Feuertochter: Roman (German Edition)
saures Gesicht. »Mann, willst du mich arm machen?«
»Billiger kann ich es Euch nicht geben«, rief der Ire händeringend. »Ich ruiniere mich mit diesem Preis bereits selbst.«
»Also gut! Aber dafür dürfen die Frauensachen nicht viel kosten«, begann Hufeisen das Feilschen erneut.
Diesmal dauerte es etwas länger, bis er den Händler so weit gebracht hatte, auf eine passende Summe herunterzugehen. Während Hufeisen bezahlte, zwinkerte er Ionatán heimlich zu. Er war sehr zufrieden mit sich und kaufte kurz entschlossen noch ein hübsches Schultertuch für Saraid. Auf dem Weg zur Tür wandte er sich noch einmal um. »Wir wollen von hier nach England übersetzen. Weißt du ein Schiff, das bald dorthin ausläuft?«
»Nach England wollt Ihr? Schade, dass Ihr nicht früher gekommen seid. Heute Morgen hat ein Schiff abgelegt, das nach Bristol will. Ein hoher Herr ist mit seiner Dame und seinem Diener mit ihm gefahren.«
»Ein hoher Herr?« Hufeisen spürte, wie es in seinem Nacken kribbelte. Er fragte den Händler genauer nach diesem Mann und war dann sicher, dass es sich um Simon von Kirchberg gehandelt haben musste. Dieser hatte Ciara mitgenommen und einen Iren. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Eachann die beiden als Mann und Frau bezeichnet hatte.
»Ein Ehepaar also?«, bohrte er mit wachsendem Schrecken nach.
»Ein sehr frischgebackenes. Reverend O’Halley hat sie gestern Nachmittag getraut. Er musste es als katholischer Priester verkleidet tun, wegen der Lady, müsst Ihr wissen. Sie ist …«
Was der Händler noch sagte, ging an Hufeisen vorbei. Ciara hatte Simon von Kirchberg geheiratet! Welcher Dämon mochte sie geritten haben, dies zu tun. Er nahm die gekauften Sachen, teilte sie so auf, dass Ionatán den größeren Teil tragen musste, und verließ den Laden ohne Abschied. Auf dem Weg zurück in den Wald überlegte er verzweifelt, wie er Ferdinand diese Nachricht beibringen sollte.
5.
H ufeisen wartete mit der schlechten Neuigkeit, bis Ferdinand und die beiden Frauen sich umgezogen hatten. Nach all den Monaten in schlichter Kriegerkleidung fühlte Ferdinand sich in seinem neuen Gewand zunächst unwohl und zupfte und zerrte überall herum. Saraid und Bríd hingegen waren dankbar, die Männerhosen und Wämser ablegen zu können, denn der rauhe Stoff hatte ihnen Schenkel und Brüste aufgerieben. Als sie in die Frauenkleider schlüpften, entschuldigte Hufeisen sich, weil er nichts Besseres hatte finden können.
Saraid winkte lachend ab. »Wenn es schmutzige Arbeit zu tun gab, war ich nicht besser angezogen und Bríd auch nicht.«
»Ich bin ganz zufrieden«, erklärte die Magd und überlegte, ob sie die Stunden, die sie in Männerverkleidung verbracht hatte, wirklich beichten musste. Schließlich hatte außer ihren Freunden niemand sie darin gesehen.
Anders als die Frauen fühlte Hufeisen sich nicht wohl in seiner Haut. Schließlich sah er Ferdinand seufzend an. »Euer Vetter war vor uns in der Stadt und hat sie heute Morgen mit einem Schiff in Richtung England verlassen.«
»Und? War Ciara bei ihm?«, fragte Ferdinand erregt.
»Ja. Aber das ist noch nicht alles. Der Händler, von dem wir die Kleider haben, hat mir erzählt, dass die beiden gestern Nachmittag geheiratet haben.«
Jetzt war es heraus. Hufeisen behielt Ferdinand im Blick, der zunächst ungläubig den Kopf schüttelte. »Das sagst du doch nicht im Ernst!«
»Leider ist es mein voller Ernst«, antwortete Hufeisen. »Ein englischer Pfaffe soll sie als katholischer Priester verkleidet getraut haben.«
Ferdinand packte den Söldner erregt und schüttelte ihn. »Das ist unmöglich! Ciara würde das niemals tun!«
»Gewiss glaubt sie, Ihr wäret nicht mehr am Leben«, wandte Ionatán ein.
»Aber Simon hat uns alle verraten und ist am Tod ihres Bruders schuld!« Ferdinand konnte und wollte es nicht glauben.
Da mischte sich Saraid ein. »Ciara wurde bei dem Überfall von einem englischen Soldaten bewusstlos geschlagen, und sie war noch nicht wieder bei Sinnen, als Euer Vetter mit ihr und diesem elenden Verräter Deasún O’Corraidh losgeritten ist. Wer weiß, was dieser Schurke ihr erzählt hat!«
»Wenn Herr Simon Ciara belogen hat, ist nicht alles verloren. Sobald seine Schuld am Tod ihres Bruders bekannt wird, kann sie die Auflösung der Ehe verlangen. Auch wurde die Ehe von einem Ketzerpriester geschlossen. Damit ist sie wahrscheinlich nicht gültig!« Hufeisen brachte einige Punkte vor, die Ferdinand neue Hoffnung machen
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