Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
brummte ihr Ehemann.
»Ja, bitte, Professor Lyall?«, fragte Alexia.
»Ich dachte, Sie sollten wissen, Mylady, dass diese Ergebnisse, die Sie haben wollten, soeben aus dem BUR -Labor gekommen sind.«
»Ja?«
»Bezüglich dieser kleinen Phiolen, die Sie … äh, gefunden haben.«
»Ja?«
»Gift. In allen davon. Verschiedene Arten, verschiedene Wirkungsstufen. Manche davon später noch nachweisbar, andere nicht. Die meisten für Sterbliche, aber das eine oder andere hätte möglicherweise sogar einen Übernatürlichen für eine Weile unpässlich gemacht. Ziemlich übles Zeug.«
7
Die Werwölfe von Woolsey Castle
S ich darum kümmern zu müssen, dass Biffy weiterhin sterblich blieb, bescherte Lady Maccon ein paar ziemlich unbequeme Stunden. Normalerweise gelang es ihr sogar schwanger ohne jegliche Probleme, eine Mahlzeit einzunehmen und anschließend eine Kutschfahrt zu unternehmen, aber wenn man dabei auf irgendeine Weise mit einem Dandy körperlichen Kontakt halten musste, wurden selbst die alltäglichsten Aufgaben zu einer komplizierten Übung.
»Es ist gut, in Ihrer Gesellschaft zu sein, Biffy. Ich kann mir gar nicht vorstellen, alltägliche Aufgaben erledigen zu müssen und dabei mit jemand weniger angenehmem verbunden zu sein. Zum Beispiel mit meinem Gatten.« Alexia erschauderte bei der bloßen Vorstellung. Natürlich genoss sie Conalls Nähe, allerdings immer nur für begrenzte Zeit.
Der besagte Gatte blickte mit einem gebrummten »Oh, na vielen Dank auch, Weib« zu seiner Frau hoch.
Sie saßen zusammen in der Kutsche, und am Horizont ragte Woolsey Castle im Mondlicht auf. Lady Maccon, die wenig Sinn für Kunst hatte, betrachtete ihr Reich eher hinsichtlich seiner praktischen Vorzüge als Heim für Werwölfe, anstatt die Architektur zu bewundern. Was auch gut so war, denn es war eher eine architektonische Tragödie. Jene, die das Pech hatten, sich dem Gemäuer bei Tage zu nähern, konnten nur ein einziges Kompliment machen, und das betraf die schöne Lage. Und die hatte Woolsey Castle tatsächlich, auf einer Erhebung inmitten ausgedehnter, wenn auch leicht ungepflegter Ländereien thronend.
»Oh, du weißt ganz genau, was ich meine, werter Herr Gemahl. Wir mussten auch schon körperlich miteinander verbunden sein, aber für gewöhnlich nur dann, wenn wir in Gefahr schwebten.«
»Manchmal aber auch aus anderen Gründen.« Er bedachte sie mit dem, was er für einen verführerischen Blick hielt.
Sie lächelte. »Ja, mein Liebster, genau.«
»Vielen Dank für das Kompliment, Mylady, und ich entschuldige mich aufrichtig für die Unannehmlichkeiten«, sagte Biffy, sein bestes Benehmen an den Tag legend.
»Solange nicht wieder irgendwelche Zombie-Stachelschweine auftauchen, sollten sich die Unannehmlichkeiten in Grenzen halten.«
»Ich rechne nicht damit«, sagte ihr Ehemann. »Scheint, als würden die Vampirhäuser die Waffen ruhen lassen. Schwer zu sagen bei Vampiren, aber offensichtlich geben sie sich damit zufrieden, dass Lord Akeldama unser Kind adoptiert.«
»Na, wenigstens jemand.«
Woolsey Castle war eigentlich gar keine Burg, sondern ein großes gregorianisches Herrenhaus, das mit unpassendem, gotisch anmutendem Strebewerk erweitert worden war. Lady Maccon hatte auf ihrer jüngsten Reise nach Italien ein Insekt gesehen, eine Kreatur, größer als ihr Daumen, das aufrecht flog wie ein Engel, mit einem Rüssel wie ein Elefant, Hörnern wie ein Bulle und mehreren Flügelpaaren. Es war in sprunghaftem Zick-Zack-Flug auf und ab geflogen, als erinnere es sich gelegentlich daran, dass ein Insekt dieser Größe und Form eigentlich gar nicht in der Lage sein sollte zu fliegen. Woolsey Castle war im Prinzip nach den gleichen Regeln aufgebaut wie dieses Insekt: nahezu unmöglich konstruiert, außerordentlich hässlich und auf eine Weise, dass der finstere Bau eigentlich gleich in sich zusammenfallen müsste.
Da Lord und Lady Maccon ohne Vorwarnung zu ihrem Landsitz aufgebrochen waren, versetzte ihre unerwartete Ankunft die Bewohner von Woolsey in helle Aufregung. Lord Maccon stürmte auf die Schar lebhafter junger Männer zu, die sich im Hof versammelt hatten und von denen er die meisten um Haupteslänge überragte, dann bahnte er sich sensenartig eine Schneise durch sie hindurch.
Major Channing, der Gamma des Woolsey-Rudels, spazierte aus seinem Allerheiligsten und zur Vordertür hinaus, um sie zu begrüßen, wobei er immer noch mit seiner Halsbinde beschäftigt war und aussah, als wäre er trotz
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