Feuertochter: Roman (German Edition)
hier. Dann erinnerte sie sich an die offensichtliche Gier in Simons Augen und sagte sich, dass sie sich mit einem unter ihrem Kleid verborgenen Dolch gegen weitere Übergriffe wappnen sollte.
Ferdinand blickte sie sehnsuchtsvoll an und wünschte eine Gelegenheit herbei, Oisin O’Corra zu beweisen, dass er ihrer wert war. Einfach würde es nicht sein. Doch da auch nach O’Domhnaills Sieg über Conyers Clifford noch englische Truppen in Irland standen, hoffte er, diesen so bald wie möglich in der Schlacht gegenüberstehen und sich auszeichnen zu können. Ciara erschien ihm ebenso mutig wie begehrenswert und der höchste Preis, den er in seinem Leben erringen konnte.
Ich werde sie für mich gewinnen, was auch immer geschehen mag, schwor er sich und lauschte nun ebenfalls der Erzählung des Boten, den Aodh Ruadh O’Domhnaill ihnen geschickt hatte und der extra für ihn, Simon und dessen Männer alles auf Englisch wiederholte, damit auch die fremden Söldner von den Ruhmestaten seines Clans erfuhren.
9.
W ährend die Iren auf ihrer Insel hofften, das englische Joch bald abschütteln zu können, zogen über London dunkle Wolken auf. Zwar hielten die Berater der Königin mit Robert Cecil an der Spitze sich mit ihrer Kritik an dem Vorgehen des Earls of Essex zurück. Doch die Berichte, die Elisabeth aus Irland erreichten, waren eindeutig. An diesem Tag stand sie trotz ihres Alters kerzengerade vor ihrem Thron und musterte die versammelten Herren mit kaltem Blick. Einige von ihnen wirkten ebenso grau und düster wie Robert Cecil, der mit seinem einem Talar ähnelnden Rock und der steifen Halskrause eher einem Gelehrten oder Priester denn einem Höfling glich. Andere hingegen prunkten in juwelenbesticktem Brokat und Seide und trugen Ringe an den Fingern, für deren Gegenwert ganze Kompanien kampfkräftiger Soldaten hätten aufgestellt werden können.
Für einen Augenblick erwog Elisabeth, den Herren ihren Schmuck als Opfer für das Königreich abzufordern, verwarf diesen Gedanken aber rasch wieder, denn es wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen und des Ärgers nicht wert, den sie mit dieser Handlungsweise auf sich ziehen würde. Außerdem trugen nicht ihre Berater die Schuld an der Lage in Irland, sondern sie selbst. Sie hätte Robert Devereux’ Drängen nicht nachgeben dürfen, ihn auf die Nachbarinsel zu schicken, sondern so klug sein müssen, Mut und Witz nicht mit Feldherrengenie zu verwechseln. Über Ersteres verfügte Essex im hohen Maße, doch als Anführer kriegerischer Operationen hatte er sich bisher nur dann ausgezeichnet, wenn er weise Berater mitgenommen und auch auf diese gehört hatte.
»Nun, meine Herren, was habt Ihr mir zu berichten?« Elisabeths Stimme durchbrach die Stille, die sich in dem Raum breitgemacht hatte.
Die Männer sahen einander unschlüssig an. Schließlich trat Robert Cecil einen Schritt vor, zögerte dann aber.
»Ich höre nichts?«, bohrte die Königin weiter. »Dabei pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass in Irland wieder einmal englische Soldaten samt ihrem General gefallen sind. Langsam bin ich es leid, solche Nachrichten hören zu müssen. Bagenal, Chichester, Clifford – wie viele meiner Edelleute und Offiziere müssen noch sterben, bis dieses aufrührerische Volk bezwungen ist? Bei Gott, ich hätte besser den Earl of Tyrone zum Lord Lieutenant von Irland gemacht und mich mit seinem Lehenseid begnügen sollen, als solche Männer hinüberzuschicken.«
Ihre Räte zogen die Köpfe ein wie kleine Jungen, wenn es donnert. Auch wenn Elisabeth »Männer« gesagt hatte, wussten alle, dass sie damit eine ganz bestimmte Person gemeint hatte, nämlich Robert Devereux, Earl of Essex, den von ihr meistbevorzugten Edelmann Englands. Da die Königin diesem jedoch schon öfter gezürnt und ihm dann doch wieder vergeben hatte, wagte keiner, etwas gegen ihn zu sagen.
Einer der Herren, der sich zu Essex’ Anhängern zählte, versuchte sogar, sich für ihn zu verwenden. »Euer Majestät dürfen Conyers Cliffords Niederlage nicht dem Earl anlasten. Es ist Cliffords eigene Schuld, dass er dem Rebellen O’Donnell in die Falle gegangen ist. Essex hingegen hat bereits mehrere aufständische Clans in Munster botmäßig gemacht und zudem Cahir Castle erobert.«
Die Königin wandte sich mit einer heftigen Bewegung zu dem Sprecher um. »Ich habe Essex nicht nach Irland geschickt, um sinnlose Kriegszüge in Munster zu unternehmen! Die irischen Edelleute, die dort gegen uns
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