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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Augen funkelte eine wache Intelligenz. Sie war vielleicht keine Schönheit, aber hinter ihrem wenig anziehenden Äußeren steckte eine starke Persönlichkeit. Vielleicht war die Sache mit der Liebesheirat doch nicht so weit hergeholt, wie Stowe immer geglaubt hatte.
    Jetzt stießen hinter Stowe die Herolde ihre Stäbe auf den Boden. »Seine Majestät, König Nicholas der Fünfte.«
    Miller wich einen Schritt von Stowe zurück und verbeugte sich. Seine Frau versank in einem tiefen Hofknicks. Mit einem Schlag hatte sich der Saal in ein Meer aus Rücken und gesenkten Köpfen verwandelt. Auch Stowe verneigte sich langsam, behielt den König jedoch im Auge, als dieser eintrat.
    Der König hatte ebenfalls eine Robe angelegt. Sie war dunkelgrün, die Farbe der Fey für festliche Anlässe, und an den Seiten mit Fey-Mustern geschmückt. Sonst trug der König ein solches Gewand nur am Jahrestag seiner Hochzeit mit Jewel. Stowe wunderte sich, daß Nicholas es für den heutigen Tag gewählt hatte.
    »Und Seine Königliche Hoheit, Prinz Sebastian.«
    Das Gesicht des Königs wirkte plötzlich angespannt. Stowe war dieser Ausdruck, ein Zeichen von Nervosität und Angst, seit vielen Jahren nicht mehr aufgefallen. Zuletzt hatte der König an dem Tag, als Stowe ihm die Nachricht vom Tod seines Vaters überbracht hatte, so ausgesehen. Seither nicht mehr.
    Dann glätteten sich die Züge des Königs wieder. Sebastian stolperte herein und zupfte aufgeregt an seiner ebenfalls grünen Robe. Er glättete sich mit der einen Hand das Haar und betrachtete dann seine Finger, als erkenne er sie nicht wieder.
    Stowe hatte Sebastian sich noch nie so flink bewegen, noch nie so lebendig gesehen. Der Junge besaß eine eigenartige Schönheit, die Stowe erst jetzt auffiel, und in seinen Augen leuchtete eine Intelligenz, die all die Jahre über verborgen geblieben war.
    »Erhebt Euch«, rief der Herold.
    Langsam richteten sie sich wieder auf. Der König hatte die Hand auf den Arm seines Sohnes gelegt und führte ihn. Sebastian sah sich im Saal um, als sähe er den Raum zum ersten Mal. Die traurigen Falten in seinem Gesicht waren bis auf ein Grübchen auf dem Kinn verschwunden.
    Stowe wollte sich gerade auf den Weg zum König machen, als Nicholas in die Hände klatschte und um Aufmerksamkeit bat.
    »Ich danke euch allen für euer Kommen«, sagte er. Seine Stimme klang fest und sicher, und er sah sehr würdevoll aus. Vielleicht hatte Stowe sich Nicholas’ Nervosität nur eingebildet.
    Der König erstieg das Podium mit dem großen Tisch, blieb hinter seinem Stuhl stehen und legte beide Hände auf die Lehne. Neben ihm trat Sebastian unruhig von einem Fuß auf den anderen. Endlich sah er wieder aus wie das Kind, das Stowe kannte – der unsensible, langsame Junge, der ein Teil ihres Lebens gewesen war. Das ungewöhnlich aufgeweckte Kind schien verschwunden zu sein, sobald die Edelleute sich wieder erhoben hatten.
    War Sebastian immer so gewesen?
    »Wir befinden uns am Anfang eines neuen Zeitalters«, begann der König. »Ich habe Jewel geheiratet, um Frieden zu schaffen, und das ist uns auch gelungen. Seit über fünfzehn Jahren hat es auf der Blauen Insel keinen Krieg mehr gegeben. Als ich heiratete, habe ich versucht, die alten Traditionen einzuhalten, aber nach einer schmerzlichen und traurigen Lektion mußte ich feststellen, daß ich den Tabernakel nicht länger so in meine Pläne einbeziehen konnte, wie ich es beabsichtigt hatte. Der Brauch will es, daß die Salbung des Thronerben im Tabernakel, unserem größten Heiligtum, abgehalten wird. Mein Sohn jedoch ist zur Hälfte ein Fey.«
    Der König legte Sebastian die Hand auf die Schulter. Der Junge zuckte zusammen und sah seinen Vater an. Wieder diese raschen Bewegungen. Stowes Nackenhaare sträubten sich.
    »Ich darf sein Leben nicht ebenso wie das Leben seiner Mutter aufs Spiel setzen. Ich habe ein Dekret erlassen, das sämtliche Amtshandlungen des Königshauses, die den Tabernakel und sein Weihwasser einbeziehen, für null und nichtig erklärt. Ich habe versucht, diesen Beschluß mit dem Rocaan zu besprechen, aber er glaubt, genau wie sein Vorgänger, daß in unserer Welt kein Platz für die Fey ist. Ich dagegen bin der Überzeugung, daß wir uns auf der Insel nicht vor dem Rest der Welt verschließen dürfen. Die Fey leben unter uns und sind ein Teil von uns. Wir müssen sie akzeptieren. Und das bedeutet auch, daß ihr meine Kinder akzeptieren müßt. Sie sind die Zukunft der Insel. Halb Fey und halb

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