Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
einmal seine Hand und ließ sie dann los, um sich wieder ihrer Mahlzeit zu widmen, in Teig frittierten Apfelringen und Marantapudding mit geschmolzener Butter und Johannisbeergelee. In letzter Zeit neigte ihr Geschmack, was Speisen betraf, noch mehr als sonst in die zuckersüße Richtung, und sie aß bei jeder Mahlzeit fast nur noch die Nachspeise. »Du fürchtest, dass ihr ihn verlieren könntet, nicht wahr?«
Ihr Mann gab ihr keine Antwort, was an und für sich schon ein Eingeständnis war. Stattdessen widmete er sich einem wahren Stapel von Kalbskoteletts.
Lady Maccon wählte ihre nächsten Worte mit großer Sorgfalt. »Wie schnell kann eigentlich der Status eines Einzelgängers erreicht werden?« Sie wollte nicht so wirken, als zweifle sie an den Alpha-Fähigkeiten ihres Mannes. Bei gewissen Dingen hatten Männer, sogar die unsterblichen, ein recht empfindliches Ego. Ein solches Ego war unter Umständen genauso zart und genauso bröselig wie Blätterteig. Wenn auch weniger schmackhaft zum Tee. Oh, Tee.
»Ein Wolf kann jederzeit zum Einzelgänger werden, aber für gewöhnlich geschieht das aus einem speziellen Grund und innerhalb der ersten Jahre nach der Metamorphose. Die Heuler sagen, dass es etwas mit der frühen Bindung an den Alpha zu tun hat. Oft ist der Ungebundene selbst zu sehr Alpha. Ich glaube nicht, dass Biffy in diese Kategorie fällt, aber das ist das Einzige, was gegenwärtig für uns spricht.«
Alexia glaubte, den wahren Grund für die Besorgnis ihres Mannes erkannt zu haben. »Du fürchtest, dass Biffy das Einzelgängerdasein nicht lange überleben würde, nicht wahr?«
»Einzelgänger sind auf sich allein gestellt. Sie kämpfen unentwegt. Unser neuer Welpe ist kein Kämpfer, nicht auf diese Art.« Die liebenswerten Augen ihres Mannes waren voller Schmerz und Schuldbewusstsein. Er hatte diesen Schlamassel mit Biffy auf dem Kerbholz. Es war zwar nicht mit Absicht geschehen, aber Lord Conall Maccon war nicht die Art von Gentlemen, welche die Schuld von sich schoben, indem sie behaupteten, sie alle wären nur Opfer der Umstände.
Alexia holte tief Luft und setzte dann zum Todesstoß an. »Dann solltest du ihn mir wirklich eine Weile überlassen. Ich werde sehen, was ich tun kann. Vergiss nicht, ich kann ihn zähmen, wenn er die Kontrolle verliert und zum Wolf wird.« Sie wackelte mit ihren unbehandschuhten Fingern vor der Nase ihres Mannes herum.
»Also gut, Weib. Aber du wirst entweder mir oder Randolph Bericht erstatten hinsichtlich seiner Fortschritte.«
Gerade, als der Earl dies sagte, spazierte Professor Lyall höchstpersönlich ins Speisezimmer. Der Beta war ganz sein übliches bescheidenes Selbst – das rötlichblonde Haar anständig gekämmt, die kantigen Züge zeigten eine harmlose Miene, die Haltung war unauffällig und friedlich. Ihn umgab eine Aura, von der Alexia allmählich vermutete, dass Professor Lyall sie über Jahrzehnte hinweg kultiviert hatte.
»Guten Abend, Mylord, Mylady.« Der Beta nahm seinen Platz ein. Ein Hausmädchen erschien an seiner Seite mit frischem Tee und der Abendzeitung. Professor Lyall war die Art Mensch, die diese gewisse Beziehung zur Dienerschaft hatte. Sogar frisch angestellt und nach nur einem einzigen Tag im Haushalt brachten sie ihm genau das, was er wünschte, ohne dass dazu irgendwelche zeitraubenden Anweisungen nötig gewesen wären. Zwischen ihm, Floote und Biffy würde es nie auch nur eine einzige Unklarheit geben, was die Führung des Haushalts der Maccons betraf. Und das war auch gut so, denn für die streitbare Lady Maccon gab es andere Dinge, die ihre Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. Die Führung ihres Haushalts überließ sie lieber den Gentlemen. Obwohl sie dem Mädchen andeutete, dass sie ebenfalls Tee wünschte.
»Professor Lyall, wie geht es Ihnen heute Abend?« Alexia sah keinen Grund, warum die Vertrautheit mit einer Person auch eine Vertraulichkeit der Manieren zur Folge haben sollte, außer bei ihrem Ehemann natürlich. Obwohl sie, mit einigen Unterbrechungen, seit fast einem Jahr mit dem Woolsey-Rudel zusammenlebte, ließ sie es nie an Höflichkeit mangeln.
»Ganz passabel, Mylady, ganz passabel.« Auch Professor Lyall, der für einen Werwolf bemerkenswert zivilisiert war, hielt sich an die Regeln der Höflichkeit und des guten Benehmens.
Jetzt, da beide Werwölfe bei ihr am Tisch saßen, lenkte Lady Maccon deren Augenmerk wieder auf die gewichtige Aufgabe, das Leben der Königin zu schützen. »Also, Gentlemen,
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