Feuertochter: Roman (German Edition)
O’Néill das Land hier beherrscht, ihm Léana nicht übergeben kann, ohne dessen Zorn zu erregen. Ich verspreche Seiner Lordschaft jedoch, mich aus diesem Krieg herauszuhalten und nichts zu unternehmen, was England schadet. Sobald Sir Richard mir einen entsprechenden Preis bezahlen und mir freies Geleit bis zur Küste gewähren kann, sieht die Sache anders aus.«
Deasún O’Corraidh kannte zwar den Inhalt von Haresgills Kriegskasse nicht, ahnte aber, dass es nicht genug Geld sein würde, um Simon von Kirchberg zufriedenzustellen. Doch sein Auftraggeber hatte ihm noch andere Anweisungen erteilt.
»Sir Richard lässt Euch mitteilen, dass Ihr Eure Belohnung nicht nur in Geld, sondern vor allem in Land erhalten werdet. Sobald diese Rebellion niedergeschlagen worden ist, werden etliche Clans ihren Besitz verlieren, der dann an treue Untertanen Ihrer Majestät vergeben wird. Wenn Ihr Euch Seiner Lordschaft anschließt, werdet Ihr genug Land erhalten, um zu den reichsten Männern Irlands zu zählen. Dafür aber müsst Ihr Sir Richard helfen, die Ui’Corra endgültig zu vernichten!«
»Genug Land, sagst du?« Dieses Angebot hatte Simon auch von Oisin O’Corra erhalten, mittlerweile wusste er jedoch, dass dieser gar nicht in der Lage war, auf eigene Faust gutes Land zu verteilen. Das konnte höchstens Hugh O’Neill, und der würde das meiste Land selbst in Besitz nehmen und ihn nur mit einem Bettel abspeisen.
»Wenn Sir Richard mir genug Land verspricht, werde ich mich mit ihm zusammentun«, entfuhr es Simon unwillkürlich, so als hätten seine Wünsche die Zunge gelenkt.
Deasún atmete auf. Nun hatte er den Deutschen an der Angel. Ein Problem gab es allerdings noch zu lösen. Er überlegte kurz, ob er es überhaupt ansprechen sollte, doch da Simon von Kirchberg bereit schien, seine irischen Verbündeten zu verraten, würde er sich gewiss auch zu einem weiteren Schritt durchringen.
»Um einer der hohen Lords hier in Irland werden zu können, sagt Seine Lordschaft Sir Richard, müsst Ihr Eurem katholischen Glauben entsagen und Ihre Majestät, Königin Elisabeth, als Euer neues religiöses Oberhaupt anerkennen.«
Diese Forderung an einen Mann zu stellen, den der Papst höchstpersönlich nach Irland geschickt hatte, war im Grunde eine Unverschämtheit. Im ersten Affekt wollte Simon auch auffahren, zügelte sich aber und dachte nach. Wenn er nach Italien zurückkehrte, würde er sich mit viel Glück irgendwann ein kleines Landgut leisten können. Wahrscheinlicher erschien es ihm, dass er bei einem der vielen Kriegszüge sein Leben verlor und auf irgendeinem Dorffriedhof verscharrt wurde. Hier hingegen konnte er zu einem der bedeutendsten Männer Irlands aufsteigen.
Dieser Gedanke gab den Ausschlag. »Also gut«, sagte er zu Deasún. »Berichte Seiner Lordschaft, dass ich bereit bin, mich mit ihm zu treffen und von Angesicht zu Angesicht mit ihm zu verhandeln. Aber ich forderte absolute Vertraulichkeit! Ich habe nämlich keine Lust, auf einmal O’Néills Truppen vor der Stadt zu sehen und von Sir Richard zu hören, dass er nicht in der Lage sei, mir Entsatz zu leisten.«
»Das ist doch selbstverständlich, Sir!« Deasún grinste erleichtert.
Gleichzeitig sagte er sich, dass sein Verhandlungsgeschick Sir Richard schon einige Münzen wert sein musste. Er versprach Simon, am nächsten Tag mit Haresgills Antwort zurückzukehren, und verließ die Stadt um einiges fröhlicher, als er sie betreten hatte.
Simon von Kirchberg kehrte in die Burg zurück. Unterwegs überlegte er, ob er nun noch Ciara aufsuchen und ihr klarmachen sollte, dass er sich von ihr nicht zum Narren halten ließ. Dann aber winkte er ab und betrat seine Kammer, um sich die Karte Irlands anzusehen. Wenn er hier schon Land erhielt, sollte es so gelegen sein, dass es sich auch lohnte. Das herauszufinden war ihm im Augenblick wichtiger als die Befriedigung seiner Lust.
11.
O hne zu ahnen, dass ausgerechnet Haresgills Angebot an Simon von Kirchberg ihnen den nötigen Vorsprung verschafft hatte, wanderten Ciara und ihre Begleiter durch die urwüchsigen Wälder, an die seit Urzeiten niemand die Axt gelegt hatte, auf das Tal der Ui’Corra zu.
Bei ihrer ersten Reise durch diese Gegend hatte Ciara die mächtigen Bäume mit ihren weiten Kronen und den langen Moosen, die feucht von den Ästen herabhingen, bewundert. Nun aber hatte sie keinen Blick mehr für die urtümliche Landschaft, die Irland in weiten Teilen bedeckte. Selbst als sie ihr Ziel erreichten
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