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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Visionen redet oder sie für sich behält. Den Augenblick, von dem Gabe spricht, habe ich nicht Gesehen.« Die Schamanin beobachtete Nicholas. Ihr Blick war so scharf, daß es ihm vorkam, sie könne durch ihn hindurchsehen.
    »Warum habt Ihr mir nicht von Gabe erzählt?« wollte Nicholas wissen.
    »Ein Mann sollte sein eigenes Kind erkennen, Nicholas«, erwiderte die Schamanin.
    »Das habt Ihr mir schon einmal gesagt. Ich kann es nicht glauben«, murmelte Nicholas. »Als ob ein Fey es besser könnte als ich. Jewel hat es jedenfalls auch nicht gewußt. Sie liebte Sebastian.«
    »Und das hat ihm das Leben geschenkt«, ergänzte die Schamanin. »Mächte und Mysterien lassen nicht mit sich handeln. Sie schaffen Wesen wie Sebastian nicht ohne Grund.« Sie warf Nicholas einen Seitenblick zu. »Wollt Ihr ihn behalten?«
    »Sebastian? Er ist mein Sohn.«
    »Er ist ein lebendig gewordener Stein, Nicholas. Kein Sohn.« Ihre Stimme klang tadelnd. Nicholas gefiel ihr Ton nicht.
    Er richtete sich so hoch auf, wie er konnte, als würde er ihr dadurch ebenbürtiger. »Solanda sagt, nicht Jewel habe ihn geschaffen. Sie behauptet, Gabe habe es getan, indem er Teile seiner Persönlichkeit in Sebastian hinterlassen hat. Sebastian sei durch eine Verbindung geformt worden.«
    »Eine Verbindung.« Die Schamanin wandte sich ab, aber Nicholas hatte genau gesehen, wie sich ihre Falten vor Überraschung glätteten. »Deshalb hat er also nach Jewels Tod weitergelebt.«
    Dann hob sie wieder den Kopf. »Verzeiht mir. Wir hatten beide unrecht. Sebastian ist ein Sohn und ein Stein zugleich. Jung-Gabe hat recht, wenn er ihn beschützen will. Ich hielt ihn für verrückt, weil er versucht, die Vision zu ändern. Aber jetzt sehe ich, daß er allen Grund dazu hat.«
    Nicholas trat zu ihr. Sie duftete schwach nach Zimt und Sonne. »Bitte«, sagte er. »Sagt mir die Wahrheit. Ist Gabe mein Sohn?«
    »Ja. Rugar hat ihn gestohlen und an seiner Statt Euren Stein-Sohn zurückgelassen. Er wollte das Kind nach seinen eigenen Vorstellungen erziehen.«
    Nicholas schauderte. »Und? Hat er es getan?«
    »Rugar war ein Blinder Mann. Er hat Euren Sohn einem Irrlichtfänger-Paar anvertraut, das ihn liebevoll aufgezogen hat. Gabe fürchtete sich vor Rugar und machte ihn für Jewels Tod verantwortlich.«
    »Rugar?« Nicholas runzelte die Stirn. »Matthias hat Jewel getötet.«
    Die Schamanin schüttelte den Kopf. »In Nye hatte Jewel ihre erste Vision. Sie Sah ihren Tod, aber das konnte sie nicht wissen. Sie sah genug, um zu glauben, sie würde überleben. Todesvisionen sind oft mißverständlich. Ein Visionär scheint nie das tatsächliche Entweichen der Seele zu sehen, nur den Anlaß, der es verursacht. Jewel hatte diese Vision in demselben Augenblick, in dem ihr Vater beschloß, sie auf die Blaue Insel mitzunehmen. Sie erzählte ihm von der Vision, aber er hat sie weder mit mir noch seinem Vater oder irgendeinem anderen Visionär besprochen. Und Jewel war noch zu unerfahren. Jung-Gabe hatte dieselbe Vision. Er Sah seine Mutter sterben, aber er dachte, es handle sich um seine Irrlichtfänger-Mutter. Auch Gabe hat Rugar seine Vision erzählt. Rugar wußte, daß Ihr in der Vision vorkamt, er wußte, daß es nicht um Gabes Irrlichtfänger-Mutter ging, aber er hat trotzdem nichts unternommen. Dabei ist es die Pflicht jedes Visionärs, eine Todesvision abzuwenden. Rugar hat es nicht getan. Er glaubte, seine letzte eigene Vision habe Vorrang: diejenige, in der er Jewel zufrieden in Eurem Palast wandeln sah.«
    »Aber diese Visionen schließen sich doch nicht gegenseitig aus.«
    »Ich weiß das. Und auch Rugar hätte es wissen sollen. Aber er ist Blind geworden, weil er nur seinen eigenen Visionen glaubte. Und das hat seine Tochter das Leben gekostet.«
    Nicholas hatte einen Kloß in der Kehle. Er schluckte. So viele versäumte Möglichkeiten, Jewels Tod zu verhindern. Hätte er das nur gewußt. Er hätte sie nie gebeten, an der Krönungszeremonie teilzunehmen.
    »Ihr fühlt Euch schuldig.«
    Nicholas zuckte die Achseln.
    »Ihr seid kein Visionär, Nicholas. Ihr könnt nicht in die Zukunft blicken.«
    »Ich hätte es trotzdem wissen müssen.«
    »Ihr könnt Euch auf keine Magie berufen, die Ihr nun einmal nicht besitzt. Allein Rugar trug die magische Verantwortung. Hätte er Euch nicht den Sohn geraubt, hättet auch Ihr Bescheid gewußt. Gabe hätte Jewels Tod Gesehen, während er hier lebte, und er und Jewel hätten ihre Visionen verglichen. Sie wäre am Leben

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