Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
legte lässig einen Arm um seine Frau, eine in eine Geste der Zuneigung gehüllte Hilfestellung. Beinahe ein Jahr verheiratet und endlich lernte er dazu.
»Wie wahr, wie wahr.« Seine Frau lehnte sich an ihn.
Da erklang ein weiteres Klopfen an der Tür des Salons.
»Was denn nun?«, knurrte Lord Maccon.
Diesmal lugte Professor Lyalls rotblonder Schopf herein. »Sie werden gebraucht, Mylord, in einer Rudelangelegenheit.«
»Oh. Also gut!« Der Earl half seiner Frau, den Flur entlangzuwatscheln, dann verließ er sie an der Tür zum vorderen Salon, um seinem Beta hinaus in die Nacht zu folgen.
»Hut, Mylord«, erklang Professor Lyalls milder Tadel, eine körperlose Stimme aus der Dunkelheit.
Conall kam zurück ins Haus, riss den nächstbesten Zylinder vom Hutständer und verschwand wieder nach draußen.
Alexia verharrte kurz vor der Tür des Salons. Floote hatte sie leicht angelehnt gelassen, und sie konnte hören, dass drinnen eine Unterhaltung stattfand: Madame Lefoux’ liebliche Stimme war zu vernehmen und eine weitere, die klar und gebildet klang, souverän durch Alter und Autorität.
»Mr Tarabotti war sehr erfolgreich in Liebesdingen. Ich habe mich oft gefragt, ob die Seelenlosen nicht vielleicht gefährlich attraktiv wirken auf jene, die zu viel Seele haben. Sie, zum Beispiel, haben wahrscheinlich ein Übermaß davon. Sie haben sie gern, nicht wahr?«
»Also wirklich, Mr Floote, woher dieses plötzliche Interesse an meinen romantischen Neigungen?«
Bei diesen Worten zuckte Lady Maccon erschrocken zusammen. Natürlich hätte sie Flootes Stimme erkennen müssen, nur hatte sie ihn noch nie so viele Wörter am Stück aneinanderreihen gehört. Sie musste zugeben, dass sie insgeheim an seiner Fähigkeit, einen vollständigen Satz zu formulieren, gezweifelt hatte. Oder zumindest an seiner Bereitschaft dazu.
»Seien Sie vorsichtig, Madam.« Die Stimme des Butlers war steif vor Tadel. Alexia errötete leicht bei der bloßen Vorstellung, dass ihre Dienerschaft gegenüber einem Gast einen solchen Ton anschlug!
»Ist es mein Wohl, um das Sie sich sorgen, oder das von Alexia?« Madame Lefoux schien sehr wohl in der Lage, einen so schweren Bruch der häuslichen Etikette zu verkraften.
»Beides.«
»Nun gut. Wenn Sie jetzt so liebenswürdig wären, nach ihrer Hoheit zu sehen? Ich bin ein wenig in Eile, und die Nacht wird nicht länger.«
An dieser Stelle machte Lady Maccon laute, ungeschickte Geräusche und betrat dann den Raum.
Unerschüttert trat Floote zurück und brachte mehr Abstand zu der französischen Erfinderin, während er ihr zuvor unanständig nahe gekommen war.
»Madame Lefoux, welchem Umstand habe ich das Vergnügen Ihrer Gesellschaft zu verdanken? Ich habe Sie doch eben erst verlassen.« Schwerfällig kam Alexia durch das Zimmer auf sie zu.
»Ich habe die Information, nach der Sie gesucht haben. Über die Teekannen.« Die Erfinderin reichte ihr ein Bündel alter Pergamentblätter, die an den Rändern bereits vergilbt, aufgequollen und ausgefranst waren. Sie waren mit Hand beschrieben und mit akkuraten Linien in Spalten unterteilt wie bei den Seiten eines Kassenbuchs. »Es ist im Code meiner Tante verfasst, den ich Ihnen selbstverständlich entziffern werde, wenn Sie es wünschen. Aber das Wesentliche ist, dass meine Tante in jenem Jahr nur eine einzige Bestellung hinsichtlich einer von ihr gefertigten Teekanne erhielt, die allerdings sehr großzügig bezahlt wurde. Die Bestellung kam auch nicht über irgendwelche dunklen Kanäle. Das ist der faszinierende Teil daran. Es war eine Regierungsstelle in London, und die Bezahlung erfolgte über das Bureau für Unnatürliche Registrierung.«
Lady Maccons Mund öffnete sich leicht, dann klappte sie ihn wieder zu. »Ivys Agent Doom war für BUR tätig?« Sie seufzte. »Nun, das macht Lord Woolsey zu meinem Hauptverdächtigen. Er müsste zu diesem Zeitpunkt die Position meines Mannes innegehabt haben.«
Floote, der gerade die Tür hinter sich hatte schließen wollen, hielt auf der Schwelle inne. »Lord Woolsey, Madam?«
Alexia sah ihn an, völlig unverfänglich und mit großen Augen. »Ja. Ich fange an zu glauben, dass er bei dem Attentatsversuch des Kingair-Rudels seine Hand im Spiel hatte.«
Madame Lefoux machte einen gänzlich uninteressierten Eindruck. Ihre gegenwärtige Besorgnis überwog anscheinend jegliche Neugier in Bezug auf die Vergangenheit. »Ich hoffe sehr, dass diese Information irgendwie von Nutzen für Sie sein wird, Alexia. Wenn
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