Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
Beinen zu halten, rappelte sich Alexia auf. Sehr zu ihrer Freude gab es hier am Heimathafen von Lord Akeldamas Transportmittel Vorkehrungen, die ein würdevolles Ein- und Aussteigen ermöglichten. Eine Drohne eilte geschäftig mit einer speziell entworfenen Trittleiter herbei, die über den Rand der Gondel geklappt wurde und dann auf beiden Seiten teleskopartig bis auf die nötige Länge ausfuhr. Das erlaubte einem, mit großer Feierlichkeit und Souveränität auf einer Seite hoch- und auf der anderen wieder hinunterzuklettern.
»Warum haben Sie diese kleine Leiter eigentlich nicht an Bord, wenn Sie herumfliegen?«, wunderte sich Alexia.
»Wir dachten nicht, dass jemand aus- oder einsteigen würde, bevor wir wieder zu Hause sind.«
Felicity kletterte hinter ihrer Schwester aus der Gondel und blieb mit einem Ausdruck hochmütiger Missbilligung im Gesicht an ihrer Seite stehen. »Was für eine Art zu reisen! Es ist schwer zu verstehen, wie das Fliegen so salonfähig werden konnte. So unnatürlich hoch oben. Und dann auch noch auf einem Dach zu landen! Also wirklich, Alexia, ich kann die Häuser von oben sehen. Sie sind landschaftlich nicht wirklich ordentlich gestaltet!« Während der ganzen Zeit, in der Felicity sich beschwerte, betastete sie ihre Frisur, um sich zu vergewissern, dass sie weder durch ihre Luftreise noch durch ihr Beinahe-Dahinscheiden Schaden erlitten hatte.
»O Felicity, halt den Mund! Für heute Abend habe ich wirklich genug von deinem Geschwätz.«
Von einem geheimnisvollen Instinkt herbeigerufen, über den nur die allerbesten Dienstboten verfügten, erschien Floote. »Madam.«
»Woher wussten Sie, dass ich hierherkommen würde?«
Floote zog nur eine Augenbraue hoch. Wo sonst sollte sie in einer Vollmondnacht letztendlich landen als auf Lord Akeldamas Dach?
»Ja, natürlich. Würden Sie bitte Felicity zurück in unser Haus bringen und sie in irgendeinem Zimmer einsperren? Im hinteren Salon vielleicht. Oder noch besser im neu umgebauten Weinkeller.«
Felicity kreischte auf. »Was?«
Floote sah Felicity mit einem Ausdruck an, der einem Lächeln so nahe kam, wie Alexia es auf seinem Gesicht noch nie zuvor gesehen hatte: ein winziges kleines Kräuseln um einen seiner Mundwinkel. »So gut wie erledigt, Madam.«
»Vielen Dank, Floote.«
Der Butler umklammerte Felicitys Arm mit einem sehr starken Griff und führte sie davon.
»Oh, und Floote, bitte schicken Sie gleich jemanden los, um im Schutt des Westminster-Hauses nach meinem Sonnenschirm zu suchen, bevor Plünderer dort auftauchen. Ich glaube, ich habe ihn dort versehentlich fallen lassen. Und es könnten dort noch ein paar recht hübsche Kunstwerke herumliegen, die dem Diebesgesindel nicht in die Hände fallen sollten.«
Floote zuckte nicht einmal mit der Wimper, als er erfuhr, dass eine der respektabelsten Residenzen Londons in Schutt und Asche lag. »Natürlich, Madam. Ich nehme an, Sie dürfen mir gegenüber nun die Adresse preisgeben?«
Lady Maccon nannte sie ihm, und er machte sich von dannen, die protestierende Felicity mit sich schleifend.
Boots, der damit fertig war, das Luftschiff zu vertäuen, trat an Alexias Seite und bot ihr den Arm. »Lady Maccon?«
Dankbar nahm sie ihn an. Das ungeborene Ungemach war wirklich ziemlich lästig im Augenblick. Sie fühlte sich, als habe sie ein wild gewordenes Frettchen verschluckt.
»Vielleicht könnten Sie mich zu meinem … äh, Schrankzimmer geleiten, Mr Bootbottle-Fipps. Mir ist, als müsste ich mich ein wenig hinlegen. Nur einen Augenblick, wohlgemerkt. Da ist immer noch ein heimatloser Vampirstock, um den es sich zu kümmern gilt. Ich sollte herauszufinden versuchen, wohin sich Countess Nadasdy gewandt hat. Und natürlich auch, wo Madame Lefoux abgeblieben ist. Man sollte ihr nicht gestatten, weiter herumzurandalieren.«
»Ganz gewiss nicht, Mylady«, pflichtete Boots ihr bei, der offenbar ebenso wie Alexia der Meinung war, dass Randalieren unter jedweden Umständen unangebracht war.
Sie waren kaum vom Dach und die Treppe hinunter zu Lord Akeldamas zweitbestem Schrankzimmer gekommen, als eine heftig schnaufende Drohne vor ihnen erschien. Es handelte sich um einen hochgewachsenen und gut aussehenden Burschen mit freundlichem Gesicht, einem üppigen Lockenkopf und einer schlaksigen Art zu gehen. Er hatte außerdem die am schlechtesten gebundene Halsbinde, die Alexia je innerhalb von Lord Akeldamas Domizil gesehen hatte. Entsetzt sah sie Boots an.
»Neue Drohne«, erklärte ihr
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