Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
schwieg. Für heute hatte er genug auf ihr herumgehackt. Aber sie war eine Bedrohung. Auch die anderen mochten diese Ansicht teilen, aber keiner von ihnen wagte es, sie in Nicholas’ Anwesenheit zu äußern. Matthias schon. Für heute war es genug.
    Er würde später allein mit Nicholas darüber reden. Matthias würde ihn noch einmal auf die Gefahren der Verzauberung aufmerksam machen. Er würde Nicholas auffordern, sich den Präzedenzfall von König Ulysses vor drei Jahrhunderten zunutze zu machen. Sich von seiner Frau zu trennen. Eine neue zu nehmen. Einen neuen Erben zu zeugen.
    Und die Blaue Insel zu retten.

 
6
     
     
    Das Feuer in der Hütte war heruntergebrannt. Adrian legte noch ein paar Scheite auf die Glut und wärmte sich die Hände. Seit Anbeginn seiner Gefangenschaft im Schattenland fror er unablässig. Fünf Jahre. Fünf Jahre, ohne die Sonne zu sehen, ohne Regen auf dem Gesicht zu spüren oder den Wind in den Haaren. Natürlich hatte er sich bei seltenen Gelegenheiten wie vereinbart mit seinem Sohn Luke getroffen, aber diese Ausflüge machten die Rückkehr ins Schattenland nur noch unerträglicher.
    Fünf Jahre, seit er und Luke sich einem Stoßtrupp der Inselbewohner angeschlossen hatten, der das Schattenland mit Weihwasser hatte angreifen wollen. Sie hatten geglaubt, das unsichtbare Versteck würde einfach verschwinden, wenn es mit der Flüssigkeit bespritzt würde. Aber es war nicht verschwunden. Im Gegenteil: die Fey hatten ihren Angriff schon erwartet. Sie hatten die meisten Teilnehmer der kleinen Truppe getötet, drei von ihnen verschleppt und ihnen das Weihwasser weggenommen, um es zu untersuchen.
    Adrian war der einzige Gefangene, der noch hier war. Er hatte sein Leben für das seines Sohnes verpfändet. Der dritte Gefangene war nach ein paar Monaten als Versuchskaninchen der Fey gestorben.
    Der Handel, den Adrian mit Jewel abgeschlossen hatte, verpflichtete ihn, bei den Fey zu bleiben, bis er starb. Im Tausch für Lukes Freiheit brachte er ihnen alles bei, was er über die Kultur der Inselbewohner wußte. Einmal im Jahr durfte er seinen Sohn unter Aufsicht der Fey außerhalb des Schattenlandes treffen, um sicherzugehen, daß Luke noch am Leben war.
    Der letzte Besuch lag zwei Monate zurück, und Adrian sehnte sich jetzt schon nach dem nächsten. Diese Besuche waren das einzige, was ihn aufrecht hielt. Das Leben im Schattenland zog sich endlos hin und war von Angst erfüllt. Das Schattenland selbst war von den Fey als Versteck erschaffen worden, ein großes Loch im Himmel, wie eine überdimensionale Kiste. Sein Inneres war grau, die Wände unsichtbar, aber hart, wenn man sie berührte. Hier drinnen wuchs nichts. Kleidung, Gesichter und Nahrung verloren ihre Farbe. Seit Adrian gefangengenommen worden war, fühlte er sich, als sei er selbst schon ganz grau geworden.
    Noch einmal sah er sich in der Hütte um. In letzter Zeit war er eher eine Art Diener gewesen als Lehrer. Rugar kommandierte ihn herum wie einen Sklaven. Wie Rugar es befohlen hatte, war die Hütte sauber und feucht gewischt, alles war an seinem Platz, und das Feuer brannte ununterbrochen. Rugar war schon lange fort, und er hatte Adrian angewiesen, das Feuer zwei Wochen nach seiner Abreise in Gang zu bringen. Was für eine Verschwendung von Brennmaterial. Aber Adrians Meinung zählte nicht.
    Er sank in den Stuhl vor dem Feuer und versuchte, sich zu entscheiden, ob er etwas Wurzeltee kochen sollte. Falls Rugar plötzlich zurückkam, wollte er es sich nicht zu bequem machen, aber Rugar konnte ihm nichts anhaben. Im Lauf der Jahre hatte Adrian bewiesen, daß er jede körperliche Bestrafung ertragen konnte, die die Fey sich für ihn ausdachten. Jewel hatte darum gebeten, daß keine Magie gegen ihn eingesetzt wurde, und die anderen Fey hatten sich daran gehalten.
    Jedenfalls, soweit Adrian wußte.
    Als einziger Inselbewohner, der je in der Welt der Fey gelebt hatte, hatte er eines gelernt: Die Magie der Fey war subtil und oftmals schwer zu erkennen. Sie trat in verschiedenen Formen auf, in seltsamer Gestalt, und kaum je begleitet von jenem Blitzschlag, den Adrian immer mit Magie verbunden hatte. Er bezweifelte, daß er es überhaupt merken würde, wenn sie ihn verzauberten.
    Aber auch das Gefühl, daß sie ihn in Ruhe ließen, hatte er Jewel zu verdanken. Sie hatte ihm versprochen, daß er im Rahmen der Möglichkeiten des Schattenlandes gut behandelt würde, wenn er mit ihnen zusammenarbeitete.
    Sie hatte ihr Versprechen

Weitere Kostenlose Bücher