Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
Aber Madam, Sie fühlen sich nicht wohl!«
»Es hilft nichts, Floote. Ich kann unmöglich einen Vampirstock allein und ohne diplomatische Unterstützung in einen Werwolfsbau schicken, das würden die Claviger niemals zulassen. Nein, jemand muss mit ihnen gehen, und dieser Jemand muss ich sein. Die Dienerschaft auf Woolsey wird auf niemanden sonst hören, nicht an Vollmond.«
Floote verschwand, und Lady Maccon erhob sich und verließ mit gestelzter Unbeholfenheit den Salon, um sich durch Lord Akeldamas Haus zu bewegen. Der Vampir folgte ihr. Etwa auf halber Strecke allerdings hob sie den Finger und bedeutete ihrem Gastgeber, stehen zu bleiben.
Das Baby in ihr hatte seine Lage verändert. Es fühlte sich irgendwie leichter an. Allerdings war das ungeborene Ungemach auf einem gewissen Teil ihrer Anatomie zu liegen gekommen, und Alexia trat leicht von einem Fuß auf den anderen. »Äh, ach herrje, wie peinlich. Ich müsste wirklich dringend einmal Ihr … äh, das heißt … ähm …«
Hätte Lord Akeldama erröten können, hätte er es sicherlich getan. Stattdessen zog er einen roten Spitzenfächer aus der Innentasche seines Jacketts und fächelte sich damit heftig Luft zu, während Alexia davontrabte, um sich um ihr dringendes Bedürfnis zu kümmern. Als sie einige lange Augenblicke später zurückkehrte, fühlte sie sich in jederlei Hinsicht erleichtert.
Sie marschierte weiter durch Lord Akeldamas Haus, hinter die große Treppe, an der Dienstbotentreppe vorbei, durch die Küche und zur Hintertür hinaus. Lord Akeldama stöckelte besorgt hinter ihr her.
Hinter dem Haus, neben solch schockierend unfeinen Dingen wie Mülltonnen und einer Wäscheleine, wartete der Westminster-Stock. Sehr zu Lady Maccons Entsetzen hing Herrenunterwäsche an dieser Wäscheleine! Sie schloss die Augen und holte einen tiefen und stärkenden Atemzug. Als sie die Augen dann wieder öffnete, sah sie an den unaussprechlichen Notwendigkeiten vorbei in die kleine Seitengasse, wo eine kleine Gruppe aufgeregter Vampire wartete.
Es handelte sich um Countess Nadasdy, Dr. Caedes, Lord Ambrose, den Duke of Hematol und zwei andere Vampire, die Alexia nicht namentlich kannte. Die Königin war nicht in der Verfassung, sich über irgendein Thema zu unterhalten, ob nun alltäglich oder anderweitig. Sie befand sich eindeutig in seelischer Bedrängnis, ihre Bewegungen waren fieberhaft und ihre Nerven überreizt. Vor sich hin murmelnd schritt sie auf und ab und zuckte bei jedem Geräusch zusammen. Ein verängstigter Vampir war in der Lage, erstaunlich hoch zu springen und sich mit unglaublicher Schnelligkeit zu bewegen. Dadurch wirkte die weiche, rundliche Königin ein wenig wie ein Grashüpfer. Die anderen Vampire hatten einen schützenden Kreis um sie herum gebildet, aus dem sie in ihrer Nervosität immer wieder auszubrechen drohte. Dann schlug sie nach einem von ihnen und zerkratzte sein Gesicht oder biss ihn heftig. Der entsprechende Vampir drängte sie daraufhin wieder sanft in die Mitte der Gruppe zurück, während seine Wunden bereits wieder verheilten.
Lady Maccon bemerkte mit Erleichterung, dass Quesnel inzwischen der Obhut von Dr. Caedes übergeben worden war. Die Nähe der Königin war für Sterbliche eindeutig nicht mehr sicher. Alexia fing einen Blick aus den veilchenblauen Augen unter dem verstrubbelten flachsgelben Schopf des jungen Frechdachses auf. Er sah zu Tode verängstigt aus. Sie zwinkerte ihm zu, und beinahe sofort hellte sich seine Miene auf. Sie kannten sich noch nicht lange, aber einmal hatte sie ihm bei einer Sache mit einem explodierten Boiler beigestanden, und seitdem vertraute er ihr.
Alexia trat vor, nur um gleich darauf wieder zu verharren, da sie plötzlich allein war. Lord Akeldama stand nämlich immer noch auf der Türschwelle hinter ihr, erstarrt in einer dramatischen Pose, so als wäre er dort zu Stein erstarrt.
Sie drehte sich ganz zu ihm um. »Werden Sie mich bei der bevorstehenden Unterhaltung denn nicht unterstützen?«
Der Vampirschwärmer kicherte nervös. »Mein kleines Klößchen, in ihrem gegenwärtigen Zustand würde die Countess meine Anwesenheit nicht dulden. Und die Leibwesten, die Dr. Caedes dieser Tage zu bevorzugen scheint, kann mein Auge einfach nicht ertragen. Ganz zu schweigen von dem allgemeinen Fehlen von Kopfbedeckungen.«
Alexia sah die Vampire wieder an. Es stimmte, die Gentlemen schienen in dem ganzen Tohuwabohu ihre Zylinder verlegt zu haben.
»Nein, nein, mein Cremetörtchen, das
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