Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
infrage zu stellen, aber wirklich!«
»So ungepflegt. Ich bin überzeugt, dass sein Fell gespaltene Spitzen hatte.«
»Sagte, er könnte damit umgehen.«
»Er müsste es zu unserem Wohl, sagte er. Wir sollten niemanden reinlassen.«
»Ich bin nicht niemand!« Lady Maccon schob sich durch den Pulk aus perfekt maßgeschneiderten Jacketts und hohen weißen Krägen, so wie sich einer dieser besonders fetten Terrier durch ein Rudel Pudel drängen würde.
Die jungen Männer machten ihr Platz, bis sie vor der vergoldeten und mit weißen und lavendelfarbenen Schnörkeln bemalten Tür stand, die in Lord Akeldamas berüchtigten Salon führte. Sie holte tief Luft und klopfte dann laut mit dem Griff ihres Schirms.
»Lord Akeldama? Hier ist Lady Maccon. Darf ich eintreten?«
Hinter der Tür konnte sie die Geräusche eines Handgemenges und vermutlich Lord Akeldamas Stimme hören. Doch niemand bat sie tatsächlich einzutreten.
Sie klopfte erneut. Man platzte nun einmal nicht einfach ohne entsprechende Aufforderung in den privaten Salon eines Gentleman, nicht einmal unter den schlimmsten Umständen.
Ein besonders lautes Krachen war alles, was sie an Antwort erhielt.
Alexia entschied, dass das Aufforderung genug war, und drehte langsam den Türknauf. Den Schirm einsatzbereit watschelte sie hinein, so schnell sie konnte, und schloss die Tür fest hinter sich. Nur weil sie Lord Akeldamas Anordnungen missachtete, hieß das noch lange nicht, dass die Drohnen das auch tun konnten.
Fasziniert heftete sich ihr Blick auf ein ziemlich beeindruckendes Spektakel.
Lady Maccon war schon einmal Zeuge einer Auseinandersetzung zwischen einem Vampir und einem Werwolf geworden, aber das war in einer fahrenden Kutsche gewesen, und der Kampf hatte sich ziemlich schnell von der Kutsche auf die Straße verlagert. Außerdem hatten die beiden Gegner damals wirklich versucht, sich gegenseitig umzubringen. Das hier war anders.
Auch Lord Akeldama war in einen Zweikampf mit einem Werwolf verstrickt. Der Wolf versuchte eindeutig, ihn zu töten, mit schnappenden Kiefern und all seiner übernatürlichen Kraft darauf versessen den Vampir zu vernichten. Aber obwohl Lord Akeldama sich gegen den Wolf wehrte, schien er in keinster Weise erpicht darauf, ihn zu töten. Seine bevorzugte Waffe, eine Gleve mit silberner Klinge, die als vergoldetes Stück Abflussrohr getarnt war, befand sich noch immer an ihrem Platz auf dem Kaminsims. Tatsächlich schien Lord Akeldama eine in erster Linie ausweichende Strategie zu verfolgen, was den Werwolf noch mehr zu reizen schien.
Das Untier stürzte sich auf die elegante weiße Kehle des Vampirs, und Lord Akeldama duckte sich zur Seite und machte dabei mit einem Arm eine gelangweilte, schlenzende Bewegung, als winke er mit einem großen Taschentuch einem in See stechenden Dampfer zu. Die Geste schleuderte den Werwolf trotz all ihrer Lässigkeit empor und ließ ihn geradewegs über das blonde Haupt des Vampirs hinwegsegeln, sodass er in der Nähe des Kamins auf dem Rücken landete.
Alexia hatte noch nie zuvor die Gelegenheit gehabt, Lord Akeldama kämpfen zu sehen. Natürlich konnte er kämpfen. Angeblich war er ziemlich alt, also musste er sogar recht gut im Kampf sein. Aber auch seine fette gescheckte Hauskatze war rein wissenschaftlich betrachtet in der Lage, Ratten zu jagen, doch schien es Alexia höchst unwahrscheinlich, dass Lord Akeldamas Haustier dieser Tätigkeit jemals nachgehen würde, einmal abgesehen davon, dass dies möglicherweise beschämend für alle Beteiligten geworden wäre. Demzufolge war sie fasziniert von dem Spektakel, das sich ihr bot.
Lord Akeldama kämpfte mit einer nonchalanten, lässigen Effizienz, als habe er alle Zeit der Welt auf seiner Seite. Was er, wie Alexia annahm, auch hatte. Sein Vorteil bestand aus Schnelligkeit, scharfen Augen und Gewandtheit. Der Wolf konnte sich auf Kraft, Geruchssinn und Gehör verlassen, war aber unerfahren. Außerdem verfügte dieser Werwolf auch nicht über die Fertigkeit eines Alphas, die Lord Maccon seiner Frau gegenüber einmal als ein »Kämpfen ohne Seele« bezeichnet hatte. Nein, dieser Wolf war in Vollmond-Raserei. Seine Kiefer schnappten, und seine Krallen zerfetzten alles ohne Rücksicht auf den Schaden, der dabei entstand. Dem absolut eleganten Salon des Vampirs erging es nicht besser als Alexias hinterem Empfangszimmer. Außerdem sabberte der Wolf all die hübschen Zierkissen voll.
Es wäre ein völlig ungleicher Kampf gewesen, da Lord Akeldama
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