Feuertochter: Roman (German Edition)
den Ruf eines katholischen Fanatikers geraten wäre. Zum Glück hatte er Robert Cecil Ferdinands Rolle erklären können. Ihm kam der beruhigende Gedanke, dass sich sein Vetter auch in Zukunft als idealer Sündenbock eignete, dem er alle für England unangenehmen Taten anhängen konnte, die mit dem Namen Kirchberg in Verbindung gebracht wurden.
Mit diesem Vorsatz schlief er ein und träumte von einem gewaltigen Besitz in Irland, mit dem die dankbare Elisabeth ihn belohnt hatte. Das Gefühl war so stark, dass er sich nach dem Aufwachen erst wieder ins Gedächtnis rufen musste, dass es noch nicht so weit war.
Aus der Erfahrung der Tage heraus, in denen er mit knurrendem Magen hatte warten müssen, frühstückte er ausgiebig, machte sich dann zum Ausgehen zurecht und befahl Deasún O’Corraidh, ihn zu begleiten. Beim Palast angelangt, erklärte Simon den Wachen, dass Sir Robert Cecil persönlich für ihn eine Audienz bei der Königin erwirkt habe.
»Der Lordkanzler ist vorhin eingetroffen. Wenn Ihr erlaubt, führe ich Euch zu ihm«, erklärte der Offizier der Wache und schritt voraus.
Simon folgte ihm und fand sich in einem kleinen, düsteren Raum wieder. An dem einzigen Fenster stand Robert Cecil und blickte hinaus. Als Simon eintrat, wandte er sich um.
»Wir müssen noch ein wenig warten, bis Ihre Majestät bereit ist, uns zu empfangen. Ich habe ihr bereits meine Empfehlung überbringen lassen.«
»Ich danke Eurer Exzellenz!« Simon verbeugte sich und rieb sich innerlich die Hände. Wenn er diesen Palast verließ, würde er endlich mehr sein als ein kleiner Söldnerhauptmann, der froh sein musste, wenn die hohen Herren, denen er diente, ihm wenigstens seine Auslagen für die Aufstellung seiner Kompanie ersetzten.
Zu Simons Überraschung erschien schon nach kurzer Zeit eine Kammerfrau der Königin und forderte sie zum Eintreten auf.
Robert Cecil ging voraus, verbeugte sich gleich hinter der Tür und musterte Elisabeth unauffällig aus dem Augenwinkel. Sie ist alt geworden, dachte er besorgt. Selbst Perücke und Schminke konnten dies nicht mehr verbergen. Auch ihre Haltung war anders als früher. Sie hielt den Kopf gesenkt, und die Lippen waren zu einem Strich zusammengepresst. Die Augen wirkten matt und so müde, als sei sie der Welt überdrüssig geworden. Das dunkle Kleid, welches eher einer trauernden Witwe angemessen war denn einer jungfräulichen Königin, verstärkte diesen Eindruck noch.
Seit Essex’ Hinrichtung war sie nicht mehr dieselbe, fand Cecil und beschloss, noch am selben Tag einen Boten nach Edinburgh zu schicken, um James IV. von Schottland zu informieren, dass es wohl nicht mehr lange dauerte, bis er sich auch James I. von England und Irland würde nennen können. Vorher aber galt es, diese Audienz hinter sich zu bringen.
»Euer Majestät, darf ich Euch Herrn Simon von Kirchberg vorstellen, den Sir Richard Haresgill of Gillsborough als einen treuen Diener Eurer Majestät bezeichnet hat.«
Elisabeth hob ein wenig den Kopf und musterte Simon, der nun hinter Cecil hervortrat und sich geziert vor ihr verbeugte, mit abschätzigem Blick. »Ich habe mir die Berichte über diesen Herrn, die Ihr mir habt zukommen lassen, angesehen und mir mein Urteil gebildet.«
Die Stimme der Königin klang brüchig und verriet starkes Missfallen.
Während Simon trotzdem noch hoffte, trat Robert Cecil beiseite und winkte mehrere Leibwachen heran, um den Deutschen bändigen zu können, wenn es nötig sein sollte.
Die Königin wies mit der ausgestreckten Hand auf Simon und sprach zornig weiter. »Dieser Mann wurde nach Irland geschickt, um England zu bekämpfen. Stattdessen hat er den Papst verraten, der sowohl sein Souverän wie auch sein geistliches Oberhaupt ist. Genauso hat er seine irischen Verbündeten verraten, vor allem seinen Freund Oisin O’Corra, der durch seine Handlungen ebenso zu Tode kam wie der eigene Vetter Ferdinand von Kirchberg. Dieser mag unser Feind gewesen sein, aber im Gegensatz zu Herrn Simon war er ein ehrlicher, wackerer Krieger, der selbst meinen Offizieren wie Sir James Mathison und Sir Humphrey Darren Achtung abgenötigt hat.«
»Euer Majestät, ich verstehe nicht«, rief Simon entsetzt dazwischen.
Die Miene der Königin wurde zu einer Maske des Abscheus. »Ihr werdet gleich verstehen, wie ich es meine, Herr Simon. Wie viel Treue, glaubt Ihr, kann ich von jemandem erwarten, der dieses Wort nicht einmal kennt? Ihr habt Euch mit Haresgill zusammengetan, weil Ihr Euch einen
Weitere Kostenlose Bücher