Feuertochter: Roman (German Edition)
»Ciara hat nur ein paar Wundstellen dort, wo sie auf dem Sattel gesessen ist. Herr Ferdinand hat sie zwar ein paarmal gemahnt umzukehren, aber sie wollte immer weiterreiten und muss nun die Folgen ertragen.«
Um Oisins Lippen zuckte ein verhaltenes Lächeln. Obwohl er seine Schwester liebte, vergönnte er ihr die Schmerzen. Vielleicht würde ihr dies eine Warnung sein.
»Geh zu Saraid! Sie soll sich um dich kümmern«, sagte er zu ihr und sah dann Ferdinand an. »Ihr hättet sie ruhig auf ihrem Pferd sitzen lassen sollen, damit sie merkt, was es heißt, ungehorsam zu sein.«
»Jungfer Ciara war nicht ungehorsam! Eher war ich etwas zu nachsichtig. Doch unser Ausflug hat sich gelohnt. Wir konnten Conyers Cliffords Heer beobachten. Es zieht in Richtung Sligeach.«
»Dann können sie uns nicht mehr angreifen, es sei denn, sie kehren um«, ergänzte Aithil Ferdinands Bericht.
»Das ist eine gute Nachricht!« Oisin atmete sichtlich auf und befahl Ionatán, Simon von Kirchberg zu holen. »Wir treffen uns im Turm und beraten, wie wir weiter vorgehen sollen«, setzte er hinzu und winkte Ferdinand und Aithil, ihm zu folgen.
Unterdessen hatte Ciara den Küchentrakt der Burg erreicht. Gamhain lag in einer Ecke und schmollte, weil ihre Herrin sie nicht mitgenommen hatte. Als sie jedoch Blut an ihr witterte, sprang sie mit einem erregten Laut auf und schmiegte sich an Ciara. Dabei kam sie den verletzten Stellen so nahe, dass diese sie resolut zurückschob.
»Das tut doch weh!«, schalt sie und suchte ihre Cousine. Als sie Saraid gegenüberstand, begriff diese sofort, was ihr fehlte, und schüttelte den Kopf. »Du ungeduldiges Wesen wolltest das Reiten wohl an einem Tag erlernen, was? Ist es schlimm?«
Ciara schüttelte zuerst den Kopf, nickte aber dann kläglich. »Meine ganze Kehrseite brennt wie Feuer, und meine Beine schmerzen, als hätte ein Elf sie verhext!«
»Das darfst du nicht sagen, sonst passiert es wirklich!« Erschrocken blickte Saraid sich um und atmete auf, als sie niemanden vom heimlichen Volk in der Küche entdecken konnte.
Ciara taten die Beine zu weh, um an Elfen und Geister denken zu können. Stöhnend lehnte sie sich gegen den Türstock und betastete ihre Hüften. »Kannst du mir helfen?«
»Natürlich! Geh schon voraus in unsere Kammer. Ich hole meine Arzneien.« Saraid wollte sich schon umwenden, da hielt Ciaras Stimme sie auf.
»Wir haben Engländer gesehen. Deren Truppe umgeht Léana und hält auf Sligeach zu.«
»Gott sei Dank!«, rief Saraid.
Doch weder ihr noch Ciara entging, dass einige ihrer Hilfsmägde betrübte Gesichter zogen. Das ärgerte sie, denn es waren Irinnen wie sie selbst. Saraid nahm sich vor, den Weibern später die Leviten zu lesen, doch erst einmal benötigte ihre Cousine Hilfe. Mit harschen Worten erklärte sie den Mägden, worauf diese achten sollten, ging dann in den Raum, in dem sie ihre Salben und Arzneien aufbewahrte, und nahm alles an sich, was sie benötigte.
Als sie kurz darauf die Kammer betrat, die sie mit Ciara teilte, mühte diese sich gerade ab, ihr Kleid auszuziehen. Saraid sah ihr einen Augenblick lang zu und schüttelte den Kopf. »Dich hat es aber schwer erwischt. Komm, ich helfe dir!«
Gemeinsam ging es leichter. Schließlich stand Ciara im Hemd vor Saraid. Diese starrte auf die rötlichen Flecken, die Blut und Wundsekret auf dem gebleichten Leinenstoff hinterlassen hatten, und schüttelte den Kopf. »Du dummes Stück! Was musstest du auch so weit reiten? Jetzt wirst du etliche Tage nicht sitzen und nur auf dem Bauch liegend schlafen können.« Saraid wollte ihrer Cousine bereits das Hemd über den Kopf ziehen, als sie merkte, dass dessen Stoff an einigen Stellen an Ciaras Schenkel klebte.
»Mit dir hat man Sorgen«, brummelte sie, so als hätte sie es mit einem kleinen Kind zu tun und nicht mit einer heiratsfähigen Frau. Erst als sie die festgeklebten Teile des Hemds mit warmem Wasser benetzte, lösten sich diese von der Haut. Was Saraid dann sah, übertraf noch ihre schlimmsten Befürchtungen.
»Wenn du Pech hast, behältst du Narben zurück, mit denen du dein Lebtag nicht mehr froh wirst«, schalt sie und befahl Ciara, sich bäuchlings auf das Bett zu legen. Während sie ihre Cousine verarztete, schimpfte sie weiter. Plötzlich aber musste sie lachen.
»Was ist denn jetzt los?«, fragte Ciara verblüfft.
»Mir ist gerade eingefallen, dass dein Bruder sich in den nächsten Tagen keine Sorgen zu machen braucht, du könntest dich zu Dummheiten
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