Feurige Offenbarung - Dämonenglut 1
darüber, dass Delwyn am Leben war, musste seinen Verstand vernebelt haben. Wie kann ich nun je wieder in den Spiegel sehen, geschweige denn meinen Kollegen in die Augen? Alle würden es ihm an der Nasenspitze ablesen können, dass da etwas zwischen Delwyn und ihm gelaufen war. Vor allem Tracy würde es erspüren . Was wird sie nur von mir denken?
Er war ihr sehr dankbar, dass sie ihm sein Motorrad vorbeigebracht hatte. Brody wusste genau, dass sie es gewesen war, denn sein Helm hatte auf dem Sitz gelegen. Der verstaubte schon seit Monaten im Hauptquartier und auch jetzt hatte er ihn nicht aufgesetzt, aber die Computermaus war stets besorgt um seine Sicherheit.
Manchmal kam sie ihm vor wie die Mutter, die er gerne gehabt hätte. Aber Brody hatte schon lange den Kontakt zu seinen Eltern abgebrochen. Mit ihrer strengen, lieblosen Erziehung und den antiquierten Ansichten, die teilweise noch sein Leben beherrschten, hatten sie ihm die Luft zum Atmen genommen.
Kurzerhand hatte er den Helm in eine Tonne geworfen. Er brauchte jetzt einen anständigen Kampf, irgendetwas oder irgendjemanden, auf den er so lange einschlagen konnte, bis es ihm besser ging. Ob ich in den Trainingsraum gehen soll? Er befand, dass das keine gute Idee war. Dort erinnerte ihn alles nur an die furchtbaren Ereignisse der letzten Nacht. Außerdem wollte er jetzt niemandem über den Weg laufen. „Dann muss eben ein Dämon herhalten!“, knurrte er. Ein Blick auf sein Navi zeigte ihm, dass im Barnard Park ein Höllenwesen unterwegs war. Also wendete er die Fireblade und bog in die Penton Street ein.
Rund um den Park gab es eine idyllische Siedlung mit Reihenhäusern, die hauptsächlich von Familien bewohnt wurden. In den Vorgärten standen Gartenhäuschen, plätscherten Brunnen oder künstlich angelegte Teiche, und der kurz geschnittene englische Rasen leuchtete in der Mittagssonne sattgrün.
Brody parkte die Maschine ein Stück von einem Spielplatz entfernt und marschierte los. Schon bald machte er eine junge Mutter aus, die auf einer Bank saß und ihrem Kleinkind beim Spielen im Sandkasten zusah. Die Frau nahm den Dämon anscheinend nicht wahr, der gleich hinter ihr stand und ununterbrochen auf sie einredete: „Sieh ihn dir doch an, diesen kleinen Schratz. Den ganzen Tag musst du dich mit ihm beschäftigen, all seine Bedürfnisse stillen und auch nachts immer für ihn da sein“, hörte Brody den Unterweltler. „Wenn dein Mann von der Arbeit kommt, soll schon der Haushalt erledigt sein und das Essen auf dem Tisch stehen. Anschließend möchte er natürlich, dass du dich noch ausgiebig mit ihm befasst. Vor allem sollst du dabei immer hübsch aussehen und gute Laune haben. Was bleibt dann für dich? Lass ihn sausen. Lass sie beide sausen. Soll dein Mann sich doch in Zukunft um den Balg kümmern, schließlich ist es seiner!“
Brody wurde gerade Zeuge, wie der Dämon versuchte, die junge Mutter vom rechten Weg abzubringen. Es lag allein an dem Menschen, ob er es schaffte oder nicht, doch diese Wesen suchten sich immer nur die schwächsten Glieder der Gesellschaft aus.
Brody ging hinter einem Holzhäuschen in Deckung. Die Frau sah tatsächlich erschöpft aus. Dunkle Ringe hingen ihr unter den Augen und die Haare hatte sie heute anscheinend auch noch nicht gewaschen. Teilnahmslos saß sie auf der Bank, die Hände in ihrem langen Rock vergraben, und starrte auf den kleinen Blondschopf im Sandkasten.
Der Dämon hatte sicher leichtes Spiel mit ihr. „Du könntest deine Freundin in Bristol besuchen, dort ein neues Leben anfangen. Tun, was du möchtest!“
Während der Unterweltler der Mutter unaufhörlich ins Gewissen redete, schlich Brody weiter, machte einen kleinen Bogen um die Spielgeräte und tauchte dann hinter den beiden wieder auf. Ein kurzer Seitenblick zeigte ihm, dass sich sonst niemand in unmittelbarer Nähe aufhielt. Drüben, in einem Vorgarten, schnarchte ein älterer Herr auf einer Liege, während zwei Häuser weiter ein Mann die Blumen bewässerte. Eine braunhaarige Frau stand auf einer Leiter und putzte Fenster. Niemand schenkte der Szene auf dem Spielplatz besondere Aufmerksamkeit. Perfekt!
Brody befand sich bereits dicht im Rücken des Schattenwesens, das sich über die Lehne der Bank gebeugt hatte und der Frau immer näher kam. Unaufhaltsam beeinflusste der Dämon ihr Unterbewusstsein und war dabei so abgelenkt, dass er den Jäger nicht bemerkte.
Auch wenn die Mutter den Verführer nicht wahrnahm, ihr Sohn tat es dafür umso
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