Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
messerscharfen Verstandes drehten.
»Wegen dieser kleinen französischen Zofe?«, wagte er schließlich eine Vermutung.
Lady Maccon genoss es, ausnahmsweise einmal die Oberhand zu haben. Sie hatte nie für möglich gehalten, bei einem gesellschaftlich so wichtigen Ereignis einmal über mehr Information zu verfügen als Lord Akeldama.
»Ähm … nein, wegen Quesnel.«
»Ihrem Sohn?«
»Nicht direkt der ihre.«
Lord Akeldama erhob sich. »Der kleine flachsköpfige Bursche, den die Countess bei sich hat? Der, der mir das Jackett zerrissen hat?«
»Das klingt nach Quesnel.«
»Was macht die Westminster-Königin mit dem Sohn einer französischen Erfinderin?«
»Ach, offensichtlich hat Angelique ein Testament hinterlassen.«
Lord Akeldama klopfte wieder mit dem Rand seines rubinbesetzten, goldenen Monokels gegen einen seiner Fangzähne, während er versuchte, alle Fäden miteinander zu verknüpfen. »Angelique ist die leibliche Mutter des Jungen und sie hat ihn der liebevollen Fürsorge des Westminster-Stocks überlassen? Törichtes Weibsstück.«
»Und die Countess hat ihn Genevieve gestohlen. Also hat Genevieve einen Oktomaten gebaut und bei dem Versuch, den Jungen zurückzubekommen, das Westminster-Haus zerstört.«
»Damit ist die Angelegenheit ziemlich eskaliert.«
»Das will ich meinen.«
Lord Akeldama hörte auf zu klopfen und schwang sein Monokel aufgeregt hin und her, während er langsam im Zimmer herumtigerte. Auf seiner weißen Stirn bildete sich eine einzige perfekte Falte zwischen den Augenbrauen.
Lady Maccon rieb sich mit einer Hand den Bauch, in dem das ungeborene Ungemach heftig strampelte, und hob mit der anderen ihre Teetasse an die Lippen. Ausnahmsweise entfaltete der Tee keine wohltuende Wirkung. Das Kind tobte regelrecht und ließ sich auch von dem Tee nicht besänftigen.
»Bleibt die Frage, was ich mit einem ganzen Vampirstock in der Gasse hinter meinem Haus anstellen soll«, sagte Lord Akeldama.
»Sie zum Tee hereinbitten?«, schlug Lady Maccon vor.
»Nein, nein, unmöglich, mein kleines Cremetörtchen. Hier können sie nicht herein.«
»Buckingham Palace? Dort dürfte es relativ sicher sein.«
»Eine Vampirkönigin im Palast? Vertrau mir, Darling, es ist niemals eine gute Idee, zu viele Königinnen an einem Ort zu haben, geschweige denn in einem Palast.«
»Damit Countess Nadasdy wirklich in Sicherheit ist und wir ein wenig Zeit haben, die nächsten Schritte zu planen, sollten wir sie aus London hinausschaffen.«
»Das wird ihr überhaupt nicht gefallen, aber der Vorschlag ist vernünftig, mein Hasenglöckchen.«
»Wie viel Zeit haben wir? Was ich meine, ist, wie lange dauert Schwärmen für gewöhnlich?«
Lord Akeldama runzelte die Stirn. Er schien zu überlegen, ob er ihr diese Information geben sollte. »Eine frisch geschaffene Königin hat monatelang Zeit, bis sie sich irgendwo niederlassen muss, aber einer alten Königin bleiben dafür nur wenige Stunden.«
Lady Maccon zuckte mit den Schultern. Ihr wollte nur eine einzige Lösung einfallen. Es war der sicherste Ort, den sie kannte, geschützt und gut zu verteidigen.
»Ich werde sie nach Woolsey schaffen.«
Lord Akeldama blieb stehen. »Wenn du das sagst, Lady Alpha.«
Da war etwas in seiner Stimme, das Alexia nachdenklich machte. So klang er, wenn er sich vor Kurzem eine besonders schöne Weste gekauft hatte. Sie konnte nicht verstehen, warum er so zufrieden mit dieser Notlage sein sollte.
Doch irgendjemand musste etwas unternehmen. Die Westminster-Königin konnte sich nicht in einer Gasse hinter Lord Akeldamas und Lord Maccons Häusern die Beine in den Bauch stehen. Was das für einen Skandal geben würde, wenn die Presse das herausfand! Alexia hoffte inständig, dass Felicity sicher weggesperrt war. »Sie bleibt nur solange auf Woolsey Castle, bis wir entschieden haben, was weiterhin geschehen soll. Und wie man die Angelegenheit mit Quesnel lösen kann. Hoffentlich, ohne dass irgendwelche weiteren völlig unschuldigen Gebäude zerstört werden.« Lady Maccon legte den Kopf in den Nacken und brüllte: »Floote!«
Floote tauchte derart schnell auf, dass er tatsächlich unmittelbar draußen vor der Tür gewartet haben musste.
»Floote, wie viele Kutschen haben wir in der Stadt?«
»Nur die eine, Madam. Ist soeben zurückgekommen.«
»Nun, dann wird das eben genügen müssen. Lassen Sie bitte die schnellen Läufer anspannen, und bringen Sie die Kutsche hinters Haus. Ich werde Sie dort treffen.«
»Eine Reise?
Weitere Kostenlose Bücher