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Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)

Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)

Titel: Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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die Ohren zu verstopfen. Dann ergriff sie den Arm eines der Claviger und ließ sich von ihm zur Treppe und hinauf in den tröstlichen Trubel des Rudels führen, während der andere zurückblieb, um einen gebrochenen Mann zu bewachen.
    »Wollen Sie das wirklich?«, fragte sie ihren Begleiter.
    Der Claviger versuchte nicht, der Frage auszuweichen. Jedermann wusste, dass Lady Maccon es nicht mochte, wenn man um den heißen Brei herumredete. »Die Unsterblichkeit zu erlangen, Mylady, habe ich mir genau überlegt, und ich bin mir der Verantwortung und des Preises, den ich dafür zu zahlen habe, bewusst.«
    »Und der Preis ist Ihnen nicht zu hoch?«
    »Ich habe mich bewusst dafür entschieden, ihn zu zahlen, Mylady. Er hatte die Wahl nicht.«
    »Und Sie würden es nicht vorziehen, ein Vampir zu werden?«
    »Sodass ich Blut trinken muss, um zu überleben, und niemals wieder die Sonne sehen kann? Nein danke, Mylady, ich nehme lieber die Schmerzen und den Fluch auf mich, wenn ich schon die Wahl habe.«
    »Tapferer Junge.« Sie tätschelte seinen Arm, während sie die oberste Stufe erreichten.
    Der Tumult, den die plötzliche Ankunft der Alphas in ihrer Mitte ausgelöst hatte, war zu einem angenehm lärmenden Brummen abgeklungen. Das ganze Rudel stand im Korridor herum, es wurde diskutiert, ob man jagen gehen sollte, während anderen der Sinn eher nach einer Partie Würfelspiel stand, und ein paar plädierten für einen kleinen Ringkampfwettbewerb. »Aber bitte draußen«, mahnte Lady Maccon, als sie das hörte.
    Zuerst hatte Alexia geglaubt, sie könne sich niemals daran gewöhnen, mit über einem Dutzend erwachsener Männer zusammenzuleben – sie, die mit Schwestern aufgewachsen war. Doch es gefiel ihr ziemlich gut. Wenigstens wusste man bei Männern stets, wo sie sich gerade aufhielten – große, brüllende, trampelnde Geschöpfe, die sie waren.
    Sie wandte sich an Rumpet, den Butler des Rudels. »Tee in der Bibliothek, bitte, wenn Sie einen Augenblick Zeit hätten, Rumpet. Ich muss ein paar Recherchen anstellen. Und bitten Sie meinen Gatten, mir Gesellschaft zu leisten, wenn es ihm genehm ist. Keine Eile.«
    »Sofort, Mylady.«
    Die Bibliothek war Alexias Lieblingsraum und persönlicher Zufluchtsort. Allerdings hatte sie an diesem Abend vor, sie zu ihrem eigentlichen Zweck zu benutzen – zur Recherche. Sie steuerte auf eine Ecke zu, wo sie in den Regalen hinter einem riesigen Sessel etwas Platz für die Hinterlassenschaft ihres Vaters hatte schaffen lassen. Er hatte seine Aufzeichnungen in winzige, in Leder gebundene Notizbücher niedergelegt, von der Sorte, wie Schuljungen sie für ihre Rechenaufgaben benutzten. Auf den schlichten marineblauen Umschlägen war in der oberen linken Ecke die jeweilige Datumsangabe vermerkt.
    Alessandro Tarabotti war nach dem, was seine Tochter den Tagebüchern entnommen hatte, kein sehr netter Mensch gewesen. Praktisch veranlagt, wie alle Außernatürlichen es waren, aber ohne die ethische Basis, die zu kultivieren es Alexia gelungen war. Vielleicht rührte das daher, dass er ein Mann war, oder vielleicht war es das Ergebnis einer Kindheit, die er inmitten der rückständigen italienischen Landbevölkerung verbracht hatte, weitab vom fortschrittlichen England. Seine Aufzeichnungen begannen während des Herbstes seines sechzehnten Lebensjahres, als er sein Studium in Oxford annahm, und endeten kurz nach seiner Hochzeit mit Alexias Mutter. Er hatte nur sehr unregelmäßig Tagebuch geführt, über Wochen hinweg jeden Tag etwas niedergeschrieben und dann wieder Monate oder Jahre lang kein einziges Wort. Seine Notizen handelten hauptsächlich von amourösen Abenteuern und gewalttätigen Auseinandersetzungen; dazwischen fanden sich immer wieder lange Beschreibungen neuer Jacken und Zylinder.
    Nichtsdestotrotz widmete sich Alexia diesen Tagebüchern, in der unsinnigen Hoffnung, dass darin das gescheiterte Attentat Erwähnung fand, denn sie endeten etwa zehn Jahre vor dem Kingair-Komplott. Sie gestattete sich daher nur kurz, in den Aufzeichnungen ihres Vaters zu versinken, wie immer verblüfft darüber, wie ähnlich seine Handschrift ihrer eigenen war, bevor sie sich wieder davon losriss und ihre Aufmerksamkeit den anderen Büchern der Bibliothek zuwandte. Derart beschäftigt vertrödelte sie den Rest des Abends. Die Einzigen, die sie in ihrer Versunkenheit störten, waren Rumpet, der einen nicht abreißen wollenden Nachschub an frischem Tee brachte, und einmal ausgerechnet Major

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