Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
Zitronen duftenden Eau de Toilette herein. Alexias Schwangerschaft hatte eine merkwürdige Auswirkung auf ihren Geruchssinn und machte ihn viel schärfer. Wahrscheinlich, so dachte sie, gab ihr das eine ungefähre Vorstellung davon, wie Werwölfe als übernatürliche Geschöpfe ihre Umgebung wahrnahmen.
Der Vampir, prächtig gekleidet in einem silberfarbenen Frack und leuchtend gelber Weste, die nur ein oder zwei Nuancen dunkler als sein Haar war, verharrte auf der Türschwelle. »Ist dies hier nicht entzückend gemütlich? Wie absolut famos, dass ich einfach nur nach nebenan gehen und euch alle à la table besuchen kann!«
»Und wie schön, dass Sie keine Königin eines Stocks sind, was Sie gänzlich auf Ihr eigenes Heim beschränken würde«, erwiderte Alexia. Sie bedeutete dem Vampir, am Tisch Platz zu nehmen. Das tat er, mit einer schwungvollen Geste, dann schüttelte er seine Serviette aus und drapierte sie auf seinem Schoß, obwohl er, wie jeder wusste, keine Speisen zu sich nahm.
Professor Lyall deutete mit leicht geneigtem Kopf auf die Teekanne. Als Lord Akeldama nickte, schenkte ihm der Beta eine Tasse ein. »Milch?«
»Zitrone, wenn Sie so freundlich wären.«
Lyall zog verblüfft die Augenbrauen hoch, gab jedoch einem der Dienstmädchen ein Zeichen, dem ungewöhnlichen Wunsch eilends nachzukommen. »Ich dachte, die meisten Vampire könnten Zitrusfrüchte nicht ertragen.«
»Dolly, mein Liebling, ich bin ganz gewiss nicht wie die meisten Vampire.«
Professor Lyall ging darauf nicht weiter ein, da ihm eine wichtigere Frage auf dem Herzen lag. »Verzeihen Sie mir, Lord Akeldama, aber mir kam ein Gedanke, der mich mit Sorge erfüllt. Sie sind doch vergangenen Winter ausgeschwärmt wegen dieser ärgerlichen Sache mit Biffy, der auf dem Grund der Themse festsaß, richtig?«
»Ja, mein Lieber, was ist damit?«
»Das wird doch keine negativen Auswirkungen auf Ihren ständigen Wohnsitz haben, oder? Sie verstehen, dass ich diese Frage stelle, und zwar im Hinblick auf die Sicherheit des Kindes, da ich keinerlei Aufzeichnungen darüber finden konnte, welche Folgen es hat, wenn ein Schwärmer mit seinen Drohnen ausschwärmt. Damit habe ich nicht die Absicht, Sie zu beleidigen.«
Lord Akeldama grinste. »Dolly, was für ein vorsichtiges kleines Geschöpf Sie doch sind. Aber sorgen Sie sich nicht, mein Haus ist genau betrachtet kein Stock, und ich bin nicht durch dieselbe Art von Instinkten eingeschränkt wie eine Königin. Darum kann ich ohne Weiteres in meine ehemalige Behausung zurückkehren, ohne eine seelische Störung zu erleiden. Außerdem liegt das bereits ein halbes Jahr zurück, und ich habe mich inzwischen sehr gut von der Erfahrung erholt.«
Lyall wirkte nicht gänzlich überzeugt.
Lord Akeldama wechselte das Thema. »Also, meine wölfischen Lieblinge, was sagt ihr zu dieser neuen Drohung?«
Entsetzt sah Lord Maccon seinen Beta an. »Randolph, das haben Sie doch hoffentlich nicht getan!«
Professor Lyall zuckte nicht mal mit der Wimper. »Natürlich nicht.«
»Weib?«
Alexia schluckte ihren Pudding hinunter. »Er weiß davon, weil er … nun ja, Lord Akeldama ist. Daran wirst du dich gewöhnen müssen, Liebster.«
»Vielen Dank für dein Vertrauen in meine dürftigen Ressourcen, allerliebstes Pflaumenkernchen«, sagte Lord Akeldama.
»Selbstverständlich, Mylord. Also?«
»Ah, meine Pusteblume, bedauerlicherweise habe ich mir bezüglich Natur und Ursprung dieses jüngsten Gezwitschers noch keine parate Meinung gebildet.«
Ein Diener erschien mit der Zitrone, und Lyall schenkte dem Vampir die Tasse Tee ein. Lord Akeldama nippte geziert daran.
Lord Maccon schnaubte verächtlich. »Ihnen hat es in Ihrem ganzen sehr langen Leben noch nicht an einer paraten Meinung gemangelt.
Daraufhin kicherte der Vampir geziert. »Das ist wahr, aber diese Meinungsäußerungen betrafen herkömmlicherweise Kleiderfragen und nicht die Politik.«
Floote kam mit Alexias Aktentasche herein. »Sie werden in Kürze im Palast erwartet, Madam.«
»O meine Güte, ja, seht nur, wie spät es schon ist! Danke, Floote. Mein Sonnenschirm?«
»Hier, Madam.«
»Und vielleicht noch einen Happen zum Mitnehmen?«
Floote hatte eine solche Bitte erwartet und reichte ihr ein in ein kariertes Tuch gewickeltes Würstchen im Blätterteigmantel.
»Oh, vielen Dank, Floote!«
Lord Maccon blickte hoffnungsvoll auf, und wortlos reichte ihm Floote ebenfalls ein Würstchen. Zufrieden verschlang es der Earl mit zwei Bissen, obwohl er
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