagfors landet. Wenn das für dich geht, und wenn es für Nils’ Lehrer in Ordnung ist, dann könnte es vielleicht funktionieren.«
Magdalena brachte kein Wort raus, sondern merkte nur, wie es in ihrem Hals brannte. Das Weinen der Erleichterung. Aber Ludvig schien nicht zu bemerken, wie gerührt sie war, sondern redete weiter:
»So werden unsere Wochenenden auch ein bisschen länger. Ich bezahle, darüber musst du dir keine Gedanken machen. Er wird das mit dem Fliegen doch hinkriegen, wenn ich ihn abhole, oder?«
Magdalena nickte und schluckte.
»Was ist?«, fragte Ludvig.
»Danke«, sagte sie leise. »Ich dachte, du wolltest etwas anderes sagen.«
Ludvig sah sie an, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und kommentierte die Tränen nicht, die ihr in den Augen standen.
»Ich geh mal und hole Nils’ Taschen«, sagte er und verschwand die Treppe hinauf.
Im selben Moment flog die Tür auf.
»Mama!«
Nils warf sich in ihre Arme und schlang seine langen, mit Mückenstichen übersäten Beine um ihre Taille.
»Liebemama, Liebemama …«
Es wird gut. Alles wird gut.
Als Christer ins Zimmer kam, saß Folke in höchster Konzentration vor der Website des Värmlandsbladet .
»Guck mal, was für ein Bild!«, sagte Folke. »Man kann die Hitze direkt fühlen.«
Das konnte man wirklich. Die Ereignisse der Nacht kamen zurück. Christer hatte fast Atemnot.
»Hat das auch dieser Sundvall gemacht?«
Folke nickte.
»Sehr geschickt«, sagte Christer, »und immer am richtigen Ort. Wir haben in fünf Minuten eine Besprechung.«
Christer versuchte, die Gedanken zu sammeln, während er von Zimmer zu Zimmer ging und die Kollegen zusammenrief, die am Samstag einbestellt worden waren. Am frühen Morgen hatte er Sven Munther angerufen, der in einem Hotel in Barcelona saß. Im Hintergrund hatte eine der Töchter um mehr Apfelsaft gebeten. Es war offensichtlich mehr oder weniger unmöglich, dass er früher nach Hause käme.
»Wenn ich mich aus dem Urlaub davonmache, reicht Kajsa die Scheidung ein«, hatte er gesagt und geseufzt. »Aber du hast mein volles Vertrauen, und scheue dich nicht, Karlstad um Hilfe zu bitten.«
Nein, Hilfe aus der Bezirkshauptstadt anzufordern war das Letzte, was er wollte.
»Wie gut, dass ihr alle kommen konntet«, sagte er und setzte sich. »Wie ihr wahrscheinlich wisst, haben wir es mit einem ungewöhnlichen Fall zu tun.«
Die anderen warteten auf eine Fortsetzung, während er in seinen Papieren blätterte.
»Sowohl Gunde als auch Doris Fridhem kamen heute Nacht bei dem Brand ihres Hauses ums Leben. Als die Feuerwehr kam, stand das Haus im Grunde schon lichterloh in
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