Feuerteufel: Roman (German Edition)
ihren Tisch trat.
»Ich habe diese Woche mit Gunde Fridhem gesprochen, und er war sehr besorgt über die Sache mit seinem zerschlagenen Schaufenster.«
»Okay, meinen Sie, dass es was mit dem Brand zu tun haben könnte?«
Petra versuchte, die Kartons daran zu hindern wegzurutschen. Sie sah nachdenklich aus.
»Ich weiß es nicht«, fuhr Magdalena fort. »Er erzählte, dass er Anzeige erstattet hatte, und er redete viel von Vandalismus, und dass die Polizei nicht genug tun würde. Irgendwie schien er aus dem Gleichgewicht zu sein. Aber vielleicht denkt man so nur im Nachhinein und versucht, Ursachen und Zusammenhänge zu sehen, die es nicht gibt.«
»Das ist schwer zu sagen«, meinte Petra. »Trotzdem vielen Dank für den Hinweis. Wir werden dem nachgehen. Ich muss schnell zurück, ehe das hier kalt wird. Sollen wir bald mal, wenn alles etwas ruhiger geworden ist, unsere Verabredung zum Mittagessen wahr werden lassen?«
»Ja, das wäre wirklich mal Zeit.«
Magdalena sah Petra nach, die über die Straße eilte. Sie erinnerte sich an die Erleichterung, als Petra an jenem entsetzlichen Winterabend durch die Tür gekommen war. Wie sie neben ihr auf die Knie gesunken war und gesagt hatte, dass alles gut werden würde. Konnte man Freundschaft auf Dankbarkeit gründen? Magdalena wusste es nicht, aber sie wollte es gern versuchen.
Magdalena fluchte leise, als sie das ausgebrannte Haus von Gunde und Doris hinten in der Straße sah. Warum gab es auch keinen anderen Weg, den man nehmen konnte? Diesen Anblick würde Nils nie vergessen.
Die halbe Backsteinfassade zur Straße hin war das Einzige, was noch übrig war, und der Schornstein stand wie eine makabre Installation mitten in den verkohlten Resten des Hauses. Berge von Dachziegeln und gelben, rußgeschwärzten Klinkersteinen bedeckten den Rasen und das, was einmal eine Treppe zur Haustür gewesen war.
»Das sieht ja übel aus«, sagte Nils und wandte den Blick nicht von dem Haus, als sie vorüberfuhren.
»Ja, wirklich.«
»Ganz übel.«
Magdalena blinkte rechts und bog in den Stjärnsnäsvägen ein. Endlich war der Brandort außer Sichtweite.
»Tut es weh, wenn man verbrennt?«, fragte Nils, als sie in die Garageneinfahrt gefahren waren und der Motor abgestellt war.
Er machte keine Anstalten, sich abzuschnallen, sondern starrte stumm auf einen unsichtbaren Punkt oberhalb des Armaturenbretts.
»Ich weiß nicht«, sagte Magdalena.
»Wird man dann ganz schwarz? Oder verbrennt man und verschwindet, so wie Rauch?«
»Ich finde, du solltest versuchen, nicht so viel daran zu denken. Sieh mal, da kommt Fisen. Der hat dich vielleicht vermisst, sag ich dir.«
Als Nils die Katze sah, die auf den Randsteinen zwischen Kies und Rasen balancierte, schnallte er den Gurt los und machte die Tür auf. Magdalena atmete aus und war erleichtert, dass er seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes richtete.
»Schließ mal die Tür auf und gib ihm etwas zu fressen«, sagte sie und warf ihm über das Autodach den Schlüsselbund zu.
Dann fing sie an, die Taschen aus dem Auto zu nehmen.
Petra legte das Besteck zusammen und schloss die Augen. Diese Pizza war wirklich nötig gewesen.
»Wie ich sehe, habt ihr schon ohne mich angefangen«, war Christers Stimme zu vernehmen.
Petra machte die Augen wieder auf. Vor ihr lagen drei leere Pizzakartons neben einem noch ungeöffneten auf dem Tisch. Folke trank gerade den letzten Rest seiner Limonade, und aus seiner verlegenen Miene entnahm sie, dass er ungefähr dasselbe dachte wie sie.
»Christer, ich …«, begann sie, aber Christer grinste sie nur an.
»Vergiss es«, sagte er und hielt ihnen einen Ausdruck hin. Ein Schuhabdruck. »Den haben die Techniker bei der Hecke hinter dem Haus von Gunde und Doris gefunden.«
Er legte das Blatt auf den Tisch.
»Größe neununddreißig.«
Urban drehte das Papier in seine Richtung.
»Nike?«
»Ja.«
Christer nahm sich Messer und Gabel und fing an, allein seine Pizza zu essen.
»Haben die Techniker sonst noch was gefunden?«, fragte Petra.
»Es ist diesmal auch Benzin gewesen«, sagte Christer. »Und ich habe mit Liselott Gellman gesprochen, Expertin für Pyromanen bei der Bundeskripo.«
»Was hat sie gesagt?«
Folke stellte die leere Dose auf den Tisch und sah Christer aufmerksam an.
»Also, das mit den Pyromanen ist eine seltsame Sache«, sagte Christer. »Nur sehr wenige haben wirklich diese Diagnose. Sie hat von sechs verschiedenen Kriterien gesprochen, die erfüllt werden müssen. Ich kann
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