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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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wieder die Gestalt eines Fey angenommen hatte. Er war zu lange als General der Nye aufgetreten und hatte diesen Körper erst wenige Tage, bevor die Flotte in See stach, abgestoßen.
    Der Schlamm lag dampfend unter den Sonnenstrahlen. Schattengänger stand neben dem breiten Zentralbau, vor dem sich die Wachen zum morgendlichen Appell versammelt hatten. Die Baracken, fünfundzwanzig kleine, hüttenähnliche Bauten, waren in einem perfekten Halbkreis vor dem Hauptgebäude angeordnet. An die nasse Holzwand gelehnt, hielt sich Schattengänger zwischen einer Hütte und dem Haupteingang verborgen. Die Gebäude in diesem Teil von Jahn waren, mit Ausnahme des Palastes, langgestreckt und zweistöckig. Die meisten bestanden aus Holz, nur einige der älteren hatten eine steinerne Fassade. Die Straße vor ihm war gepflastert, aber der Weg zum Hauptgebäude unbefestigt und schmutzig.
    Schattengänger hatte den ganzen Morgen mit der Suche nach etwas, das einer Armee der Inselbewohner nahekam, zugebracht. Bevor die Flotte ausgelaufen war, hatte er das Gedächtnis des Nye-Generals erfolglos nach Hinweisen auf die Existenz einer Inselarmee abgeklopft. Offensichtlich verfügten die Inselbewohner über nichts dergleichen, lediglich über eine Leibgarde, die theoretisch für den Schutz des Königs vorgesehen war. Kein Nye hatte diese Garde jemals kämpfen sehen. Die einzigen Waffen, die sie trugen, dienten zeremoniellen Zwecken.
    Schattengänger hatte eine gute Stunde gebraucht, bis er auf Personen gestoßen war, bei denen es sich um Wachposten handeln konnte. Schließlich war er drei Männern in schwarzen Tuniken und engen Hosen hierher gefolgt, in der Annahme, daß es sich bei dieser Kleidung um eine Art Uniform handelte. Als er sah, daß sich die Baracken an den Palast drängten wie Muscheln an ein Schiff, wußte er, daß er am Ziel war.
    Er hatte nicht um diesen Auftrag gebeten. Er hatte nicht einmal zur Blauen Insel mitkommen wollen. Aber Rugar standen nur wenige Doppelgänger zur Verfügung, und Schattengänger war das Zivilleben zuwider. Im Auftrag des Königs die anderen Fey zu bespitzeln war keine Beschäftigung, die seinen Talenten gerecht wurde. Außerdem langweilten ihn die Nye. Er lebte seit fast einem Jahrzehnt in ihnen und konnte nichts Neues mehr von ihnen lernen. Die Tatsache, daß fast nichts über die Inselbewohner bekannt war, faszinierte ihn. Und auch der Gedanke an einen Mord, der einfach war und doch sein Ansehen hob, hatte seinen Reiz.
    Um so nahe wie möglich an den König der Inselbewohner heranzukommen, hatte Rugar alle zehn Doppelgänger auf diese Reise mitgenommen. Schattengänger hatte die Absicht, derjenige zu sein, der den Herrscher tötete.
    Allerdings hatte er den Mann, den er suchte, noch nicht ausfindig gemacht, und es blieb ihm nicht mehr viel Zeit. Seine Körpergröße, die sonnengebräunte Haut, die geschwungenen Brauen und leicht spitz zulaufenden Ohren verrieten ihn sofort als Fremden. Er wußte nicht, ob sich die Leute hier vor Fremden fürchteten. Zu viele Vorübergehende hatten ihn bereits bemerkt. Er konnte nicht mehr lange ungestört beobachten.
    Sich dicht an der Wand haltend, näherte er sich dem Hauptgebäude. Die weißen Holzwände schienen vom Regen wie geschwollen. In dem Gebäude gab es kein einziges Fenster. Um besser beobachten zu können, mußte er ins Innere gelangen, was er gerne vermieden hätte, da er nicht auf einen plötzlichen Gestaltwechsel vorbereitet war.
    Seine Linke fuhr an die Hüfte und berührte mit den Fingern den Griff seines Stiletts. Es war immer noch da. Gut. Ohne sein Stilett war er verloren.
    Er warf einen prüfenden Blick auf die Baracken. Der Vorplatz war leer. Er erklomm die beiden Steinstufen zur Tür und drehte vorsichtig am Knauf. Schattengänger bewegte sich mit derselben Verstohlenheit, der er auch seinen Namen verdankte. Er hielt sich stets im Schatten und hoffte, daß niemand seine verdächtige Anwesenheit bemerken würde.
    Im Gebäude roch es nach fettigem Fleisch und Schweiß. Er trat in die schmale Eingangshalle. Der Boden bestand aus ungeschliffenen Brettern, die Wände aus rohem Holz. Es war dunkel. Das einzige Licht kam aus dem Raum hinter der Halle, wo ein halbes Dutzend Lampen ihr Licht von Wandhaltern aus verbreiteten. Er spähte durch die Tür. Drinnen saß eine Gruppe lachender und ins Gespräch vertiefter Männer, auf den Tischen standen überall Teller mit Essensresten.
    Diese Männer waren älter als diejenigen, denen er bis hierher

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