Feuertochter: Roman (German Edition)
ins Boot zu steigen. Just in dem Augenblick eilte Eachann herbei und fasste Ferdinand am Arm.
»Euer Diener hat mir einen Shilling dafür versprochen, wenn ich meinen Neffen überrede, Euch mitzunehmen!«
Bevor Hufeisen etwas sagen konnte, reichte Ferdinand dem Händler die Münze. »Hier, braver Mann, du hast es dir verdient!«
»Vor allem hat er gut verdient«, murmelte Hufeisen grollend. »Ich habe ihm den Shilling bereits gestern Abend gegeben. Wenn Ihr wollt, Herr Ferdinand, laufe ich ihm hinterher und nehme ihm das Geld wieder ab.«
Als er Anstalten machte, wieder von Bord zu steigen, hielt Ferdinand ihn auf. »Bleib! Oder willst du hier einen Streit anfangen. Die Schiffer sind gewiss auf seiner Seite.«
»Aber …«, wollte Hufeisen sich beschweren, wurde jedoch von dem Kapitän unterbrochen.
»Da ich euch alle mitnehmen soll, muss ich ein paar meiner Männer zurücklassen, weil sonst der Platz nicht reicht. Eure Lordschaft können sich ruhig neben mich setzen, während ich das Steuer halte. Eure beiden Knechte und die Weibsstücke müssen jedoch rudern, bis wir genug Wind haben, um das Segel aufzuziehen.«
»Das ist unverschämt«, brauste Ferdinand auf.
»Tut es oder steigt aus!«
Hufeisen winkte ab. »Lasst es, Herr Ferdinand. Ionatán und ich können rudern. Die Frauen aber nicht.«
»Glaubt Ihr, wir sind aus Glas und zerbrechen bei der geringsten Anstrengung?«, fragte Saraid spöttisch und setzte sich auf eine Ruderbank. Bríd nahm neben ihr Platz und ergriff den Riemen. »Wir sind bereit«, rief sie mit entschlossener Miene.
»Dann sei es!« Der Kapitän stieß das Boot vom Ufer ab und richtete den Bug aufs Meer hinaus. Gleichzeitig gab er im singenden Tonfall den Takt für die Männer und Frauen vor, welche die Riemen bedienten.
Es passte Ferdinand überhaupt nicht, dass seine Begleiter rudern mussten. Doch sie waren auf den Schiffer angewiesen, und der nutzte diesen Umstand schamlos aus. Ferdinand überlegte schon, ob er wenigstens Saraid die Arbeit ersparen und an ihrer Stelle rudern sollte. Immerhin zählte sie als Ciaras Cousine zum Adel in Irland. Ihr Blick warnte ihn jedoch davor, es zu tun. Er hatte als englischer Edelmann zu gelten, und ein solcher beschmutzte sich die Hände nicht mit solchem Tun.
Nach einer Weile prüfte der Schiffer den Wind und befahl seinen Männern, das Segel aufzuziehen. Saraid und die anderen konnten nun die Riemen einholen und verschnaufen. Während Ferdinands Blick über die See schweifte, wo das Schiff auftauchen musste, das sie nach England bringen sollte, starrten Saraid, Bríd und Ionatán auf die Küste Irlands, die langsam hinter ihnen versank. Alle drei ahnten, dass sie ihre Heimat nie wiedersehen würden, und kämpften gegen die Tränen an.
Saraid schlug ein ums andere Mal das Kreuz, damit die Heiligen Irlands ihr und den anderen auch in der Ferne beistanden. Dann richtete sie ihre Gedanken auf die nahe Zukunft und fragte sich, welche Möglichkeiten es gab, Ciara zu befreien. Ihre Cousine war durch ihre Heirat mit unsichtbaren Fesseln an Simon gebunden, die sich nur gewaltsam durchtrennen ließen.
Es waren schwere Stunden für die drei, deren Wiegen in Irland gestanden hatten. Erst der Ruf »Segel in Sicht!« riss sie aus ihren trüben Gedanken, und sie blickten nach vorne.
Ein Matrose kletterte auf den Mast und winkte dann zu seinem Kapitän herab. »Es ist die Belle! «
Bei den Schiffern machte sich Erleichterung breit, denn gelegentlich verirrten sich auch Piraten in diese Gegend und raubten die Küstenschiffer aus. Der Kapitän korrigierte den Kurs nach den Anweisungen seines Ausgucks, und schon bald sahen sie eine mittelgroße Karacke vor sich, auf der eben die Segel gerefft wurden. Wenig später waren sie dem Schiff so nahe gekommen, dass Leinen herübergeworfen werden konnten. Rasch banden die Matrosen die beiden Schiffe aneinander. Bei der Karacke wurde eine Stenge umgeschwenkt und als Kran benützt, damit die Ladung schnell übergeben werden konnte.
Die ersten Kisten waren bereits im Boot, als der Kapitän der Karacke auf die Gruppe um Ferdinand zeigte. »Was sollen diese Leute? Seid wann habt ihr Weiber dabei?«
»Die Herrschaften suchen eine Möglichkeit, nach England zu kommen«, erklärte Eachanns Neffe.
Der Kapitän lachte. »Nach England! Das ist was Neues. Meistens wollen solche Herrschaften auf den Kontinent. Aber mir soll es gleich sein, wenn der Preis stimmt.«
Er nannte eine unverschämt hohe Summe und schüttelte den
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