Feuertochter: Roman (German Edition)
Hufeisen fand, sich die von Saraid und Bríd gestickten Wappen ganz gut ausmachen würden. Daher feilschte er nur wenig mit dem Händler und wollte schon gehen, als ihm noch etwas einfiel.
»Wenn du hier alles Mögliche an- und wieder verkaufst, kommst du doch gewiss mit vielen Schiffern und Matrosen zusammen. Vielleicht weißt du jemanden, der meinen Herrn und uns nach England bringen kann.«
»Die nächste Zeit wird keiner dorthin aufbrechen«, antwortete der Händler.
»Das ist dumm. Wir sind nämlich in großer Eile!« Hufeisen ließ einen Shilling aufblitzen, der Eachann zeigen sollte, dass sie sich beim Preis für die Passage nicht geizig zeigen würden.
Die Miene des Händlers verriet, dass der angestrengt nachdachte. »Nun, direkt nach England schippert keiner. Aber mein Neffe fährt morgen auf die See hinaus, um sich mit einem Schiff zu treffen, das von England kommt. Er nimmt normalerweise keine Passagiere mit, doch für einen guten Lohn ist er vielleicht dazu bereit. Soll ich mit ihm reden?«
»Tu das!«, forderte Hufeisen ihn auf.
Ihm war klar, dass es sich bei dem Neffen um einen Schmuggler handelte, der fremde Waren an den Zollstellen in den großen Hafenstädten vorbei ins Land schaffte. Solche Männer waren nicht unbedingt zuverlässig. Dennoch reichte er Eachann den Shilling und klopfte ihm auf die Schulter.
»Wenn dein Neffe uns zu diesem englischen Schiff bringt, bekommt diese Münze ein Junges!«
Eachanns Augen blitzten begehrlich auf, und er versprach, sofort Bescheid zu geben, wenn sein Verwandter damit einverstanden wäre, die Gruppe mitzunehmen.
Hufeisen kehrte mit einer guten Nachricht in die Herberge zurück und verstärkte damit Ferdinands Hoffnung, Ciara bald aus Simons Klauen befreien zu können.
»Wir müssen ab jetzt jederzeit zum Aufbruch bereit sein«, wies er die anderen an.
Saraid stemmte die Hände in die Hüften. »Was ist mit den Stickereien? Sollen wir die vielleicht an Bord eines Schiffes fertigstellen?«
»Wenn es nicht anders geht, ja.« In Ferdinands Augen waren die gestickten Wappen bereits nebensächlich. Er wollte Ciara rasch folgen und war bereit, jede Möglichkeit dazu auszunützen, auch wenn es ein Schmugglerschiff war.
7.
E achann erschien noch am selben Abend in der Herberge und setzte sich neben Hufeisen an den Tisch. Dabei sah er dessen Metbecher mit großen Augen an und leckte sich die Lippen. »Die Luft ist heute arg trocken, findet Ihr nicht auch?«
Da es draußen wie aus Kübeln schüttete und das Feuer im Kamin kaum gegen die feuchte Kälte ankam, musste Hufeisen nicht lange raten, was diese Bemerkung bedeutete. Er winkte dem Wirtsknecht, einen weiteren Becher zu bringen, und schenkte dem Händler ein. »Zum Wohl!«
»Auf eine glückliche Überfahrt nach England!«, antwortete Eachann grinsend und trank den Becher in einem Zug aus.
»Bei einem solchen Wetter muss man gelegentlich einen Schluck Whiskey als Medizin nehmen, damit es einem nicht auf die Lunge schlägt«, fuhr er fort.
Hufeisen bestellte sogleich zwei Becher Whiskey, schwor sich aber, dem Händler ein paar saftige Ohrfeigen zu versetzen, wenn dieser nur zum Schnorren gekommen war, ohne die ersehnte Nachricht mitzubringen.
Nachdem Eachann noch einen gehörigen Schluck Whiskey getrunken hatte, zwinkerte er Hufeisen vertraulich zu. »Kommt morgen früh um sechs zum Hafen. Seid aber pünktlich! Mein Neffe wartet nicht. Wie war das jetzt mit dem zweiten Shilling?«
Es passte Hufeisen wenig, die Belohnung schon vorher bezahlen zu müssen, aber er traute es Eachann zu, ihre Überfahrt platzen zu lassen, wenn er das Geld nicht erhielt. Daher schob er ihm die Münze hin und zahlte ihm auch noch einen zweiten Whiskey und drei weitere Becher Met. Erst danach konnte er nach oben gehen, um den anderen Bescheid zu sagen.
Ferdinand sah ihm an, dass er gute Nachrichten brachte. »Der Schiffer nimmt uns also mit?«
»Wir sollen morgen um sechs Uhr in der Früh am Hafen sein. Er wird nicht auf uns warten«, erklärte Hufeisen.
»Das muss er auch nicht! Ich werde dem Wirt einen Viertelshilling dafür versprechen, dass er uns früh genug weckt. Alles, was wir unterwegs brauchen, machen wir bereits heute Abend fertig!« Ferdinand nickte Hufeisen dankbar zu und sagte sich, dass er ihn irgendwann einmal für seine Treue belohnen musste. Vorher aber wollte er Ciara finden und retten. Mit diesem Gedanken ging er wenig später zu Bett.
Als er erwachte, war es noch dunkel, und er wusste nicht, wie
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