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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Emaques voriger Fahrt ihn gewarnt hatte.
    EER! EER!
    Emaque konnte den Eer nicht sehen, aber er wußte, daß er sich unter ihnen im blutigen Wasser tummelte.
    Nein! schrie Kapad. Der Tunnel ist zu eng. Er wird das Schiff in Stücke reißen.
    Gibt es einen anderen Weg?
    KEINE ZEIT! EER!
    Ich sehe keinen Eer. Bitte laß uns einen anderen Weg suchen.
    ANDERER SICHERER WEG WEIT WEG. NUR HIER FLUCHT VOR EER.
    Bitte … Emaque dachte nach.
    NEIN! Und damit stürzte sich der Ze in die schmale Öffnung zwischen den Wächtern. Einen Augenblick lang verweilte Emaque noch im Körper des Fisches, aber dann sah er ein, daß es keinen Sinn hatte. Er durfte sich nicht zu weit von seinem eigenen Körper entfernen.
    Jetzt mußt du dich auf Imatar verlassen, sandte er Kapad und verließ den Ze.
    Seine plötzliche Blindheit war wie ein Schock. Er suchte seine Umgebung ab, entdeckte aber keine weiteren Funken. Dann fiel ihm ein, daß er das Wasser ja verlassen wollte.
    Sein Bewußtsein drang wieder in seinen eigenen Körper ein, und im gleichen Augenblick fielen ihm zwei Dinge auf: Seine ganze linke Körperhälfte war bis hinauf zum Arm eingeschlafen, und durch seinen Rücken schoß ein scharfer Schmerz. Er war triefnaß; das Haar klebte ihm am Gesicht und die Kleider am Leib. Aber das Schiff bewegte sich nicht mehr, so daß nicht aufspritzende Gischt ihn so durchnäßt haben konnte.
    Er öffnete die Augen. Das Wasser unter ihm war blutbedeckt, und einige Leichen trieben an der Oberfläche. Emaque stand da, verwundert über den Schmerz in seinem Rücken, und merkte plötzlich, daß er allein war.
    Das Mädchen war fort. Weder sie noch ihre Leiche waren auf dem regennassen, vom Blut glitschigen Deck zu sehen. Emaque zwinkerte und suchte mit den Augen den Horizont ab. Die kleinen Schiffe fuhren wieder zur Blauen Insel zurück. Die Uehe hielt noch immer auf die Felsenwächter zu. Sie wurde von der Strömung mitgerissen.
    Kapad! Wir müssen beidrehen!
    Ich versuch’s schon. Kapads Stimme in seinem Kopf war schwach, obwohl er doch so nahe war. Zu schwach.
    Jetzt strömte das Blut in Emaques linke Seite zurück. Ein scharfer Schmerz durchflutete ihn, als die Nervenenden wieder zum Leben erwachten. Er legte besänftigend eine Hand auf seinen Rücken und fühlte, daß sein Hemd in Fetzen hing und daß er lange, tiefe Kratzspuren davongetragen hatte – so tief, daß die Haut um sie herum aufgerissen war. Das Mädchen mußte sich an ihm festgeklammert haben, als es weggezogen worden war. Wieder betrachtete er die im Wasser treibenden Leichen, und diesmal erkannte er die junge Frau an ihrer Uniform und ihrem Körperbau. Sie hatte es versucht. Irgendwie hatte sie es fertiggebracht, ihn zu retten, aber nur um den Preis des eigenen Lebens.
    Er hatte sie noch nicht einmal nach ihrem Namen gefragt.
    Endlich drehte das Schiff bei. Der hölzerne Rumpf ächzte. Kapad hatte nichts gesagt, was ganz ungewöhnlich für ihn war. Emaque richtete sich hoch auf. Jetzt war keine Zeit für Sentimentalitäten. Er ließ den Blick über das Deck wandern. Die Planken waren zersplittert, wie durchschossen. Der Anblick erinnerte ihn an das Kanonenfeuer, das die L’Nacin eingesetzt hatten und das ihre Untergrundbewegung später an die Nye verkauft hatte. Er fragte sich, ob das Schiff noch immer seetüchtig war. Aber darum mußte sich die Besatzung kümmern. Allerdings wußte er nicht, ob überhaupt noch jemand am Leben war.
    Auch Imatar stand nicht mehr an seinem Posten auf der anderen Seite des Decks. Vielleicht war er ebenfalls in seinen Körper zurückgekehrt. Oder sein Wächter hatte ihn als Schutzschild benutzt, ein gefährlicher Trick, aber in einer Schlacht manchmal unvermeidlich.
    Der Regen hatte sich in einen leichten Nebel verwandelt: Die Wetterkobolde hatten beschlossen, nur bis zu den Felsenwächtern auszusäen. Während das Schiff sein Wendemanöver fortsetzte, sah Emaque noch mehr Leichen und die Planken eines zerstörten Inselschiffes im Wasser vorbeitreiben.
    Emaque? Kapads Stimme schien noch schwächer. Ich brauche Hilfe …
    Emaque rannte sofort über das Deck, wobei er den Einschußlöchern und den Trümmern der Ausrüstung ausweichen mußte. Unter einem Stuhl kauerte ein völlig verkrümmter und geschmolzener Körper. Es überlief ihn kalt. Offensichtlich war es zu einem Zusammenstoß mit den Inselbewohnern gekommen, und diese hatten wieder ihr Gift eingesetzt. Emaque war sich nicht sicher, ob er wirklich sehen wollte, was mit Kapad passiert

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