Feuertochter: Roman (German Edition)
erwischt, mein Freund, und das ist gut so. Die besten Männer meines Clans warten bereits drüben auf mich.«
»Das dürft Ihr nicht sagen! Wir müssen doch Ciara befreien«, rief Ferdinand verzweifelt.
Oisin hob angespannt die Hand. »Seid still, ich höre was!«
Jetzt spitzte auch Ferdinand die Ohren und vernahm eine rauhe Stimme. »Ich bin nicht bereit, gute Männer zu riskieren, um die Kerle da oben aus ihrem Taubenschlag herauszuholen. Holt Pulver und Zündschnüre! Wir sprengen die Turmspitze ab. Dann fahren sie ganz sicher zur Hölle.«
»Haresgill! Jetzt ist er am Ziel.« Oisin war zu Boden gesunken und lehnte mit grauem Gesicht an einem Balken. Zwischen den auf die Brust gepressten Fingern quoll es rot, und seine Miene verriet, dass er sich aufgegeben hatte.
Ferdinand sah keinen anderen Ausweg, als nach unten zu stürmen und so viele Engländer mitzunehmen, wie es nur möglich war. Schnell wollte er sich von Oisin verabschieden, doch der Ire umklammerte seine Hand.
»Ihr dürft Euer Leben nicht sinnlos opfern, mein Freund. Seht Ihr dieses Fenster dort? Es ist zwar schmal, aber vielleicht könnt Ihr Euch hindurchzwängen und in die See springen. Zwar geht es weit in die Tiefe, aber man erzählt sich, dass man Eachann O’Néill, den Mörder meines Ahnen Bran, in diese Kammer eingesperrt hatte und er auf diese Weise entkommen ist.«
Ferdinand schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich! Ich würde auf den Klippen zerschmettern.«
»Es gibt dort eine Stelle ohne Klippen. Versucht es wenigstens! Hier erwartet Euch der sichere Tod. Denkt an Ciara! Ihr wollt sie doch befreien.«
Auf Oisins Drängen hin trat Ferdinand ans Fenster und sah hinaus. Er nickte versonnen und drehte sich um. »Ich gehe nicht ohne Euch!«
»Ihr müsst, mein Freund! Mein Leben ist am Ende, und ich bin niemandem mehr nütze. Lebt wohl! Lasst Euch noch sagen, dass ich stolz bin, weil ich an Eurer Seite kämpfen durfte. Rettet Ciara!« Beim letzten Wort sank Oisins Kopf auf die Brust, und Ferdinand begriff, dass mit dem Blut auch das Leben seines Freundes verrann.
Von unten klangen die Stimmen der Engländer herauf. Ferdinand hörte, wie einer meinte, das Pulver reiche nun. Entschlossen zwängte er sich durch das Fenster, nahm Maß und schnellte durch die Luft. Während er mit den Beinen voraus in die Tiefe stürzte, dachte er, dass ihm jetzt nur noch sämtliche Heiligen helfen konnten.
20.
C iara musste hilflos mit ansehen, wie Ferdinand und ihr Bruder vom Feind immer weiter nach oben getrieben wurden. Als es ihnen gelang, die oberste Kammer zu erreichen und die Falltür hinter sich zu schließen, fiel ihr ein Stein vom Herzen. Doch da tauchte Haresgill auf ihrer Etage auf und befahl, die Spitze des Turms abzusprengen.
Hasserfüllt wich sie bis an ihr Bett zurück und griff nach ihrem Dolch. Auch wenn es sie das Leben kosten würde, so sollte ihr Feind nicht triumphieren.
Sie kam gerade bis zur Tür, als einer der Engländer den Dolch in ihrer Hand bemerkte und mit der flachen Klinge zuschlug. Mit einem erstickten Laut sank Ciara zu Boden. Haresgill fuhr herum und starrte auf die junge Frau herab, die noch in der Bewusstlosigkeit den Dolch fest umklammert hielt.
Mit einer höhnischen Miene, die sein Erschrecken verbergen sollte, beugte der englische Edelmann sich über sie. »Eine hübsche Stute will unser Freund Kirchberg da für sich haben. Am liebsten würde ich sie ja selbst reiten!«
Sein Hass auf die Ui’Corra war so groß, dass Haresgill überlegte, die Frau dem Deutschen zu verweigern. Andererseits würde er dann auch Kirchberg aus dem Weg räumen müssen, um vor dessen Rache sicher zu sein. Er hatte dem Mann jedoch sein Wort gegeben, und das war bekannt. Wenn er nicht vor seinen Landsleuten als Eidbrecher und Verräter dastehen wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als auf die Frau zu verzichten.
»Wo ist Kirchberg?«, fragte er.
»Hier!« Nachdem der Kampf um den Turm entschieden war, hatte auch Simon sich wieder nach oben gewagt.
Haresgill wies auf Ciara. »Nehmt das Weibsstück! Deasún O’Corraidh soll Euch zum nächsten englisch kontrollierten Hafen bringen. Von dort könnt Ihr nach London fahren und Ihrer Majestät Euer Anliegen vortragen.«
»Aber Ihr wolltet doch …«, begann Simon, wurde aber von Haresgill rüde unterbrochen.
»Was ich für Euch tun konnte, habe ich getan. Doch nun sollten wir den Turm verlassen, damit der letzte O’Corra mit Getöse zur Hölle fahren kann!«
Und Ferdinand mit
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