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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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Wange. Die Bartstoppeln kratzten auf ihrer Haut. »Du musst das nicht tun.«
    Sie schluckte und zog ihre Hand weg, um auch Salbe auf seine gesprungene Lippe zu tupfen. Sie bemühte sich um einen gleichmütigen Tonfall. »Doch, muss ich. Du hast dich um mich gekümmert, und jetzt sieht es so aus, als sollte ich mich um dich kümmern.«
    Er strich ihr mit dem Daumen über den Mund, über ihre eigene aufgerissene und pochende Lippe. Sein Mund schwebte dicht vor dem ihren, und seine Augen waren nah und dunkel und voller Hitze. »Dann passen wir ja zusammen«, flüsterte er, und seine Worte und sein Blick verschlugen ihr den Atem. Eroberten ihr Herz.
    Sie lächelte schief. »Ich schätze, das tun wir.«
    Aber sie hütete sich, es zu glauben.
    Sie wischte die Hände an einer Serviette ab und griff nach der Verschlusskappe der Salbe. Wie verlockend sie seine seltsame, suchterzeugende neue Stimmungslage auch fand, sie würde vorübergehen. Früher oder später würde sich Dylan wieder daran erinnern, dass er ein Selkie und sie nur der menschliche Inkubator eines Kindes war, das eines Tages vielleicht seinem Volk von Nutzen sein konnte.
    Und dann würde er ihr das Herz brechen.
    Sie legte die Salbe zurück in den Koffer. »Willst du immer noch heute Nachmittag zum Strand hinunter?«
    »Ich muss.« Dylan zögerte. »Der Prinz erwartet meinen Bericht.«
    »Klar. Kein Problem.«
    Jedenfalls nicht sein Problem. Sie hatte deutlich gemacht, dass ihre Familie für sie Priorität hatte. Dylan hatte ebenso wenig Zweifel daran gelassen, dass er andere Prioritäten setzte. Andere Verpflichtungen. Nun, da er sein Versprechen, sie zu beschützen, gehalten hatte, erwartete sie nicht, dass er Händchen hielt oder ihr Leben auf den Kopf stellte. Sie konnte es nicht gebrauchen, dass er ständig um sie war, ihr im Weg stand, ihr auf die Nerven ging, sich in ihr Herz schlich …
    »Regina.« Dylans Stimme ließ sie erbeben, brachte ihre Entschlossenheit ins Wanken. »Was ist?«
    »Nichts.« Sie ließ den Erste-Hilfe-Koffer zuschnappen und trat zwischen seinen Beinen hervor. »Alles in Ordnung. Ich will dich nicht aufhalten.«
    »Frau.« Sein leises Knurren vibrierte in ihren Ohren. »Du hast mich gepiesackt, drangsaliert, abgelenkt und geärgert, seitdem ich dich getroffen habe. Warum willst du jetzt plötzlich damit aufhören?«
    Ein widerstrebendes Lächeln zerrte an ihren Lippen. Sie sah ihn verstohlen an und entdeckte, dass ein antwortendes Lächeln in seinen Augen lauerte.
    Seufzend lehnte sie sich an seinen Arm, mit dem er ihr den Weg abschnitt. »Okay, wenn du es so nett ausdrückst …«
    Mit seinem Lachen zog er Antonias Blick durch die Durchreiche auf sich.
    Regina senkte die Stimme. »Wenn du den Weg durch die Stadt nimmst, kannst du dann bei Wiley vorbeischauen? Ich brauche ein paar Vitamine.«
    »Tabletten?« Besorgnis stand in seinen schwarzen Augen. »Bist du krank?«
    »Nein, ich bekomme nur ein Kind. Ich brauche Schwangerschaftsvitamine.«
    »Aber dir geht es doch gut«, bohrte er.
    »Wunderbar.« Es war ihr fast schon wieder peinlich, dass sie es angesprochen hatte. Seit wann brauchte sie einen Kerl, der für sie einkaufte? »Okay, ich hatte leichte Krämpfe, aber …«
    »Hast du die Ärztin angerufen?«
    Sie blinzelte, verwirrt von dem Drängen in seiner Stimme. Und gerührter, als sie sagen konnte. Obwohl sie natürlich das Selkie-Baby nicht vergessen durfte. »Ich habe sie angerufen, als du draußen warst. Sie meinte, leichte Krämpfe und Übelkeit seien völlig normal. Ich soll einfach meine Vitamine weiter nehmen. Also …«
    »Und wenn ich die falschen mitbringe?«
    Sie seufzte. »Hör zu, vergiss es. Ich kann auch …«
    »Nein, ich erledige das. Du brauchst Vitamine, ich besorge Vitamine. Schwangerschaftsvitamine.« Sein Tonfall war grimmig, sein Blick fast panisch.
    Regina konnte nicht sagen, was liebenswerter war – sein männliches Unbehagen über seinen Botengang oder seine offensichtliche Entschlossenheit, das Richtige zu tun. Nur gut, dass sie ihn nicht zum Tamponkaufen schickte. Um ihn aufzuziehen, um ihn auf die Probe zu stellen, flüsterte sie listig: »Du könntest natürlich auch hier bleiben und meiner Mutter erklären, warum ich sie brauche.«
    Sein Gesicht wurde unter der goldenen Bräune fahl. »Lieber deine Mutter«, murmelte er, »als diese quakenden Gänse in der Stadt.«
    »Wenigstens kannst du die Gänse mit deinem Charme verzaubern.«
    Er hob eine Augenbraue. »Ich kann auch deine Mutter

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