Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
der jungen Kerle heutzutage ist einfach eine weibliche Hand nötig, um ihnen Disziplin beizubringen, wissen Sie?«
»Natürlich, meine Kürbisblüte, natürlich.«
Biffy traf Lord Akeldama mit voller Wucht in die Seite, doch anstatt den Werwolf von sich zu schleudern, war die Reaktion des Vampirs von liebevoller Anhänglichkeit geprägt. Er schlang Arme und Beine um den Wolf und benutzte dessen Schwung, um sie beide auf den luxuriösen Teppich zu reißen. In einer erstaunlichen ringerischen Glanzleistung klemmte der Vampir Biffys Schnauze in seiner Armbeuge ein und legte ihm die Hand fest über die Nase. Mit dem anderen Arm fixierte er die Vorderbeine, und mit den Beinen sicherte er Biffys Hinterläufe. Es war eine bemerkenswerte Zurschaustellung von Gewandtheit und Anmut. Alexia, die schon des Öfteren mit ihrem Ehemann gerungen hatte, war gebührend beeindruckt. Lord Akeldama war eindeutig sehr erfahren in dieser Art des Ringens.
Alexia wusste aber auch, dass der Vampir den Werwolf so nicht lange festhalten konnte. Biffy verfügte über die größere Körperkraft und würde sich losreißen. Aber für den Augenblick hatte Lord Akeldama das verwirrte Untier im Griff.
Alexia watschelte zu ihnen hinüber und beugte sich, auf die eigene Sicherheit nicht achtend, nach vorn, woraufhin sie das Gleichgewicht verlor, womit sie allerdings gerechnet hatte, und direkt auf die beiden übernatürlichen Geschöpfe kippte. Zwar achtete sie darauf, dass ihre nackten Hände Biffy berührten, dennoch machte sie in ihrem Eifer beide Männer sterblich.
Es war ein äußerst merkwürdiges Gefühl, denn Alexia erlebte auf unangenehme Weise direkt mit, wie sich Biffys Körper vom Wolf zum Menschen verwandelte. Sie konnte spüren, wie sich die Muskeln und Knochen unter ihrem vorstehenden Bauch bewegten, als er die Gestalt wechselte. Es fühlte sich auf unheimliche Weise ähnlich an wie ihr Kind, wenn es in ihrem Bauch um sich trat.
Biffy heulte vor Schmerz auf, direkt in Alexias Ohr. Ein Heulen, das sich in einen Schmerzensschrei verwandelte und danach in ein mitleiderregendes Wimmern und schließlich in leises Schniefen heftiger Scham. Dann, als ihm die entsetzliche Erkenntnis kam, was er beinahe getan hatte, wandte er sich zu seinem ehemaligen Herrn um.
»Oje, oje, oje!« Es war eine Litanei der Qual. »Mylord, sind Sie in Ordnung? Habe ich Ihnen irgendeinen bleibenden Schaden zugefügt? Oh, sehen Sie sich nur Ihre Hose an! Du meine Güte! Es tut mir so leid!«
Der Heilprozess war bei Lord Akeldama mittendrin zum Stillstand gekommen, sodass die Krallenspuren unter den zerrissenen seidenen Kniehosen immer noch zu sehen waren.
»Das ist nur ein Kratzer, mein Liebling. Zerbrich dir nicht den Kopf darüber.« Lord Akeldama sah an sich hinunter. »Nun ja, mehrere Kratzer, um genau zu sein.«
An diesem Punkt sah sich Alexia zu einer Erkenntnis gezwungen, die die Fundamente ihres Universums gewaltig erschütterte, nämlich dass auch jemand mit den allerbesten Manieren in die unschicklichsten Situationen geraten konnte. Dies hier war eine solche Situation. Da lag sie nun, in ihrer Schwangerschaft nicht in der Lage, sich zu erheben, in einem Haufen, der aus einem übertrieben gekleideten Vampir und einem unzulänglich bekleideten Werwolf bestand.
»Biffy«, sagte sie schließlich. »Welchem Umstand haben wir das Vergnügen Ihres Besuches zu verdanken? Ich dachte, Sie wären heute Abend andernorts gebunden.« Es war ein tapferer Versuch, aber selbst eine solche Rede konnte die Peinlichkeit ihrer Lage nicht überspielen.
Lord Akeldama versuchte sich auch ohne seine übernatürliche Stärke unter Biffy hervorzuwinden und von Alexia zu lösen. Als er es schließlich schaffte, erhob er sich, eilte zur Tür, versicherte seinen Drohnen, dass er unversehrt war, und schickte eine von ihnen los, um Kleidung für Biffy zu besorgen.
Biffy und Alexia halfen sich gegenseitig beim Aufstehen.
»Sind Sie unverletzt, Mylady?«
Schnell führte Alexia eine innere Überprüfung durch. »Wie es scheint, ja. Bemerkenswert widerstandsfähig, dieses Kind in mir. Es könnte allerdings nicht schaden, wenn ich mich kurz setze.«
Biffy half ihr zu einer Ottomane – einem der einzigen Möbelstücke im Zimmer, das nicht umgestoßen worden war – und hielt dabei ihre Hand fest mit der seinen umklammert. Sie setzten sich beide, und Alexia reichte Biffy ein Zierkissen, das nur leicht angesabbert war, und dankbar legte er es sich auf den Schoß.
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