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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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und fuhr bis ins Mark zusammen. Er war die jüngere Ausgabe des Mannes, der ihr gegenüberstand.
    »Ich vermute, du hast mich aus einem bestimmten Grund hierhergebracht«, sagte sie barsch und blickte dabei auf den Mann, der sie festhielt.
    »Benimm dich«, erwiderte er. »Ich stelle dich dem König vor.«
    »Dann laß dich nicht davon abhalten. Welcher von diesen Feiglingen ist denn dein König?«
    Bei dem Wort ›Feigling‹ traten der Grauhaarige und der Mann in der schwarzen Robe einen Schritt zurück. Damit war ihr Verdacht bestätigt. Der dritte Mann war der König.
    »Der König bin ich«, sagte er auf Nye. »Mein Name ist Alexander, und ich würde deine Hand ergreifen, wie es bei uns Brauch ist, wenn nicht Stephan gesagt hätte, daß die Fey durch eine einzige Berührung töten können.«
    »Wenn das wahr wäre«, erwiderte Jewel, nicht willens, irgendwelche Geheimnisse über die Zauberkräfte ihres Volkes zu enthüllen, »dann wäre dein Sohn bereits ein toter Mann.«
    Ein Ausdruck des Entsetzens glitt über das Gesicht des Königs, als er auf den Mann blickte, der sie festhielt. Ohnmächtiger Zorn ergriff Jewel, Zorn auf sich selbst. Sie hatte den Prinzen der Blauen Insel in ihrer Gewalt gehabt und diese einmalige Gelegenheit vertan, anstatt sie zu ihrem Vorteil zu nutzen. Als seine Leute bereit waren, für ihn zu sterben, hätte sie wissen müssen, wem sie das Messer an die Kehle drückte.
    Der König stellte jetzt in der Inselsprache einige Fragen an seinen Sohn, und dieser schüttelte den Kopf.
    »Und du«, sagte der König auf Nye, »wer bist du?«
    »Mein Name ist Jewel.« Sie wußten nichts von ihrem Volk. Sie konnten aus ihrem Namen nicht schließen, wer sie war.
    »Jewel. Etwas Kostbares? Oder ist es eine Übersetzung?«
    »Jewel«, sagte sie auf fey und übersetzte es dann auf nye. »Jewel ist mein Name in Fey. Eine Zeitlang hat unser Volk seinen Kindern den Namen alltäglicher Dinge gegeben, so wie es Sitte bei den L’Nacin war.«
    »Die Besiegten leben in den Siegern weiter«, äußerte der Mann, den der König Stephan genannt hatte.
    Jewel antwortete nicht. Sie würdigte ihn keines Blicks, aber aus den Augenwinkeln beobachtete sie argwöhnisch den Mann in der schwarzen Robe. Er hielt die Flasche so fest, daß seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie fühlte die Anspannung in Schattengängers Körper hinter sich.
    »Was habt ihr mit mir vor?« erkundigte sie sich.
    »Mein Sohn hielt dich für so wichtig, daß er beschlossen hat, dich zu mir zu bringen«, erwiderte der König. Er lehnte sich an den Tisch und stellte einen Fuß auf die Bank. »Wer bist du, Jewel?«
    Der Prinz hatte seine Hände noch nicht von ihr gelöst. Sie sah ihn von der Seite an und bemerkte, daß er sie beobachtete. Ihr Herz pochte heftig. Eine Vision verband sie mit einem Prinzen, dem sie nie zuvor begegnet war. Wie sonderbar, sich hier wiederzufinden.
    »Ich bin nur eine einfache Soldatin.«
    »Er sagte, die anderen hätten dich wie eine Person von Rang behandelt.«
    Der Mann in der Robe hob die Flasche an seine Brust, als hingen seine weiteren Bewegungen von ihrer Antwort ab.
    Sie zuckte die Achseln. »Unsere Anführerin war nicht da. In diesem Fall war es meine Aufgabe, das Kommando zu übernehmen.«
    »Nein«, widersprach der Prinz. »Sie haben dich mit größerem Respekt behandelt.«
    Jewel schnaubte verächtlich. »Ihr lebt hier in völliger Isolation. Ihr beurteilt mein Volk nach Maßstäben, die nur für euch gelten. Ihr wißt nichts von uns und unseren Sitten. Alle unsere Anführer, ganz gleich, wie viele Schulterstreifen sie haben, werden mit Respekt behandelt, selbst wenn sie erst mitten im Kampf zu Anführern gemacht werden.«
    »Du hättest mich töten können«, sagte der Prinz. »Aber du hast es nicht getan.«
    »Ich muß verrückt gewesen sein«, antwortete sie.
    Der Schwarzkittel öffnete den Verschluß der Flasche und wechselte einige Worte mit dem König. Stephan biß sich auf die Unterlippe und starrte Jewel an. Der König blickte zwischen ihr und der Flasche hin und her.
    »Ich glaube«, sagte Schattengänger auf Nye, »wir sollten erst einmal klären, wer sie ist, bevor wir sie als Versuchsobjekt benutzen.« Das waren seine ersten Worte, seit sie diesen Raum betreten hatten.
    Jewel erstarrte. Es war eine unwillkürliche Reaktion, die sie nicht beeinflussen konnte. Nein. Ihren eigenen Tod hatte sie nicht Gesehen. Waren Visionäre nicht angeblich dazu in der Lage? Aber sie hatte nur den Prinzen

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