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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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Brenda.
    Regina packte den Hörer fester, als könnte sie Brenda durchs Telefon hindurch erdrosseln. »Ich sage auch nicht, dass du auf ihn aufpassen sollst. Nur, dass du mich anrufen sollst.«
    »Natürlich mache ich das, aber …«
    »Danke«, schnitt ihr Regina das Wort ab und legte auf.
    Sie rieb das Kreuz an ihrem Hals, und während sie sich bemühte, sich zu konzentrieren, zog sie es an der Kette vor und zurück. Nick besaß denselben Freiheitsdrang wie sie in seinem Alter. Wenn man auf einer Insel lebte, wusste man, welche Häuser sicher waren und von welchen man sich fernhalten musste. Selbst die Sommertouristen – jedenfalls die meisten – waren eine vertraute Größe, weil sie Jahr um Jahr zurückkehrten.
    Natürlich, es war erst einen Monat her, dass Bruce Whittaker durchgedreht war und eine arme Fremde am Strand umgebracht hatte. Schlimme Dinge konnten passieren, selbst auf einer Insel. Aber wenigstens konnte Nick nicht verloren gehen, nicht weglaufen, sich nie mehr als fünf Kilometer von zu Hause entfernen.
    Es sei denn, er nähme ein Boot.
    Einige seiner älteren Freunde, zehn und zwölf Jahre alt, besaßen bereits ihr eigenes Motorboot und hatten ihre eigenen Hummerleinen.
    Und sie klauten ihren Müttern die Zigaretten und ihren Vätern das Bier, dachte Regina grimmig; doch sie glaubte nicht, dass ihr Sohn für diese Versuchungen empfänglich war. Er wünschte sich allerdings ein Boot. Er durfte nicht aufs Wasser hinaus, ohne ihr Bescheid zu geben. Aber er hätte auch nicht das Haus verlassen dürfen, ohne es ihr zu sagen. Vor Sorge verkrampfte sich ihr Bauch.
    »Ich rufe Cal an«, sagte sie.
    Ihre Mutter sah von den Venusmuscheln auf, die sie gerade fürs Abendessen aus den Schalen löste. Das Restaurant bot Meeresfrüchte nur auf zwei Arten an, gedämpft oder frittiert. Im Augenblick konnte Regina kein Interesse dafür aufbringen.
    »Warum?«, fragte Antonia.
    »Damit er die Augen nach Nick offen hält.«
    »Nick geht es gut. Lass den Jungen zufrieden. Lass sie beide zufrieden.« Sie warf einen kurzen Blick auf Margred, die auf der anderen Seite der Durchreiche Salz- und Pfefferstreuer auffüllte, und senkte die Stimme. »Caleb ist jetzt verheiratet.«
    Regina wurde rot. Sie hatte nicht gedacht, dass ihre Schwärmerei so offensichtlich war. Schlimm genug, dass auf der Insel jeder über jeden Bescheid wusste. Sie hätte es vorgezogen, ihre Gefühle für sich zu behalten. Wer hatte sonst noch beobachtet oder vermutete, dass sie den Chief anschmachtete? Cal selbst?
    Sie zuckte zusammen. Margred?
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, irgendetwas, als die Glocke über der Tür ertönte und sie hereinkamen.
    Nick.
Vor Erleichterung wurde ihr schwindelig.
    Und Dylan.
    Eine zweite Welle der Emotion traf sie, genauso hart und nicht annähernd so logisch wie die erste.
    Sie würde ihn nicht wiedersehen. Alles, was sie an jenem Abend getan hatte, was sie beide getan hatten, baute auf dieser Gewissheit auf. Er würde gehen, hatte er gesagt. Er hatte nicht einmal nach ihrer Telefonnummer gefragt. Der Bastard.
    Sie biss die Zähne zusammen und schob die Schwingtür auf. »Wo bist du gewesen?«, fragte sie Nick.
    »Am Strand. Da habe ich diesen Mann getroffen.« Nick lächelte sie hoffnungsvoll an, als ob er ihr eine Handvoll Muscheln und keine potenzielle Katastrophe mitgebracht hätte. »Er sagt, dass er dich kennt.«
    Dylan lächelte breit. Bei Tageslicht sah er anders aus, härter, bedrohlicher. »Hallo, Regina.«
    Wenigstens erinnerte er sich noch an ihren Namen.
    Sie starrte ihn wütend an, enttarnt durch die Umstände und ihren eigenen Pulsschlag. »Ich dachte, du wärest gegangen.«
    »Jetzt bin ich wieder da.«
    Sie verschränkte die Arme, wobei sie sich des scharfen Blicks ihrer Mutter von der anderen Seite der Durchreiche wie auch Margreds unverhohlenen Interesses bewusst war. »Und was willst du?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden«, antwortete Dylan seidenweich. »Was hast du denn zu bieten?«
    Geräuschvoll atmete sie durch die Zähne hindurch aus. Wenn er hier blieb, würde sie ihn umbringen müssen. Und dann vielleicht auch noch sich selbst.
    Aber zuerst musste sie sich um Nick kümmern.
    »Du hast das Mittagessen verpasst. Was es zum Abendessen gibt, steht auf der Tafel. Und du.« Sie spießte Nick fast mit ihrem Zeigefinger auf. »Nach oben. Wir müssen reden.«
    »Es gibt immer Ärger, wenn sie das sagen«, murmelte Dylan.
    Nick grinste.
    »Du hältst den Mund«, wies ihn Regina

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