Feuertochter: Roman (German Edition)
Aithil um. »Ich folge Herrn Ferdinand. Als Deutscher weiß er über die Engländer nicht so gut Bescheid wie unsereins.«
»Sollte nicht besser ich gehen?«, fragte Aithil.
Ciara schüttelte den Kopf. »Ich kann keine drei Pferde halten. Wenn sich eines losreißt und auf die Straße läuft, werden die Engländer auf uns aufmerksam!«
Obwohl es Aithil nicht gefiel, wusste er doch, dass sie recht hatte. Daher nickte er missmutig. »Also gut! Seid aber vorsichtig, Maighdean!«
»Das bin ich doch immer«, antwortete Ciara mit einem leisen Lachen und folgte Ferdinand.
Sie fand ihn in der Nähe des Kreuzwegs flach auf dem Boden hinter einem Busch liegend. Rasch legte auch sie sich hin, stützte den Oberkörper auf die Ellbogen und spähte nach vorne. Es waren tatsächlich Engländer, die mit Proviant- und Pulverwagen sowie Kanonen, Fußvolk und Reitern Richtung Sligeach zogen.
Als Ciara begriff, dass nicht Léana das Ziel des Feindes war, schlug sie vor Erleichterung das Kreuz. Dann blickte sie in Ferdinands zorniges Gesicht und zog den Kopf ein.
»Ich habe Euch doch gesagt, Ihr sollt bei den Pferden bleiben«, schalt er sie mit leiser, aber schneidender Stimme.
»Ich war in Sorge um Euch! Ihr hättet auf Iren treffen können, die Euch nicht kennen und für einen Engländer halten«, log Ciara mit einem schelmischen Lächeln.
Allein schon die Tatsache, dass sie hier nebeneinanderlagen und die fremden Soldaten beobachteten, war es ihr wert, sich in Gefahr begeben zu haben. Dann aber galten ihre Gedanken wieder den Engländern. Die bewiesen mit diesem Kriegszug, dass sie nicht gewillt waren, ihre Herrschaft über Irland aufzugeben. Ciara wurde bewusst, dass es noch vieler Schlachten bedurfte, bis ihre Heimat frei war, und sie betete stumm, dass die eigenen Verluste nicht zu hoch sein würden. Der Gedanke, dass ihr Bruder oder womöglich Ferdinand im Kampf fallen könnten, war so schmerzhaft, dass sie die Hände auf den Mund presste, um sich nicht durch einen Schreckenslaut zu verraten.
Im Gegensatz zu ihr musterte Ferdinand die Feinde mit dem Blick eines Soldaten. Die Ausrüstung der Engländer mochte neu sein, doch ein Großteil der Soldaten war es auch. Erfahrene Krieger marschierten anders. Vielleicht war das der Grund, warum Conyers Clifford nicht gegen Léana zog, sondern in Richtung Sligeach strebte, um sich dort mit dem Aufgebot der Ui’Connor zu vereinigen. Gemeinsam konnte es ihnen gelingen, die O’Domhnaill aus Chonnacht zu vertreiben.
»Aodh Ruadh O’Domhnaill muss die Engländer abfangen, bevor sie die Ui’Connor-Truppen erreichen«, sagte er zu Ciara, nachdem auch die Nachhut des Feindes den Kreuzweg passiert hatte.
»Er wird tun, was er für richtig erachtet!« So viel verstand Ciara nicht vom Krieg, als dass sie hätte entscheiden können, was besser war. Daher vertraute sie den eigenen Anführern, die sich bereits mehrfach im Kampf gegen die Engländer ausgezeichnet hatten. Dies sagte sie Ferdinand auch mit deutlichen Worten.
Ferdinand lächelte über ihren Enthusiasmus, doch er wusste nur zu gut, dass Begeisterung und Freiheitsliebe allein den Sieg nicht davontragen würden. Um England zu bezwingen, musste Irland einig sein und vor allem Verbündete auf dem Kontinent finden. Doch das war die Aufgabe von Männern wie Aodh Mór O’Néill und Aodh Ruadh O’Domhnaill und nicht die seine. Für ihn galt es erst einmal, die unternehmungslustige junge Dame neben sich unversehrt nach Léana zurückzubringen.
7.
F ür Ciara wurde der Ritt nach Hause zur Tortur. Ihr wundgerittenes Gesäß und ihre Beinmuskeln schmerzten, dass sie die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Schließlich schüttelte Ferdinand den Kopf.
»So hat es keinen Sinn. Herr Aithil, übernehmt Ihr bitte Ciaras Zügel. Ich werde sie zu mir aufs Pferd setzen. Vielleicht geht es dann besser.«
»Wenn Ihr meint!« So ganz überzeugt klang Aithil nicht.
Aber Ciara freute sich darauf, Ferdinands Arme um sich zu spüren, und vergaß dabei einen Teil ihrer Schmerzen. Sie ließ es zu, dass Ferdinand sie aus dem Sattel hob und auf seinen Hengst setzte. Dabei hielt er sie so, dass sie sich ohne Probleme vor ihm auf der Kruppe des Tieres halten konnte.
Obwohl es nicht einfach war, so zu reiten, bedauerten es beide, als sie die Stadt erreichten und kurz darauf in den Burghof einritten und der Ausflug zu Ende war.
Oisin sah sie kommen und eilte ihnen erschrocken entgegen. »Ist etwas geschehen?«
Aithil schüttelte feixend den Kopf.
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