Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
das Haus in einem regelrechten Aufruhr befand.
Dennoch wollte Felicity ihre Halbschwester nicht ohne irgendeine Bemerkung an ihr vorbeikommen lassen. »Alexia! Was ist das für ein ungeheuerlicher Radau im hinteren Salon?«
»Felicity, als du mich dazu überredet hast, dir meine Gastfreundschaft zu schenken, wusstest du doch, dass das hier das Heim von Werwölfen ist, oder etwa nicht?«
»Schon, aber müssen sie sich denn wie Tiere benehmen? Also wirklich, das ist kein höfliches Betragen.«
Lady Maccon legte den Kopf schief, bedachte ihre Schwester mit einem Blick aus schmalen Augen und gab ihr ein wenig Zeit, darüber nachzudenken, was sie gerade gesagt hatte.
Felicity fing an zu stammeln. »Willst du damit sagen …? Verwandelt? Hier? In der Stadt?! Wie absolut schockierend!« Sie drehte sich um, um mit ihrer Schwester die Treppe wieder nach unten zu gehen. »Darf ich es sehen?«
Lady Maccon fragte sich, ob ihr nicht vielleicht doch die gehässige Felicity von früher besser gefallen hatte.
»Nein, das darfst du natürlich nicht! Also wirklich, was ist in letzter Zeit nur los mit dir? Du bist überhaupt nicht mehr du selbst.«
»Ist es denn so unwahrscheinlich, dass ich mich zum Besseren verändern möchte?«
Alexia berührte den tristen grauen Schal, der um das ausgeblichene Kleid ihrer Schwester drapiert war. »Ja, das ist es.«
Felicity schnaubte verärgert. »Ich muss gehen und mich fürs Abendessen umziehen.«
Lady Maccon musterte sie von oben bis unten und verzog dabei so abschätzig die Lippen, dass sie der alten Felicity bemerkenswert ähnlich sah. Manchmal, wenn auch nicht allzu oft, fanden sich Anzeichen dafür, dass sie tatsächlich miteinander verwandt waren. »Ja, das glaube ich auch.«
Felicity zuckte mit den Schultern. »Ach, na und?« Dabei klang sie wie jemand, der eine Beleidigung abschüttelt, dann machte sie sich auf den Weg hinauf zum besten Gästezimmer, das sie natürlich für sich beansprucht hatte.
Lady Maccon watschelte weiter nach unten, immer einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen. Die Dringlichkeit des Lärms unter ihr machte sie in zunehmendem Maße wütend über ihre eigene Unfähigkeit, sich auch nur ansatzweise flink zu bewegen. Also wirklich, das hier ist einfach zu lächerlich! Ich bin gefangen in meinem eigenen Körper. Sie erreichte den Hauptflur, nur um festzustellen, dass die Tür zum hinteren Salon verschlossen war und erbebte. Professor Lyall und zwei Claviger schlichen unglücklich herum und erfüllten den Flur mit männlicher Besorgnis.
»Warum sind Sie nicht beim Abendessen?«, verlangte Lady Maccon gebieterisch zu wissen. »Ich bin sicher, Floote und die Dienerschaft haben sich beträchtliche Mühe gegeben.«
Alle verharrten und starrten sie an.
»Na los, gehen Sie abendessen«, sagte sie zu ihnen, als wären sie kleine Kinder oder Schoßhündchen. Als Professor Lyall fragend eine Augenbraue hob, senkte Lady Maccon die Stimme. »Biffy würde nicht wollen, dass es jemand sieht.«
»Ah.« Dann folgte der Beta, dem Willen seiner Herrin gehorchend, seinen Kameraden ins Speisezimmer und schloss fest die Tür hinter sich.
Lady Maccon schlüpfte in den hinteren Salon, in dem das absolute Chaos herrschte. Lord Maccon, nun ein riesiger gestromter Wolf – ziemlich gut aussehend, wie Alexia stets fand, selbst in Wolfsgestalt –, stand in Angriffsposition einem jüngeren, schlankeren Tier gegenüber. Biffys Fell war von tief schokoladenbrauner Farbe, in etwa wie sein Haar, nur an Bauch und Halskrause war es ochsenblutrot. Seine Augen waren gelb und rasend.
Herrisch bellte Lord Maccon seine Frau an. Lord Maccon bellte seine Frau ständig an, wobei es keinen Unterschied machte, welche Gestalt er gerade angenommen hatte, also beachtete Alexia den Befehlston gar nicht. »Ja, ja, aber du musst zugeben, dass ich unter Umständen wie diesen ziemlich nützlich sein kann, selbst in meinem alles andere als flinken Zustand.«
Lord Maccon war offensichtlich verärgert und knurrte sie an.
Biffy fing Lady Maccons Witterung auf und wandte sich ihr zu, um sich instinktiv auf diese neue Bedrohung zu stürzen. Der Earl warf sich ihm in den Weg, und mit voller Wucht prallte der angreifende kleinere Wolf gegen seinen Alpha. Biffy torkelte zurück und schüttelte winselnd den Kopf. Lord Maccon täuschte mit schnappenden Zähnen einen Angriff vor und trieb ihn damit geradewegs rückwärts in die größtenteils zerstörte Chaiselongue.
»O Conall, schau dir nur das Zimmer
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