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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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ich … fortgegangen bin.«
    Er hatte wie Margred die Angewohnheit, vor bestimmten Worten innezuhalten, so als wäre Englisch eine Fremdsprache für ihn. Regina überlegte wieder, wo er gelebt hatte und wie die beiden einander begegnet waren. »Ein Grund mehr, sie jetzt kennenzulernen«, betonte sie.
    »Du bist plötzlich so interessiert an meinem Privatleben.«
    »Ich …« Mist. »Ich denke eben an Lucy. Sie war zwei Jahre lang Nickys Lehrerin. Erste und zweite Klasse.«
    »Das habe ich nicht gewusst.« Er fing ihren Blick auf und wirkte eine Sekunde lang fast verlegen, wie der Junge, der er gewesen sein musste, bevor seine Mutter ihn von hier weggebracht hatte. »Wir haben nicht viel Sinn für Familie.«
    Aber das stimmte nicht. Bart Hunter war am Boden zerstört gewesen, als seine Frau ihn verlassen hatte. Lucy hatte eine Stelle im Cumberland County abgelehnt, um auf der Insel zu unterrichten und ihrem Vater den Haushalt zu führen. Caleb war ein aufmerksamer und hingebungsvoller Bruder. Seit seiner Rückkehr aus dem Irak hatte er sogar angefangen, sich mühsam mit seinem Vater auszusöhnen.
    »Du meinst:
Du
hast nicht viel Sinn für Familie«, verbesserte sie ihn.
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn es dir so besser gefällt.«
    Es gefiel ihr überhaupt nicht.
     
    Am nächsten Morgen saß Regina auf der Toilette, zählte im Geiste die Tage und versuchte, nicht in Panik auszubrechen.
    Ihre Periode war noch nicht fällig, noch – sie zählte noch einmal – zwei Tage nicht, sie war nicht spät dran, sie konnte doch gar nicht schwanger sein.
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    Na ja, theoretisch konnte sie schon.
    Sie konnte einen Schwangerschaftstest machen. Regina stellte sich vor, wie sie in Wileys Laden ging und seine Teenagertochter um einen Schwangerschaftstest bat, und erschauerte. Das würde die Gespräche in der Schlange vor der Kasse natürlich beleben.
    Regina schluckte. Okay, kein Test. Noch nicht. Nicht, bis sie aufs Festland fahren konnte, nach Rockland oder anderswohin, um dort einen zu kaufen. In der Zwischenzeit würde sie die Tage zählen und beten und Dylan »kein Familienmensch« Hunter so fern wie möglich bleiben.

[home]
    5
    I n Menschengestalt unter Menschen zu leben war, wie nackt über Felsen geschleift zu werden.
    Dylan stand bewegungslos auf dem Kai vor der Hummergenossenschaft. Er brannte darauf, sich unter seinem Fell verstecken zu können, und sehnte sich nach dem Rauschen und der Freiheit des Meeres.
    Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er hatte schon früher Menschengestalt angenommen, manchmal, um Sex zu haben, meistens aber in der Einsamkeit der Insel, die seine Mutter ihm vermacht hatte. Aber noch nie so lange. Und nie von anderen Lebewesen umringt, die ihm Platz streitig machten, die ihren Teil von seiner Aufmerksamkeit beanspruchten. Er fühlte sich durch den fortwährenden Kontakt mit den Menschen angegriffen und aufgerieben.
    Kein Wunder, dass der alte König, Llyr, »unter die Wellen gegangen war«, was die höfliche Selkie-Umschreibung für all jene war, die sich so tief in sich selbst und die See zurückgezogen hatten, dass sie den Wunsch und die Fähigkeit verloren, menschliche Gestalt anzunehmen.
    Der Geruch von Diesel und Öl, von Kaffee, Schweiß und Zigaretten stieg von den nassen Planken auf und legte sich über den satten Salzhauch des Meeres. Fischer betraten das niedrige Holzgebäude, um ihren Fang zu verkaufen, um Köder zu erwerben, Treibstoff und Gummiringe, um Klagen oder Klatsch auszutauschen. Dylan spürte ihre flüchtigen Blicke leicht wie Fliegen auf seiner Haut, aber niemand stellte seine Anwesenheit in Frage. Er war akzeptiert – nicht als einer von ihnen, aber immerhin als einer von der Insel.
    Er lauschte ihren Unterhaltungen und versuchte, aus ihren Gesprächen über das Wetter, die Fallen und Preise herauszuhören, was die Dämonen in World’s End suchen könnten.
    »Er hat kein Recht, Fallen an den Felsen anzubringen«, sagte ein Mann zu einem anderen. »Deshalb habe ich seine Leine gekappt und mit einem großen Knoten an der Boje befestigt.«
    Sein Gegenüber nickte. »Das wird ihm eine Lehre sein.«
    »Das sollte es auch.« Das Brummen eines einlaufenden Bootes unterstrich die Drohung in seinen Worten. »Oder ich schneide das nächste Mal seine Leine endgültig durch.«
    Dylan lächelte in sich hinein. Offenbar hatten Menschen genauso wie Selkies Reviere.
    Der Motor hinter ihm erstarb. Noch ein Fischer, dachte Dylan. Er drehte sich um. Doch

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