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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sondern hing seinen Gedanken nach, in denen er abwechselnd Königin Elisabeth und Robert Cecil den Hals umdrehte. Da dies aber niemals durchzuführen wäre, brauchte er ein anderes Opfer für seinen Zorn.
    Als er im Hof der Herberge aus dem Sattel stieg, warf er einem Knecht die Zügel zu. »Der Hengst bleibt gesattelt! Ich muss gleich wieder los.«
    Nach diesen Worten stürmte er ins Haus, stieg die Treppe empor und platzte in die Kammer, die er mit Ciara teilte.
    Diese saß am Fenster und nähte weiter den Saum ihres Kleides, ohne aufzusehen.
    Simon blieb vor ihr stehen und fragte sich, was er mit ihr anfangen sollte. Da sich die Hoffnung auf Landbesitz in Irland für ihn nicht erfüllt hatte, war sie für ihn wertlos geworden und zudem ein Hindernis auf seinem weiteren Weg. Ich hätte sie niemals heiraten dürfen, setzte er für sich hinzu, denn nun war sie nichts weiter als ein Klotz am Bein. Außerdem hatte sie sich für seinen Vetter Ferdinand entschieden und hätte wohl diesen geheiratet, wenn der Kerl nicht mit dem Turm in die Luft geflogen wäre.
    Der Gedanke, dass sie bereits bei seinem Vetter gelegen sein könnte, machte ihn mit einem Mal rasend, und er schlug ohne Vorwarnung zu. Seine Hand klatschte ihr ins Gesicht, und ihre Nase begann zu bluten. Noch bevor Ciara reagieren konnte, versetzte er ihr einen weiteren Schlag.
    Ihre Empörung war größer als ihr Schmerz. Als er wieder ausholte, zog sie ihm mit einem raschen Griff den Dolch aus der Scheide und reckte ihm die Klinge entgegen.
    »Schlagt mich noch einmal, und Ihr werdet es bereuen!«, warnte sie ihn mit leiser, aber eindringlicher Stimme.
    Da Simon sie gut genug zu kennen glaubte, wusste er, dass dies keine leere Drohung war, und wich unwillkürlich vor ihr zurück. In dem Augenblick fiel ihm ein, wie er sie noch sehr viel härter treffen konnte als mit körperlicher Gewalt.
    Mit einem hämischen Lachen zog er die Ledermappe unter seinem Wams hervor und fischte die Heiratskunde heraus. »Hör mir gut zu, meine Liebe! Richard Haresgill – seine Seele möge in der Hölle braten! – hat mich mit dem Versprechen von Landbesitz dazu gebracht, mich den Engländern anzuschließen. Deswegen habe ich Haresgill Léana übergeben, ihm geholfen, erneut das Tal eures Clans zu besetzen, und ihm zuletzt noch das Tor eures Turms am Meer geöffnet, damit er deinen Bruder endlich umbringen konnte. Dich habe ich geheiratet, damit die verdammten Iren mich als Freund und meine Knechte mich als ihren Herrn anerkennen sollten.«
    Simon verstummte kurz und genoss das Entsetzen, das sich auf Ciaras Gesicht abzeichnete. Doch noch war er nicht fertig.
    »Haresgills Versprechen waren jedoch das Papier nicht wert, auf das sie geschrieben waren, denn Ihrer englischen Majestät haben es beliebt, mir den Lohn für meine Hilfe zu verweigern. Außerdem muss ich England innerhalb von drei Tagen verlassen. Daher werde ich gleich nach unten gehen, mich auf mein Pferd schwingen und verschwinden, ohne den Wirt zu bezahlen. Du weißt, was das heißt? Er wird das Geld für die Unterkunft von dir verlangen und dich, da du keines hast, ins Schuldgefängnis werfen lassen! Oder aber er besteht darauf, dass du das Geld auf andere Weise für ihn verdienst, nämlich als Hure.«
    Da Ciara noch immer schwieg, sprach Simon hasserfüllt weiter. »Da mir die Ehe mit dir nichts mehr bringt, ist es besser, dafür zu sorgen, dass sie nie stattgefunden hat.« Mit diesen Worten warf er die Urkunde in den Kamin, in dem ein kleines Feuer flackerte, und verließ mit einem höhnischen Lachen den Raum.
    Ciara schleuderte ihm den Dolch hinterher, doch die Klinge bohrte sich nur in das Holz der hinter ihm zuschwingenden Tür. Im ersten Augenblick wollte Ciara ihm folgen, doch dann begriff sie, in welcher Gefahr ihr ungeborenes Kind schwebte. Sie warf sich vor dem Kamin auf die Knie und riss das Pergament aus dem Feuer. Diese Urkunde war ihr wertvollstes Gut, denn mit ihr konnte sie beweisen, dass ihr Kind in einer ordnungsgemäß geschlossenen Ehe zur Welt kommen würde, auch wenn der angebliche Vater ein Schurke, Verräter und Mörder war. Rasch klopfte Ciara die glimmenden Stellen der Urkunde aus und sah erleichtert, dass der Text noch gut zu lesen war.
    Für einen Moment überwog der Schmerz an der Hand alle anderen Gefühle. Die Haut hatte sich an zwei Fingern rot gefärbt, und es würden sich gleich Blasen bilden. In Ciaras Augen war das ein geringer Preis dafür, dass sie ihre Heiratsurkunde hatte

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