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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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diesem Mann ein, sie so zu behandeln, als könne er sich nach Belieben ihrer bedienen? Schlagartig wurde ihr klar, dass sie auf keinen Fall länger in Léana bleiben durfte, wenn sie nicht wollte, dass er sie irgendwann abfing und ihr Gewalt antat. Aus diesem Grund verzichtete sie auf den Besuch bei Ferdinand und kehrte auf einem anderen Weg in ihre Kammer zurück. Sie trat so stürmisch ein, dass ihre Cousine erschrak und sich mit der Nadel, mit der sie gerade ein Hemd ausbesserte, in den Finger stach.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte Saraid und steckte den Finger in den Mund, um die Blutung zu stillen.
    »Wir müssen fort von hier! Noch heute! Kirchberg darf auf keinen Fall etwas davon erfahren, sonst hält er uns auf.«
    Saraid wurde aus Ciaras hastig hervorgestoßenen Worten nicht schlau. »Was ist los?«, fragte sie noch einmal. »Und warum sollen wir die Stadt verlassen?«
    »Es ist wegen Simon von Kirchberg. Er wollte mich eben in seine Kammer schleifen!«
    Noch während sie es sagte, begann Ciara, ihre Sachen zusammenzusuchen und zu einem Bündel zu schnüren.
    »Was sagst du da? Kirchberg wollte dich vergewaltigen? Aber …« Saraid fiel kein treffendes Wort ein, mit dem sie diese Schandtat hätte bezeichnen können.
    Mit blitzenden Augen nickte Ciara. »Er war schon vorher nicht wirklich gewillt, sich meinem Bruder zu unterstellen. Seit Oisin so viele Männer verloren hat, führt Kirchberg sich auf, als gehöre die Stadt ihm, und behandelt uns wie Bittsteller. Er hat mich schon mehrfach bedrängt, und heute hat er mir sein wahres Gesicht gezeigt. Er ist ein Schurke und noch schlimmer als ein Engländer!«
    Da dies die übelste Beschimpfung war, die Ciara ausstoßen konnte, musste einiges vorgefallen sein. Saraid fragte sich, ob Kirchberg bei ihrer Cousine zum Erfolg gekommen war, verneinte die Frage aber sofort. In dem Fall hätte Ciara ihren Zorn nicht mit Worten Luft gemacht, sondern sich einen Dolch geholt und ihren Vergewaltiger niedergestochen.
    »Was hast du vor?«, fragte sie.
    »Ich kehre zur Ui’Corra-Burg zurück. Dort bin ich vor Kirchberg sicher.«
    Die Ui’Corra-Burg hieß, sich wieder Buirre auszuliefern, und davor fürchtete Saraid sich. Sie wollte schon widersprechen, sagte sich dann aber, dass sie ihre Base nicht im Stich lassen durfte. »Also gut, gehen wir nach Hause. Doch wir sollten nicht alleine unterwegs sein. Dafür treiben sich zu viele englische Streifscharen im Grenzland herum und auch die Krieger der Clans, die mit den Sasanachs verbündet sind.«
    »Da hast du recht.« Ciara überlegte, wem sie vertrauen konnte, kam aber nur auf eine sehr geringe Zahl an Männern. »Ionatán wird wenig Lust haben, wieder auf Buirre zu treffen. Oh, verzeih! Ich vergaß ganz, dass du das auch nicht willst.«
    Ihre Cousine klang so verzweifelt, dass Saraid mit einer lässigen Handbewegung abwinkte. »So schlimm ist das auch nicht! Außerdem steht zu befürchten, dass Kirchberg, wenn du weg bist, Lust bekommt, sich an mir zu vergreifen, und das würde mir gar nicht gefallen. Was Ionatán betrifft, so wird er dir, wenn es nottut, bis in die Hölle folgen. Wir sollten auch Hufeisen mitnehmen, und Herrn Ferdinand würde ich ungern in der Obhut seines missliebigen Verwandten zurücklassen.«
    »Aber er ist doch noch so schwach!«, wandte Ciara ein.
    »Er wird noch schwächer werden, wenn sein Vetter ihm die nötige Hilfe versagt. Zutrauen würde ich es ihm, denn er hat Herrn Ferdinand immer schon gehasst, weil dieser ein wahrer Edelmann ist und er selbst nur eine käufliche Kreatur.«
    Saraid zog eine angewiderte Miene und machte sich ans Packen. Dabei überlegte sie, wie sie vorgehen sollten. »Du bleibst in der Kammer und legst den Riegel vor, während ich weg bin!«
    »Was willst du tun?«
    »Dafür sorgen, dass Hufeisen und Ionatán zum Aufbruch bereit sind. Wir sollten die Stadt nach Anbruch der Nacht verlassen – und zwar durch eine Seitenpforte, die nicht von Kirchbergs Söldnern überwacht wird.«
    »Ich fühle mich schuldig, weil wir so viele der Unseren zurücklassen müssen. Vielleicht sollten wir alle mitnehmen, die dazu in der Lage sind!« Der Gedanke an die Verletzten lag schwer auf Ciaras Seele, doch Saraid war überzeugt, dass die Sicherheit ihrer Cousine nur dann gewahrt blieb, wenn sie sich heimlich fortschlichen.
    »Wir würden auffallen, und mit den Versehrten, die wir tragen müssten, wären wir so langsam, dass Kirchberg uns einholen könnte. Außerdem halte ich es für

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