Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
an der kleinen Kuhle am Ansatz seines Halses. Sie streichelte ihn, als wäre er in Wolfsgestalt. Das gelang ihr nur ganz selten, da ihre außernatürliche Berührung ihn wieder zurück in einen Menschen verwandelte. Manchmal allerdings, und bisher war niemand in der Lage, ihr zu sagen, warum, konnte sie, wenn sie ihre Handschuhe trug, sein dichtes gestromtes Fell streicheln, ja, sogar an seinen samtigen Ohren ziehen, ohne dass er sich verwandelte. Noch ein weiteres Mysterium meines Zustands, dachte sie. Es war einmal in Schottland geschehen und dann wieder ein paar andere Male während der Wintermonate. Zurzeit schienen ihre außernatürlichen Fähigkeiten allerdings durch irgendetwas verstärkt zu werden. Er wurde bereits menschlich, wenn er nur sehr nahe bei ihr war. Ich frage mich, ob das etwas mit der Schwangerschaft zu tun hat. Ich sollte ein paar Versuche durchführen, um zu sehen, ob ich die Bedingungen eingrenzen kann. Vor ihrer Hochzeit hatte sie abgesehen von Lord Akeldama nicht viel Zeit in der Gesellschaft von Übernatürlichen verbracht und nie die Gelegenheit gehabt, ihre außernatürlichen Fähigkeiten richtig zu studieren.
Aber in der Zwischenzeit würde sie ihn streicheln, egal, in welcher Gestalt er sich ihr dabei zeigte. Ihre Hände wanderten zurück über seine Brust, fuhren dort leicht zupfend durch das Haar und dann an seinen Flanken entlang nach unten.
Das hatte ein grollendes Schnauben zur Folge. »Das kitzelt!«
Aber Conall machte keine Anstalten, sie an ihren weiteren Erkundungen zu hindern. Stattdessen hob er die eigene Hand und strich ihr über den vorstehenden Bauch.
Als Reaktion darauf trat das ungeborene Ungemach, und Conall zuckte bei dem Gefühl zusammen. »Ist ein ganz schön aktiver kleiner Welpe, nicht wahr?«
»Sie«, korrigiert ihn seine Frau. »Ich bringe doch keinen Jungen auf die Welt.«
Das war eine anhaltende Diskussion zwischen ihnen.
»Es ist ein Junge«, widersprach Conall. »Jedes Kind, das so schwierig ist, wie das hier von Anfang an war, muss zwangsläufig männlich sein.«
Alexia schnaubte. »Als ob meine Tochter ruhig und fügsam wäre.«
Mit einem Grinsen schnappte sich Conall eine ihrer Hände und zog sie an seine Lippen, um sie zu küssen, und sie spürte seine kitzelnden Barthaare und weichen Lippen. »Sehr gutes Argument, Weib. Sehr gutes Argument.«
Alexia kuschelte sich an ihn. »Hast du es geschafft, Biffy zu beruhigen?«
Conall zuckte mit den Schultern, und sie spürte, wie sich seine Muskeln unter ihrem Ohr bewegten. »Ich habe den Rest der gestrigen Nacht mit ihm verbrachte. Ich glaube, das half, das Trauma abzuschwächen. Es ist schwer zu sagen. Wie dem auch sei, eigentlich sollte ich inzwischen in der Lage sein, ihn zu spüren.«
»Zu spüren? Was meinst du damit, ihn zu spüren?«
»Schwer in Worte zu fassen. Kennst du das Gefühl, das man mitbekommt, wenn jemand anderes im Zimmer ist, selbst wenn man ihn nicht sehen kann? Wir Alphas spüren andere Rudelmitglieder auf ähnliche Weise. Ob wir nun im selben Raum sind oder nicht, wir wissen einfach, dass das Rudel da ist. Aber Biffy ist noch kein Teil davon, also noch kein Teil meines Rudels.«
Plötzlich hatte Alexia eine Eingebung. »Du solltest ihn und Lyall ermutigen, mehr Zeit miteinander zu verbringen.«
»Aber, Alexia. Willst du etwa Kupplerin spielen?«
»Vielleicht.«
»Ich dachte, du sagtest, Biffy sollte nicht verliebt sein, sondern seinen Platz finden.«
»Vielleicht ist es ja gar nicht Biffy, der sich meiner Meinung nach verlieben sollte.«
»Ah. Woher wusstest du, dass Randolph eine Vorliebe für …? Schon gut, ich will es gar nicht wissen. Es würde nie funktionieren. Nicht bei diesen beiden.«
Alexia war nicht seiner Meinung. Biffy und Lyall waren beides gute Menschen, so sympathisch und liebenswürdig. »Oh, das würde ich nicht sagen. Sie scheinen ausgesprochen gut zueinander zu passen.«
Lord Maccon blickte hoch zur Decke und schien zu überlegen, wie er das, was er sagen wollte, in die richtigen Worte kleiden konnte. »Sie sind beide … ähm, zu sehr Beta, wenn du verstehst, was ich meine.«
Das tat Alexia nicht. »Ich sehe nicht, wie das gegen eine Liebschaft zwischen den beiden sprechen könnte.«
Offenbar war Lord Maccon der Meinung, darauf nicht näher eingehen zu können, ohne dabei den winzigen Rest, der vom weiblichen Zartgefühl seiner Frau noch geblieben war, zu verderben, also dachte er angestrengt über eine Möglichkeit nach, das Thema zu wechseln.
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