Feuertochter: Roman (German Edition)
ihm, dachte Simon mit grimmiger Zufriedenheit, während er die bewusstlose Ciara aufhob und nach unten trug.
Auch Haresgill wollte den Turm verlassen, doch da trat sein Stellvertreter auf ihn zu. »Wir haben zwei Weiber gefangen, recht ansehnliche, wie ich sagen muss. Sollte man bei diesen Iren eigentlich gar nicht glauben.«
Auf seinen Wink stießen zwei Männer Saraid und Bríd vor sich her. Haresgill betrachtete die beiden vor Schreck erstarrten Frauen und nickte. »Ein guter Fang! Ich werde mich zuerst mit der einen und dann mit der anderen vergnügen. Danach könnt ihr sie haben – vom ersten bis zum letzten Mann.«
»Englisches Schwein!«, stieß Saraid aus.
Doch Haresgill lachte nur und befahl, sie und Bríd nach draußen zu bringen.
»Ein paar der Iren sind noch nicht ganz tot. Sollen wir ihnen die Kehlen durchschneiden?«, fragte sein Stellvertreter.
»Lasst mal! Die gehen drauf, wenn der Turm zusammenbricht!«, antwortete Haresgill und stieg nach unten. Dabei entging ihm, dass Buirre sich leicht aufrichtete und ihm aus blutunterlaufenen Augen nachstarrte.
Bevor der letzte Engländer den Turm verließ, zündete er die Lunte an. Danach waren nur noch deren Zischen und der ewige Klang der Brandung zu hören. Buirre begriff, dass er sterben würde, wenn er liegen blieb, und kämpfte sich auf die Beine.
Die Treppe hinab ging es ihm so schlecht, dass er sich an dem morschen Strick festhalten musste, der als Geländer diente. Dabei nahm er wahr, dass ihm jemand folgte. Er drehte sich um und sah Seachlann. Diesem lief dass Blut wie ein Brunnen aus einer Kopfwunde, doch er grinste. »Freut mich, dass du auch noch auf den Beinen stehst, alter Freund!«
Buirre sah zu der Lunte hoch, die schon ein ganzes Stück über ihnen brannte und begriff, dass er sie nicht mehr erreichen und löschen konnte. »Wir müssen raus! Die sprengen den Turm in die Luft.«
»Raus? Direkt den Engländern vor die Schwerter?« Noch während Seachlann seinem schmerzenden Kopf einen klaren Gedanken abzuringen versuchte, öffnete sich die Falltür, die zu den Vorratskammern im Kellergeschoss führte. Hufeisen streckte den Arm heraus und packte ihn am Bein.
»Schnell, kommt her! Hier sind die Mauern dicker, und es gibt ein festes Gewölbe! Vielleicht halten die Steine die Explosion aus.«
Buirre und Seachlann kletterten in die Kammer hinab. Hinter ihnen schloss Hufeisen die massive Falltür und schob den Riegel vor.
Im nächsten Augenblick krachte es. Der Turm schwankte, als bräche er über ihnen zusammen. Einzelne Steine zerplatzten wie Glas und verstreuten ihre Splitter in der Kammer. Die Decke hielt jedoch stand, und als der Lärm verebbte, begriff Hufeisen, dass sie die Sprengung überlebt hatten.
»Wie bist du denn hier hereingekommen?«, fragte Buirre mit verkniffener Miene.
»Ionatán und ich sind wach geworden, als die Kerle bereits im Turm waren«, erklärte Hufeisen. »Es waren zu viele, als dass wir mit ihnen hätten fertig werden können. Daher sagte ich mir, wir verstecken uns und warten, bis wir eine bessere Chance haben und vielleicht sogar diejenigen von uns, die sie gefangen nehmen, befreien können.« Dabei fragte Hufeisen sich jedoch selbst, ob er jetzt feige gewesen war und seinen Herrn im Stich gelassen hatte oder klug.
Er schüttelte sich und wies dann zur Falltür. »Und jetzt sollten wir zusehen, dass wir aus dieser verdammten Scheiße herauskommen.«
»Sie wollen Saraid vergewaltigen, und zwar Mann für Mann – und Bríd auch«, brach es aus Buirre heraus.
Hufeisens Miene wurde hart. »Kommt jetzt! Wir haben etwas zu tun!«
Ihm war ebenso klar wie den anderen, dass sie die beiden Frauen wahrscheinlich töten mussten, um zu verhindern, dass sie Haresgill und seinen Soldaten zum Opfer fielen. Und auch ihr Leben würde es kosten, doch das schien ein geringer Preis, wenn sie dafür ein paar Engländer zur Hölle schicken konnten.
Hufeisen und Ionatán stemmten sich mit aller Kraft gegen die Falltür, um sie hochzuwuchten. Doch es tat sich nichts. Sie fürchteten schon, lebendig begraben zu sein, nahmen noch einmal alle Kraft zusammen und pressten sich gegen das Holz. Endlich hörten sie, dass über ihnen Trümmerstücke ins Rutschen kamen, und verdoppelten ihre Bemühungen. Kurz darauf gelang es ihnen, die Falltür zu öffnen und hinauszuschauen.
Draußen lagen Steine und Staub fast kniehoch, und auf der Treppe häuften sich die Trümmer. Hätte der Zugang zum untersten Geschoss nicht unter dem
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