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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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tiefer in den Wald hinein. Die kleine Gruppe folgte ihm beinahe lautlos, denn allen war klar, dass ein Zusammentreffen mit einer englischen Patrouille ihr Ende bedeuten würde.

9.
    D ie Schlacht von Cionn TSáile, das die Engländer Kinsale nannten, veränderte alles. Die Hoffnungen der Iren auf Freiheit ihrer Insel und ihres Glaubens wurden dort mit einem Schlag vernichtet. Während sich die Überlebenden der vielköpfigen Armee, die Aodh Mór O’Néill zusammengebracht hatte, nach Norden durchschlugen, eilte ihnen die Nachricht von ihrer Niederlage voraus und erreichte schließlich auch Léana. Dort verwaltete Simon von Kirchberg die Stadt zwar noch immer in Oisins Auftrag, schmiedete aber insgeheim an einem Bündnis mit Richard Haresgill.
    Als Deasún O’Corraidh in der Stadt erschien und Simon grinsend ein Blatt Papier mit dem Siegel und der Unterschrift Lord Mountjoys überreichte, begriff der Deutsche, dass die Zeit zum Handeln gekommen war. Der Brief enthielt nicht mehr und nicht weniger als die Meldung, dass Charles Blount, 8. Baron Mountjoy, einen überwältigenden Sieg über den irischen Rebellen Hugh O’Neill errungen und die spanischen Invasionstruppen unter Juan de Aguila gezwungen habe, Irland zu verlassen.
    »Das ist eine gute Nachricht, Sir! Seine Lordschaft lässt Euch ausrichten, dass er Léana jetzt besetzen will. Damit kriegt er ein größeres Stück vom Kuchen ab, der zu verteilen sein wird. Ist ja auch in Eurem Interesse«, erklärte Deasún O’Corraidh grinsend.
    Simon von Kirchberg las den Brief ein zweites Mal, doch der Inhalt blieb der gleiche. Zwar wurde in solchen Botschaften oft grässlich übertrieben, aber selbst wenn er die Hälfte wegstrich, war die Niederlage der Iren noch immer vernichtend. Wechselte er jetzt nicht rasch genug die Seiten, wäre es wahrscheinlich zu spät, sagte er sich und sah Deasún an.
    »Ich muss dringend mit Sir Richard sprechen!«
    »Das hat Seine Lordschaft sich bereits gedacht. Er erwartet Euch heute Nachmittag bei der alten Schänke an der Straße nach Enniskillen.«
    Obwohl er Ire war, verwendete Deasún O’Corraidh den englischen Namen der Stadt, damit Kirchberg wusste, was gemeint war.
    Dieser wischte sich fahrig über das Gesicht und nickte anschließend. »Melde Sir Richard mit meinen besten Empfehlungen, dass ich zu der genannten Stunde dort sein werde.«
    »Seine Lordschaft wird entzückt sein.« Deasún O’Corraidh verbeugte sich und verließ bester Stimmung das Zimmer.
    Kurz dachte er daran, wie sehr sich seine Situation gewandelt hatte, seit Haresgill ihn zum ersten Mal zu Simon von Kirchberg geschickt hatte. Nun gab es in Léana keine Ui’Corra mehr, die ihn als Verräter ansehen und einen Kopf kürzer machen konnten. Diejenigen, die wieder auf die Beine gekommen waren, hatte Kirchberg in ihr Tal zurückgeschickt, und jene, die gestorben waren, auf einem nahe gelegenen Friedhof begraben lassen. Auf jeden Fall, fand Deasún, mussten seine Botendienste sowohl Haresgill wie auch Kirchberg einiges wert sein, und er beschloss, die Herren zu gegebener Zeit daran zu erinnern.
    Auch Simon von Kirchberg überlegte, was er von Haresgill als Belohnung fordern konnte. Ein großer Landbesitz mit mehreren Dutzend Pächtern musste diesem die friedliche Übergabe der Stadt schon wert sein.
    Er ahnte nicht, dass er Deasún O’Corraidhs übertriebener Ausdruckweise zum Opfer gefallen war, der Richard Haresgill immer »Seine Lordschaft« genannt hatte, obwohl dieser nur den Rang eines schlichten Knights einnahm. Eine so hochgestellte Persönlichkeit, dass er nach Belieben Landbesitz in Irland verteilen durfte, war Haresgill noch lange nicht. Aber Simon von Kirchberg hielt ihn dafür und sah sich selbst bereits in prachtvoller Kleidung vor die englische Königin treten und von ihr huldvoll begrüßt werden.
    Über seinen Hoffnungen und Träumen vergaß er jedoch nicht das Hier und Jetzt, sondern machte sich zu gegebener Stunde auf den Weg. Da keiner seiner Söldner ein guter Reiter war, befahl er kurzerhand, ein Pferd für Sir James Mathison zu satteln. Immerhin war der junge Mann der Sohn eines mächtigen englischen Lords, und er wollte sich auch dessen Gunst versichern.
    Unterwegs unterhielt Simon sich mit Mathison, als wären sie die besten Freunde. Seine Anspannung wuchs jedoch mit jedem Yard, den er sich der alten Schenke näherte. Diese stand dicht am Fluss und war von hohen Eichen umgeben. Einst waren Schiffer und Fuhrleute dort eingekehrt. Schon zu

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