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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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könnte einen Wassertropfen untersuchen wie einen Erdklumpen. Die einzelnen Bestandteile eines Brockens Erde konnte man sehen. Man konnte ihn naß machen und seine verschiedenen Eigenschaften testen. Aber Wasser, außer es schwamm etwas Sichtbares darin, war nicht so einfach zu untersuchen. In diesem Wasser schwamm gar nichts. Das hatte er zuerst überprüft.
    Das einzige, was ihnen blieb, waren Experimente mit Gewebe von Fey-Leichen und ein paar Proben von lebenden Fey. Damit hatten sie inzwischen immerhin ein paar Resultate erzielt. Caseo hatte herausgefunden, daß die Wirkung der Lösung sich verlangsamte, wenn man sie verdünnte, und oft war ihre Wirkung dann auch nicht mehr ganz so zerstörerisch. Caseo war sich nicht sicher, wie man diese Erkenntnis in der Schlacht einsetzen konnte, es sei denn, daß einige Fey sich an den feindlichen Wasservorrat heranmachten und ihn heimlich verdünnten. Aber wenn sie das schafften, konnten sie die Flüssigkeit auch gleich ausschütten oder durch harmloses Trinkwasser ersetzen.
    Die wichtigste Entdeckung war die, daß der Schaden für das Körpergewebe minimal blieb, wenn die Lösung so schnell wie möglich mit richtigem Wasser abgewaschen wurde. Diese Methode ließ sich praktisch umsetzen, und das hatte er Rugar auch sogleich mitgeteilt. Er hatte vorgeschlagen, Wunden, die in der Schlacht durch eine in Gift getauchte Waffe oder die Lösung selbst verursacht wurden, sofort auszuwaschen und so den Schaden zu begrenzen.
    Aber Rugar hatte die Besatzung des Schiffes, das auf dem Weg zu den Felsenwächtern gewesen war, nicht eingeweiht. Krieger haben keine Zeit, sich mitten in der Schlacht zu waschen, hatte er gesagt. Wir brauchen eine bessere Lösung.
    Caseo hatte sich vorgenommen, noch einmal mit Rugar zu sprechen. Immerhin war diese Lösung besser als gar keine.
    Er berührte die Tischkante. Das Holz fühlte sich warm und fest an. Obwohl er schon hundertmal mit dem Fläschchen allein gewesen war, hatte er es noch nie berührt. Er hatte Angst, das Gefäß selbst könnte ihn vergiften.
    Vielleicht hatte es das auch schon. Seine Gedanken kreisten nur noch um diesen kleinen Glasflakon. Das Gift erschien ihm sogar in seinen Träumen. Seit sie im Schattenland lebten, hatte Caseo keine neuen Zaubersprüche erfunden, und selbst sein Interesse an den Erfindungen der anderen Hüter hatte nachgelassen.
    Solange er dieses Problem nicht gelöst hatte, gab es keinen Grund, für die Zukunft zu arbeiten. Wenn sie das Gift in diesem Fläschchen nicht besiegten, hatten die Fey überhaupt keine Zukunft mehr.

 
40
     
     
    Seine Gemächer waren eisig kalt. Matthias seufzte, sah von seinem Buch auf und bemerkte, daß die Sonne inzwischen untergegangen war. Er griff nach dem samtenen Klingelzug und riß heftig daran. Der Aud hätte schon vor Anbruch der Dunkelheit erscheinen müssen, um Feuer zu machen und die Gobelins vor den Fenstern zuzuziehen. In letzter Zeit ließ die Dienerschaft im Tabernakel ziemlich zu wünschen übrig, woran zum Teil sicher die allgemeine Stadtflucht schuld war. Viele Auds verließen die Stadt, um in die Dörfer zu ziehen, weil sie glaubten, dort in Sicherheit zu sein. Wahrscheinlich hatten sie recht.
    Matthias zündete die Lampe an und setzte sein Studium fort. Das Buch, über das er sich beugte, war undeutlich mit der Hand geschrieben, aber sein Inhalt war das mühsame Entziffern wert. Matthias hatte alle die alten Texte studiert, um nach Antworten auf die Fragen zu suchen, die ihm der Rocaan in der Nacht der Invasion gestellt hatte. Aber bis jetzt hatte er nur vereinzelte Hinweise auf die physische Erscheinungsform der feindlichen Soldaten gefunden. Die meisten Hinweise bezogen sich auf ihre symbolische Bedeutung.
    Das Buch, das er sich gerade vorgenommen hatte, war eine im vorigen Jahrhundert verfaßte Geschichte des Tabernakels selbst. Was Matthias daran so faszinierte, war die Beschreibung der verborgensten Winkel des Tabernakels, die für spezielle religiöse Zwecke eingerichtet worden waren. Bis jetzt hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, den Rocaan zu fragen, ob er alle diese Orte kannte, und er war sich auch nicht sicher, ob er es tun sollte. Aber er machte sich Notizen. Er wollte selbst diese geheimen Schlupfwinkel erforschen.
    Als er das erwartete Klopfen hörte, schob er seine Papiere zusammen und markierte die Stelle, an der er aufgehört hatte zu lesen, bevor er den Aud aufforderte einzutreten. Er drehte sich auf seinem Stuhl herum und war überrascht,

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