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Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)

Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)

Titel: Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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daraufhin hämmerte sie heftig und laut mit ihrem Schirm gegen die Decke der Kabine. »Halt!«
    Der Kutscher zügelte die Braunen mitten auf der geschäftigen Hauptstraße; Aristokraten genossen gewisse Privilegien, und die Kutsche trug das Woolsey-Wappen.
    Lady Maccon griff sich das Fernsprechgerät, das sie vor Kurzem in der Kutsche hatte installieren lassen, und klingelte zum Kutschbock durch.
    Der Kutscher nahm den Hörer seines Geräts ab. »Ja, Madam?«
    »Folgen Sie dem Stachelschwein!«
    »Gewiss, Madam.« In seinen vielen Dienstjahren bei Lord Maccon hatte der arme Mann schon weitaus seltsamere Befehle erhalten.
    Die Kutsche machte einen Satz, wodurch Alexia der Hörer des Fernsprechgeräts entglitt. Er schwang an seinem schweren Metallkabel hin und her und schlug ihr gegen den Arm. Es war keine Verfolgungsjagd bei hoher Geschwindigkeit – wofür Alexia dankbar war, denn von der Sorte hatte sie bereits genug erlebt, dass es für ein ganzes Leben reichte, vielen Dank auch! –, denn das Stachelschwein wurde tatsächlich wie ein Schoßhündchen an einer Leine geführt, wobei es von neugierigen Passanten bestaunt wurde. Offenbar wurde die Kreatur auch nur zu diesem Zweck ausgeführt, um Interesse und Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, in einer Nacht, die für solche exzentrischen Zurschaustellungen wie geschaffen war.
    Schließlich erlaubte es der Verkehr, dass die Kutsche das Stachelschwein überholte und ein kurzes Stück vor ihm anhielt. Der Kutscher stieg vom Bock und half Lady Maccon gerade rechtzeitig aus der Kutsche, sodass sie die Besitzerin des Tieres ansprechen konnte.
    »Ach, entschuldigen Sie, Madam«, sagte Lady Maccon – dann erst erkannte sie die junge Dame mit dem Stachelschwein. »Miss Dair!«
    »Du meine Güte, Lady Maccon! Sollten Sie in Ihrem Zustand nicht zu Hause weilen? Sie sehen außerordentlich eingeschränkt aus.« Die Vampirdrohne schien überrascht, sie zu sehen.
    »Aber es ist ein herrlicher Abend, um auszugehen, wie auch Ihnen offensichtlich bewusst ist, Miss Dair.«
    »In der Tat.«
    »Wenn mir die Frage gestattet ist, warum, um alles in der Welt, spazieren Sie auf den Straßen Londons mit einem Zombie-Stachelschwein herum?«
    »Warum sollte ich denn nicht die Gesellschaft meines neuen Haustieres genießen?« Miss Mabel Dair, eine bekannte Schauspielerin, war zwar genau die Art von Original, die sich ein Stachelschwein als Haustier zulegen würde, aber davon wollte Lady Maccon nichts wissen.
    »Neues Haustier, also wirklich! Vor Kurzem wurden mein Mann und ich von einer ganzen Herde dieser garstigen Kreaturen angegriffen.«
    Die Schauspielerin schwieg kurz, während ein defensiver Ausdruck über ihr hübsches Gesicht huschte. »Vielleicht wäre das Innere Ihrer Kutsche ein besserer Ort für diese Unterhaltung, Lady Maccon.«
    Mabel Dair hatte eine elegante, wenn auch ein wenig rundliche Figur, deren Kurven ihr bei gewissen vornehmen Gentlemen große Aufmerksamkeit sicherten. Und, wenn man den Gerüchten Glauben schenkte, auch die Aufmerksamkeit einer sehr vornehmen Frau, Countess Nadasdy. Miss Dair hatte ihre Berühmtheit nicht zum Schluss auch der Unterstützung des Westminster-Hauses zu verdanken, mit der sie zum Liebling des West Ends aufgestiegen war. Auf dem Kontinent war sie nicht weniger als drei Mal auf Tournee gegangen und hatte auch in den Kolonien eine beachtliche Popularität erworben. Ihre üppigen blonden Locken trug sie nach allerneuester Mode zu hohen Schnecken aufgetürmt. Ihr Gesicht war angenehm lieblich, und sie strahlte ein Flair der Unschuld aus. Dabei war Miss Dair eine Frau von nicht geringer Charakterstärke – eine ausgezeichnete Reiterin, meisterhafte Kartenspielerin und nicht nur Drohne, sondern persönliche Freundin der Countess. Sie hatte auch einen sehr guten Geschmack hinsichtlich ihrer Abendgarderobe. Miss Dair war also nicht zu unterschätzen, ob mit Stachelschwein oder ohne.
    Sie und ihr Schoßtier stiegen mit Lady Maccon in die Woolsey-Kutsche, und Alexia richtete ihre Aufmerksamkeit von der Schauspielerin auf das Stachelschwein. Es sah genauso aus wie die, die ihren Mann angegriffen hatten, was bedeutete, dass es nicht wirklich lebendig wirkte.
    »Ein untotes Stachelschwein«, beharrte sie mit Überzeugung.
    »Ah, ich verstehe, wie Sie zu dieser Einschätzung gelangt sein könnten. Aber nein, es ist nicht untot, da es nie wirklich lebendig war.« Die Schauspielerin machte es sich auf dem Platz neben Alexia bequem und strich dabei die

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