Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
gerade eine ziemlich üppige Mahlzeit hinter sich hatte. Floote und Lyall tauschten einen Blick. Es war dieser Tage zu einer ziemlich anstrengenden Aufgabe geworden, sowohl Lord als auch Lady Maccon satt zu bekommen.
Lady Maccon lehnte sich vor und stützte sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab, erfreut darüber, in einem Haushalt zu leben, der nicht die spindeldürren Möbelstücke favorisierte, die bei den Damen der Gesellschaft so en vogue waren. Mit einer beträchtlichen Anstrengung gelang es ihr, sich auf die Beine zu stemmen, beinahe zumindest, denn dann verlor sie das Gleichgewicht und plumpste zurück.
»Ach, Herrgott noch mal!«, rief sie in tiefster Frustration. Die Gentlemen sprangen allesamt auf, um ihr zu Hilfe zu eilen. Lord Maccon war als Erster bei ihr. Was vermutlich auch gut so war, denn von einer Außerirdischen berührt hätte ihr keiner der anderen von Nutzen sein können. In ihrer sterblichen Gestalt waren sie alle zu schmächtig, um ihr in ihrem Zustand behilflich zu sein.
Nachdem Alexia einen festen Stand und wieder ein gewisses Maß an Würde erlangt hatte, meinte sie: »Ich muss schon sagen, allmählich finde ich meine eigenen Ausmaße ziemlich vulgär.«
Lord Maccon verkniff sich ein Grinsen. »Nicht mehr allzu lange, meine Liebste.«
Alexia hasste es, wenn er sie seine »Liebste« nannte. »Wirklich, es kann gar nicht bald genug so weit sein.« Sie winkte ab, als Floote ihr den Mantel anbot, und ließ sich von ihm stattdessen ein leichtes Schultertuch reichen. Sogar ohne den Schal war es mehr als warm genug, aber die Form musste gewahrt werden. Zum Schluss griff sie nach ihrer Aktentasche und dem Sonnenschirm.
Biffy erschien an ihrer Seite, in einem perfekt sitzenden blutroten Frack und mit strahlend weißer Halsbinde, die seine sympathischen Züge betonte, und passendem rotem Zylinder auf dem Kopf. Er hatte zwar eine ganze Menge lieb gewonnener Angewohnheiten aufgegeben müssen, um seiner neuen Rolle als Werwolf gerecht zu werden, aber seinen Schneider hatte er behalten.
»Soll ich Sie heute Abend begleiten, Mylady?«
»O ja, mein lieber Biffy, woher wissen Sie das?«
Biffy bedachte sie mit einem Blick, der auf bemerkenswerte Weise dem ähnelte, den Lord Akeldama zur Schau trug, wenn man ihm eine solche Frage stellte.
Alexia nickte verstehend und wandte sich dann an den Vampir. »Wollen wir uns eine Kutsche teilen, Mylord Wesir?«
»Warum nicht?« Lord Akeldama schlürfte den Rest seines Tees, erhob sich, vollführte eine übertriebene Verbeugung vor den beiden Werwölfen, die immer noch am Esstisch saßen, und bot Alexia seinen Arm. Sie ergriff ihn und ließ sich von ihm schwungvoll aus dem Zimmer geleiten, den guten Biffy getreulich im Schlepptau.
Im Gehen hörte Lady Maccon ihren Ehemann noch zu Lyall sagen: »Wie lange glauben Sie, werden wir wohl unseren Wohnsitz an diesem Ort haben müssen?«
»Bis das Kind erwachsen ist, nehme ich an«, antwortete der Beta.
»Meiner Seel! Das werden lange sechzehn Jahre werden!«
»Ich glaube, Sie werden es verhältnismäßig unbeschadet überleben, Mylord.«
»Randolph, Sie und ich wissen beide, dass es Dinge gibt, die weit schlimmer sind als der Tod.«
Alexia und Lord Akeldama wechselten ein kleines Lächeln miteinander.
»Hast du es ihr gesagt?«, fragte das erste Gespenst, das sich bis an die äußersten Grenzen seines Aktionsradius wagte und vor Anstrengung immer wieder flimmernd verschwand.
»Ich habe es ihr gesagt.« Der zweite Geist schwebte auf der Straße auf und nieder. Die Gespensterfrau wirkte nun, da sie ihrem Heim näher war, ein wenig körperlicher. »Ich habe ihr gesagt, woran ich mich erinnern konnte. Ich habe ihr gesagt, dass sie dem ein Ende setzen soll. Sind wir jetzt fertig?«
Sie waren beide bei klarem Verstand, bei bemerkenswert klarem Verstand für zwei Geister, die so kurz vor der Auflösung standen. Es war, als gäbe ihnen das Leben nach dem Tode noch diese eine Gelegenheit, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.
»Wir sind fertig«, sagte die erste Erscheinung, doch beide wussten, dass damit weder der Plan gemeint war noch ihre Beziehung zueinander, sondern ihr unvermeidliches Dahinscheiden. »Jetzt muss ich warten.«
4
Wo sich gebundene Geister treffen
M uhjah Lady Maccon und Wesir Lord Akeldama wurden ohne große Umschweife in den Buckingham-Palast eingelassen. Es war keiner ihrer regulären Besuche, doch Lord Akeldama und Lady Maccon waren regelmäßige Gäste, sodass sich ihre
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