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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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und ihm einen Bann ins Haar gewoben, über dessen Verbindung sie ihn jederzeit ausfindig machen konnten. Die Hüter hatten den Verbindungsbann gegen Caseos Einwände ausgeführt und so allgemein gehalten, daß keiner der Hüter allein die Macht über ihn besaß. Auf diese Weise konnte im Falle des Ablebens aller daran beteiligten Hüter auch die nächste Generation die Spur des Jungen aufnehmen.
    Der Junge hatte nicht die geringste Ahnung, daß er unter einem Zauberbann stand. Er hatte gegessen und die Nacht im Domizil geschlafen, während die Fey ihn präpariert hatten. Jewel hatte mit den Traumreitern gesprochen, damit sie Träume für ihn webten, Träume, die er mit seinen Erinnerungen verwechseln würde und die seine Erlebnisse als Gefangener angenehmer erscheinen ließen. Sie ließ sich selbst in einer wichtigeren Rolle in diese Träume verweben, da der Junge ungefähr im gleichen Alter wie sie war. Anfangs hatte Rugar sich dagegen ausgesprochen, doch sie wollte die Verbindung des Jungen mit dem Schattenland möglichst vielschichtig gestaltet haben wissen.
    Rugar hatte erst jetzt, in den letzten Wochen, festgestellt, wie gerissen seine Tochter geworden war. Bei ihrer Auseinandersetzung mit Caseo, dem Umgang mit ihm selbst und der Behandlung der Gefangenen hatte sie ihn sehr an ihren Großvater erinnert. Kein Wunder, daß der Schwarze König so wütend geworden war, als er erfahren hatte, daß Rugar sie zur Blauen Insel mitnehmen würde. Keines von Rugars anderen Kindern hatte diese Art von manipulativem Denken und dieses ausgeprägte Selbstbewußtsein entwickelt wie Jewel.
    Die beiden Inselbewohner unterhielten sich leise in ihrer eigenen Sprache. Jewel hatte einen Fey gefunden, der die Inselsprache übersetzen konnte. Rugar selbst verstand kein einziges Wort. Jewel lauschte aufmerksam der Übersetzung, und ihre Mundwinkel sanken dabei immer weiter herab. Rugar legte die Hand auf ihren Arm. »Jetzt reicht es mit diesen Rührseligkeiten«, sagte er.
    Jewel nickte kurz und warf ihm einen raschen Blick zu. »Es würde besser funktionieren, wenn du nicht mich, sondern das Verfahren unterbrechen würdest«, sagte sie.
    So würde es aussehen, als übte er die Macht aus, während sie versuchte, ihn daran zu hindern. Er durchschaute ihr Spiel, aber selbst kam er nie darauf, sich derlei Tricks auszudenken. Möglicherweise hatte ihn sein Vater deshalb mit einer gewissen Erleichterung ziehen lassen. Wenn Rugar aus dem Weg geschafft war, konnte ein gewitzterer Geist die Fey regieren.
    Er trat vor und klatschte in die Hände.
    »Auf Nye«, rief sie ihm leise in Erinnerung, so leise, daß kein anderer sie hören konnte.
    »Das genügt!« rief er. Sein Nye klang rauh und schwerfällig. Auch wenn es ihm selbst mißfiel, konnte er sich einfach nicht von seinem kräftigen Akzent trennen. Er hatte ein Gespür für das Kriegshandwerk, aber nicht für die Feinheiten der Sprache. »Wenn ihr noch weiter redet, bleibt der Junge hier.«
    Der Junge warf Jewel sofort einen verträumten Blick zu, den sein Vater glücklicherweise nicht bemerkte. Der Vater hatte sich fast bittend ebenfalls Jewel zugewandt, doch Rugar baute sich vierschrötig auf, verschränkte die Arme und blickte so grimmig auf sie herab, daß keiner es wagte, ein Widerwort an ihn zu richten. Der Vater nickte, auch wenn die Geste wider sein besseres Wissen zu erfolgen schien, und zog den Sohn an sich.
    Auch der Gesichtsausdruck des Jungen war von Traurigkeit gezeichnet. Es war ja nicht so, daß sie sich niemals wiedersehen würden. Diese Inselbewohner … ihre Sentimentalität würde letzten Endes ihren Untergang besiegeln.
    »Burden«, sagte Rugar auf Nye. »Begleite den Jungen bis an die Grenzen von Jahn.«
    Burden löste sich von Rugars Seite, packte den Jungen an der Schulter und zog ihn von seinem Vater weg. Der Vater hielt den Jungen an den Armen fest, als wollte er ihn nie wieder loslassen.
    »Adrian«, sagte Jewel sanft auf Nye. »Wir haben eine Abmachung getroffen.«
    Der Mann umfaßte die Arme des Sohnes voller Zärtlichkeit, bevor er losließ. Dann biß er sich auf die Unterlippe und sah zu, wie Burden den Jungen zum Torkreis führte. Burden intonierte den Öffnungsspruch für diejenigen, die nicht befähigt waren, die Tür allein zu öffnen. Der Kreis tauchte weit und verlockend vor ihnen auf. Durch ihn hindurch konnte Rugar schwarze Baumrinde sehen, das Grün des Waldbodens und ein Stück blauen Himmels. Der Wind trieb den Geruch von Immergrün herein.
    Burden

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