Feuertochter: Roman (German Edition)
jungen irischen Hure, die bei dir lebt. Du musst zugeben, dass sie ein verdammt hübsches Stück Weiberfleisch ist. Die ganze Flasche gehört dir, wenn ich heute mit ihr …«
Er brach ab, doch wie er das Becken bewegte, sagte genug.
Maud ärgerte sich schon länger darüber, dass Ciara sich immer noch weigerte, als Hure zu arbeiten, und musterte die Flasche mit dem verführerischen Inhalt. Es ist an der Zeit, dass diese verdammte Irin zu gehorchen lernt, dachte sie und nickte Tim zu. »Die Kleine kannste haben. Darfstse aber nicht zu Schanden reiten, sag ich dir.«
»Aber Maudie, als wenn ich das tun würde! Habe dich doch oft genug gerammelt, du müsstest also wissen, dass ich ein Gentleman bin. Das kannst du morgen wieder haben. Komm bei mir vorbei. Ich habe auch was zu trinken daheim.«
Als Ciara entmutigt zurückkehrte, hatte Maud bereits die halbe Flasche geleert. »Siehste, wer uns heute besucht!«, sagte sie und wies auf Tim, der es sich auf dem einzigen Stuhl im Raum bequem gemacht hatte.
»Soll ich wieder gehen?«, fragte Ciara, da sie glaubte, der Trödler wolle sich mit Maud vergnügen.
Doch diese schüttelte den Kopf. »Aber nicht doch! Master Tim ist nicht meinetwegen gekommen. Er ist diesmal auf dich aus. Kriegst auch fünf Pennies dafür, wennste stillhältst!«
Ciara hoffte, sich verhört zu haben. »Du weißt, dass ich das nicht mache.«
»Einmal musste anfangen! Da ist Master Tim gerade der Richtige dafür. Ist ’n Gentleman und tut dir nicht weh, wie’s andere tun würden.«
»Nein!« Ciaras Stimme klang scharf.
Der Trödler nahm sie jedoch nicht ernst, sondern glaubte, sie wolle nur den Preis hochtreiben.
Maud lag daran, die junge Irin endlich zum Gehorsam zu zwingen, und packte sie. »Wird dir aber nichts anderes übrigbleiben, als stillzuhalten!«
Bevor Ciara begriff, was Maud beabsichtigte, hatte diese sie aufs Bett gezerrt und presste sie mit ihrem Gewicht nieder.
»Das Kleid musste dem dummen Ding selbst hochziehen, Master Tim. Ich haltse für dich fest«, wies Maud den Trödler an.
Dieser starrte auf die beiden miteinander ringenden Frauen und spürte, wie sein Verlangen wuchs. Rasch packte er Ciaras Kleid und wollte es hochschlagen. Da erhielt er einen so heftigen Fußtritt, dass er gegen den Tisch prallte und diesen zerbrach. Bevor er wieder auf den Beinen war, hatte Ciara Maud abgeschüttelt und versetzte ihr einige heftige Ohrfeigen.
»Die sind für dich, du Miststück! Dann lernst du endlich, dass du so mit mir nicht umspringen kannst.«
Inzwischen hatte Tim sich wieder auf die Beine gekämpft und versuchte Ciara erneut zu packen.
Sie schnellte herum und schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht. »Wenn du rammeln willst, dann halte dich an die Schlampe da!«
Tim wich einen Schritt zurück und griff sich an die schmerzende Wange. »Das hast du nicht umsonst getan, du elendes Biest! Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du es bedauern, nicht nett zu mir gewesen zu sein.«
Er wollte sie packen und sah im nächsten Moment Ciaras Dolch vor sich aufblitzen.
»Verschwinde!«, herrschte sie ihn an. Dabei entging ihr, dass Maud nach einer leeren Flasche gegriffen hatte. Dem Schlag gegen den Kopf konnte Ciara in letzter Sekunde noch ausweichen, doch dann traf das massive Glas ihren Unterarm und prellte ihr den Dolch aus der Hand.
»Jetzt haben wir dich!« Tim jubelte bereits, da glitt Ciara an ihm vorbei zur Tür. Bevor einer der beiden sie aufhalten konnte, war sie draußen.
Der Trödler wollte nicht auf die erhoffte Beute verzichten und rannte hinter Ciara her. Nach wenigen Schritten hatte er sie eingeholt und packte sie. Doch als er sie mit sich zerren wollte, vernahm er ein wütendes Knurren und sah etwas Großes, Dunkles auf sich zuspringen.
3.
N ie zuvor in seinem Leben hatte Ferdinand sich so elend und verzagt gefühlt. Tag für Tag war er durch London gestreift, hatte Hunderte von jungen Frauen angesehen und zwei-, dreimal bereits geglaubt, Ciara entdeckt zu haben. Doch stets war es eine Täuschung gewesen. Es schien wahrlich eine Suche wie nach der Nadel im Heuhaufen zu sein, und mittlerweile hatte er die Hoffnung fast verloren, Ciara jemals finden zu können.
An diesem Tag hatte er im Pheasant wieder einen Abschlag auf ihre Übernachtung bezahlen müssen und dabei gemerkt, dass Richard Haresgills Beutel mittlerweile arg runzlig geworden war. Wenn er nicht zum Straßenräuber werden wollte, musste er die Suche bald abbrechen und England verlassen. Und selbst dann
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