Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
Boots, bevor er sich freundschaftlich dem jungen Mann zuwandte.
»Heda, Boots!«
»Holla, Shabumpkin! Suchen Sie mich?«
»Und ob!«
»Ach! Nur ein Augenblickchen, bis ich ihre Ladyschaft ordnungsgemäß verstaut habe.«
»O nein, nicht nur Sie, mein Guter. Lady Maccon suche ich auch. Wenn Sie bitte folgen würden?«
Alexia sah den jungen Mann an, als wäre er gerade unter irgendetwas Übelriechendem hervorgekrochen. »Muss ich das?«
»Fürchte ja, Lady«, erklärte die Drohne. »Er hat höchstpersönlich eine Notversammlung des Schattenkonzils einberufen.«
»Aber es ist Vollmond. Der Diwan kann gar nicht daran teilnehmen.«
»Darauf haben ihn mehrere von uns hingewiesen. Wäre nur eine Kleinigkeit, die man vernachlässigen könnte, meint er.«
»Ach herrje. Nun, und wo? Doch nicht im Buckingham-Palast, hoffe ich.«
Der Dandy grinste. »In seinem Salon, Madam. Wo denn sonst?«
»Oh, sorgen Sie bitte dafür, dass Floote mir dorthin folgt, wenn Sie so freundlich wären. Sobald er seine augenblicklichen Aufgaben erledigt hat.«
»’türlich, Lady Maccon. Ist mir ein Vergnügen.«
»Danke, Mr … äh, Shabumpkin.«
Woraufhin Boots die Schultern straffte, Alexias Arm fest packte und sie vorsichtig die nächsten Stufen hinunterführte und dann in Lord Akeldamas Salon geleitete. Sobald sie dort angekommen waren, nickte Shabumpkin ihnen freundlich zu und schlakste davon.
Lord Akeldama wartete bereits auf sie. Alexia war nicht überrascht, dass sich der Vampir, während sie einem Oktomaten quer durch London gefolgt war, mit nichts Aufreibenderem beschäftigt hatte als einem Kleiderwechsel. Er trug den bemerkenswertesten Aufzug, den sie je gesehen hatte: Frack und Kniehosen aus Satin, cremefarben und weinrot gestreift wie eine Zuckerstange, das Ganze kombiniert mit einer rosa Weste aus Moiréseide, rosa Strümpfen und einem rosa Zylinder. Seine Halsbinde, ein Wasserfall aus weinrotem Satin, war mit einer goldenen Rubinbrosche festgesteckt, passende Rubine funkelten an seinen Fingern, an seinem Monokel und der Boutonnière.
»Kann ich Ihnen irgendetwas bringen, Lady Maccon?«, erbot sich Boots, nachdem er ihr geholfen hatte, sich in einem Sessel niederzulassen. Er machte sich Sorgen um sie, denn offensichtlich war ihr körperlich unwohl.
»Tee?«, fragte Alexia, denn ihrer Meinung nach war Tee ein universelles Heilmittel gegen jedes Leiden.
»Natürlich!« Er verschwand nach einem kurzen Blickwechsel mit seinem Herrn.
Allerdings wurde der Tee, etwa fünf Minuten später, von Floote gebracht, nicht von Boots. Der Butler ging zwar schnell wieder hinaus, doch Alexia hegte keinen Zweifel daran, dass er draußen sehr dicht vor der Tür Stellung bezogen hatte.
Lord Akeldama war so nervös, dass er ganz vergaß, seinen harmonisch-akustischen Resonanzstörer hervorzuholen, und Alexia unterließ es, ihn darauf hinzuweisen. Möglicherweise würde sie Flootes Rat bezüglich dessen, was auch immer gleich besprochen wurde, gebrauchen.
»Also, Mylord?«, sagte sie zu dem Vampir, ganz und gar nicht in der Stimmung, noch unnötig Zeit zu vertrödeln.
Lord Akeldama kam gleich zur Sache, was schon Beweis genug war, dass er in arger Bedrängnis steckte. »Meine kostbare Pfirsichblüte, hast du irgendeine Vorstellung davon, wer da gerade just in diesem Augenblick in der Gasse hinter meiner Küche hockt?«
Da Alexia ziemlich sicher war, dass sie den Oktomaten vom Dach aus bemerkt hätte, meinte sie: »Countess Nadasdy?«
»Hinter der Küche! Bei meinem längsten Fangzahn! Ich …« Er unterbrach sich selbst. »Grundgütiger, Butterblümchen, woher weißt du das?«
Alexia konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Jetzt wissen Sie, wie ich mich immer fühle, wenn ich mit Ihnen zu tun habe.«
»Sie ist geschwärmt.«
»Oh, Sie würden ja nicht glauben, was alles nötig war, um sie dazu zu bewegen. Man könnte meinen, sie wäre ein Gespenst, so sehr war sie an einem Ort gebunden.«
Lord Akeldama holte tief Luft und rang um Fassung. »Liebste Ringelblume, bitte sag mir nicht, dass du verantwortlich bist für … Du weißt schon!« Er wedelte mit einer lilienweißen Hand in der Luft herum, als wäre es ein Taschentuch.
»Aber nein, Sie Dummerchen. Doch nicht ich. Madame Lefoux.«
»Oh. Natürlich. Madame Lefoux.« Während er sprach, erstarrte das Gesicht des Vampirs zu einer ausdruckslosen Miene.
Lady Maccon konnte beinahe sehen, wie sich hinter diesem femininen geschminkten Gesicht surrend die Zahnrädchen eines
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