Feuertochter: Roman (German Edition)
besser, wenn einige gesunde Männer hierbleiben und sich um die Verletzten kümmern.«
Dies sah Ciara ein. Nachdem Saraid die Kammer verlassen hatte, verriegelte sie die Tür und setzte sich auf ihr Bett. Ihre Gedanken wanderten zu Ferdinand, der sich nun noch einmal den Strapazen einer Flucht würde unterziehen müssen, und sie fragte sich bedrückt, was die Zukunft noch für sie bereithalten mochte.
9.
A ls Saraid zurückkehrte, hatte sie Gamhain mitgebracht, die auf Simon von Kirchbergs Befehl im Hundezwinger der Burg eingesperrt worden war. Die Hündin schoss auf Ciara zu, stellte ihr die Beine auf die Schulter und fuhr ihr mit ihrer langen, blassen Zunge durch das Gesicht.
»Lass das!«, schimpfte Ciara, obwohl sie sich freute, Gamhain wieder an ihrer Seite zu wissen. Mit ihr fühlte sie sich sicherer. Allerdings würden sie nun rasch verschwinden müssen, denn Simon hasste das Tier, seit es seine Abneigung gegen ihn deutlich gezeigt hatte, und hatte sogar gedroht, es erschießen zu lassen, falls es noch einmal in der Burg herumstreunte.
»Hast du mit Hufeisen und Ionatán sprechen können?«, fragte Ciara.
»Ja. Ionatán wollte Aithil berichten, dass Kirchberg dir gegenüber zudringlich geworden ist, aber wir konnten es ihm ausreden. Aithil wäre gewiss zornig geworden und hätte Kirchberg zur Rede gestellt – und wäre daraufhin von diesem charakterlosen Kerl festgesetzt worden. Da sich die Unseren so etwas nicht gefallen lassen würden, wäre es unweigerlich zum Kampf gekommen. Aber Kirchbergs Söldner sind uns mehrfach überlegen, und das hätte unser aller Ende bedeuten können. Das hat Hufeisen Ionatán erklärt und ihn so überzeugen können.«
»Das stimmt. Wir können uns keinen Streit mit Kirchberg und dessen Söldnern leisten. Im Grunde ist Léana bereits mehr seine Stadt als die unsere.« Sie verscheuchte diesen Gedanken und stellte die Frage, die ihr am meisten auf dem Herzen lag. »Wie steht es mit Herrn Ferdinand? Kann er uns begleiten?«
»Hufeisen meint ja. Er will ihm aber noch nicht gleich sagen, dass sein Vetter dir aufgelauert hat, denn er hat Angst, dass Herr Ferdinand diesen trotz seiner Verletzungen zur Rede stellen würde.«
»Das ist gut!« Ciara blickte kurz aus dem Fenster und sah die Sonne als rotorangefarbenen Ball hinter den grünen Hügeln im Westen untergehen. »Wir sollten bald aufbrechen.«
»Hufeisen will beim nächsten Schlag der Turmuhr an der Nebenpforte sein. Ionatán hat Léana bereits verlassen und wartet draußen auf uns. Er wollte sich um Fackeln kümmern, damit wir in der Nacht eine größere Strecke zurücklegen können.«
Erleichtert nickte Ciara, denn sie wollte so schnell wie möglich aus Simon von Kirchbergs Nähe kommen. Sie ekelte sich vor dem Mann und vermochte sich nicht mehr zu erklären, wieso sie einmal eine Neigung für ihn verspürt hatte.
Während sie zusah, wie der westliche Himmel sich rot färbte, überprüfte Saraid noch einmal alles, was sie mitnehmen wollten, und stupste dann ihre Cousine an. »Wir sollten aufbrechen.«
Ciara nahm ihr Bündel und öffnete vorsichtig die Tür. Niemand hatte eine Lampe oder einen Kienspan entzündet, daher war es draußen so dunkel, dass man die Hand kaum vor Augen sehen konnte. Vorsichtig tastete Ciara sich bis zur hinteren Treppe, stieg hinab und schlich mit angehaltenem Atem an den Quartieren der Kirchberg-Söldner vorbei zum Ausgang. Gamhain hielt sich still an ihrer Seite.
»Braver Hund!«, flüsterte Ciara, als sie endlich auf dem Burghof standen. Hier brannten ein paar Fackeln, doch die beiden Wächter auf der Wehrmauer blickten in die Nacht hinein und bemerkten nicht, wie die beiden Frauen und die Hündin über den Hof schlichen und in einer dunklen Ecke verschwanden.
Nun musste Saraid die Führung übernehmen. Es dauerte eine Weile, bis sie die Pforte gefunden hatte. An dieser Stelle kam ihnen die Sparsamkeit der Engländer zugute, denn die hatten die Ausgaben für ein richtiges Schloss gespart und nur einen Riegel innen angebracht, der sich leicht zurückschieben ließ. Wenige Atemzüge später standen die beiden Frauen und die Hündin im Freien.
»Wo sind Herr Ferdinand und Hufeisen?«, fragte Ciara besorgt.
»Hier!«, klang es nur wenige Schritte von ihr entfernt auf.
Sie konnten die beiden Männer nur als Schatten gegen den wenig helleren Hintergrund erkennen. Dennoch fiel sowohl Ciara wie auch Saraid ein Stein vom Herzen.
»Wie geht es Euch, Herr Ferdinand? Ich konnte heute nicht
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