Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
daraufhin in einen Sack stopfte. Ihre eigene Unbeweglichkeit verfluchend rollte sich Alexia aus dem Bett und stürzte auf den Dieb zu, und das gleichzeitig mit ihrem Ehemann. Conall, der sich wegen der prallen Sonne, dem Tiefschlaf, aus dem er gerissen worden war, und der Plötzlichkeit des Geschehens recht ungeschickt anstellte, verhedderte sich in den Laken und wirbelte wie ein großer und exzentrischer Balletttänzer um die eigene Achse, bevor er sich wieder fing und einen Satz auf den Eindringling zu tat. Das wird ihm eine Lehre sein, mir immer die Bettdecke zu klauen, dachte seine Frau mit Befriedigung.
Einer klugen Eingebung folgend ging der Einbrecher auf Alexia los, die wesentlich schwächer als ihr Mann war, und stieß sie zur Seite. Sie trat nach ihm, und ihr Fuß traf auf Fleisch, allerdings nicht hart genug, was nur dazu führte, dass Alexia das Gleichgewicht verlor und rückwärts zu Boden taumelte, wobei sie sich den Knöchel verstauchte.
Der Eindringling sprang aus dem offenen Fenster und hechtete im wahrsten Sinne des Wortes hinaus, wobei es ihm gelang, eine Art metallverstärktes Cape zu entfalten, das zu einem Fallschirm wurde. Er trug ihn sanft etwa fünf Stockwerke tief zur Erde.
Ohne die Notlage seiner Frau zu bemerken, die hilflos auf dem Fußboden herumzappelte, setzte Lord Maccon hinterher.
»O nein, Conall, wag es ja nicht …« Doch Alexias Ermahnung ging ins Leere, da er bereits aus dem Fenster war. Ein Werwolf konnte einen solchen Sturz natürlich überleben, aber nicht ohne dabei beträchtlichen Schaden zu erleiden, besonders bei Tageslicht.
Zutiefst beunruhigt kroch und wand sich Alexia über den Fußboden und benutzte dann einen Schemel und den Fenstersims, um sich hochzuziehen, woraufhin sie unsicher auf ihrem heilen Fuß balancierte.
Ihr Gemahl hatte seinen Sprung so ausgerichtet, dass er auf dem Dach des Hauses gelandet war, bevor er weitere drei Stockwerke tiefer zu Boden sprang und dem Übeltäter nachsetzte. Er war nackt. Natürlich war er nackt. Der Übeltäter jedoch hatte seine Flucht gut vorbereitet und ein mit einem kleinen Dampfpropeller ausgestattetes Monorad bereitstehen, auf dem er mit bemerkenswerter Geschwindigkeit davonjagte.
Die Sonne stand hoch am Himmel, und Lord Maccon war nicht in der Lage, sich in seine Wolfsgestalt zu verwandeln, und selbst wenn er so schnell gewesen wäre wie ein Werwolf nach Sonnenuntergang, hätte es vermutlich nicht ausgereicht, um das dampfgetriebene Rad einzuholen. Alexia beobachtete Conall, wie er ein gutes Stück lief, bevor auch ihm diese Erkenntnis kam und er stehen blieb. Manchmal dauerte es eine Weile, bis sein Jagdinstinkt verflog.
Verärgert mit der Zunge schnalzend drehte sie sich um, funkelte wütend ihre Kommode an, die eine Meile weit entfernt zu sein schien und die sie nur kriechend würde erreichen können, und überlegte, was der Dieb eigentlich hatte mitgehen lassen. Was, um alles in der Welt, hatte sie in dieser Schublade gehabt? Was auch immer es gewesen war, sie hatte ganz gewiss keinen Blick mehr darauf geworfen, seit sie nach ihrer Hochzeit ausgepackt hatte. Soweit sie sich erinnern konnte, war die Schublade voller alter Briefe, persönlicher Korrespondenz, Einladungen und Visitenkarten gewesen. Warum sollte jemand das stehlen wollen?
»Also wirklich, mein werter Herr Gemahl«, sagte sie von ihrem Platz beim Fenster aus, als er die vielen Treppenstufen zu ihrem Schlafgemach wieder emporgestiegen war. »Wie du es nur schaffst, wie ein geistesgestörter Hase herumzuhüpfen, ohne dabei bleibenden Schaden zu erleiden, ist mir ein Rätsel.«
Lord Maccon schnaubte nur verächtlich und schnüffelte dann an ihrer Kommode herum. »Also, was war in der Schublade?«
»Ich kann mich nicht so ohne Weiteres daran erinnern. Ein paar gesellschaftliche Schreiben aus der Zeit, bevor wir geheiratet haben, glaube ich. Kann mir nicht vorstellen, was irgendjemand damit abfangen will.« In dem Versuch, sich durch den Sumpf ihres von der Schwangerschaft vernebelten Verstandes zu wühlen, runzelte sie die Stirn.
»Man sollte meinen, sie wären hinter deiner Aktentasche her, wenn sie es auf geheime Papiere abgesehen haben.«
»Ganz recht. Was hast du gewittert?«
»Ein wenig Schmieröl, wahrscheinlich von dieser Fallschirmvorrichtung, ansonsten nichts, das mir irgendetwas sagt. Und dich natürlich. Die ganze Kommode riecht nach dir.«
»Hm, und wie rieche ich?«
»Nach Blätterteiggebäck mit Vanille und Zimt«, antwortete er
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