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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Sie stellten die mächtige Platte auf den königlichen Tisch. Die gebratenen Fasane waren auf kleineren Platten angerichtet und wurden auf verschiedene Abschnitte des langen Tisches verteilt. Schüsseln mit Kartoffeln, Brot, Hackfleisch, Gemüse und Obst wurden danebengestellt.
    Seit der Invasion der Fey hatte Stowe nicht mehr derartig viel Essen bei einem Bankett gesehen.
    »Du meine Güte«, sagte Sebastian mit seltsam hoher Stimme. Es schien, als ginge ihm erst beim Anblick der Speisen auf, wie wichtig der Anlaß war.
    Stowe beobachtete aus dem Augenwinkel, wie der König die Hand seines Sohnes drückte. Wenn dem König etwas zustieße, würde Sebastian das nur schwer verkraften. Stowe hatte noch nie eine Familie gesehen, deren Mitglieder einander so nahestanden. Er vermutete, daß es mit ihrer Macht, ihrer Isolation und ihrem seltsamen Erbe zu tun hatte.
    Auch am königlichen Tisch begann man jetzt, sich zu unterhalten. Der Saal erwärmte sich von der Menge der versammelten Menschen und dem dampfenden Essen. Der König schnitt den Braten an. Das war das Signal, mit dem Essen zu beginnen. Teller klapperten geschäftig, und hier und dort wurde Lachen laut.
    Erst füllte der König seinen Teller, dann Sebastian. Stowe tat es ihnen nach. Wegen der erheblichen Verspätung war er ziemlich hungrig. Er fühlte sich fast wie in alten Zeiten, als Alexander, der Vater des Königs, Bankette abgehalten hatte, um religiöse Feiertage zu begehen oder seine Leute für ihre treuen Dienste zu belohnen. Stowe merkte erst jetzt, wie sehr er solche festlichen Anlässe vermißt hatte.
    Hinter ihnen stiegen einige Diener auf Leitern und nahmen die großen Wandteppiche ab. Sie hoben sie vorsichtig herunter, damit kein Staub das Essen beschmutzte. Der Abend war offiziell angebrochen. Arm- und Kronleuchter wurden angezündet. Sanfter Kerzenschimmer durchflutete den Raum.
    Sebastian aß so langsam, daß man nicht wußte, ob er die Mahlzeit genoß oder nicht. Er beobachtete die Umsitzenden. Auch der König schien sich nicht sonderlich für das Essen zu interessieren. Stowe fragte sich, ob die beiden ihm später noch erzählen würden, was an diesem Tag vorgefallen war. Er vermutete, etwas sehr Wichtiges.
    Plötzlich hob Sebastian den Kopf. Seine Augen bewegten sich rasch und unruhig. Stowe lief ein Schauder über den Rücken. Er konnte sich einfach nicht an diese neue, verbesserte Ausgabe von Sebastian gewöhnen. Sebastian klopfte seinem Vater auf den Handrücken.
    Der König hörte auf, in seinem Essen herumzustochern, und folgte Sebastians Blick. Auch Stowe sah sich um. Ein Funke kreiste über ihnen in der Luft, als suche er einen Landeplatz. Stowe verstand nicht ganz, warum der König und Sebastian so nervös waren. In einem von Kerzen erleuchteten Raum waren Funken nichts Ungewöhnliches. Man mußte aufpassen, daß sie nichts in Brand setzten, mehr nicht. Es war jedenfalls bestimmt nicht nötig, ihnen eine derartig gespannte Aufmerksamkeit zu widmen.
    Aber als er genauer hinsah, wurde der Funke größer. Er kam näher, und Stowe glaubte einen kleinen Mann mit Flügeln zu erkennen. Einen glühenden, winzigen Mann mit blauen Flügeln.
    Der König tupfte sich den Mund mit der Leinenserviette ab und legte sie schließlich auf seinen halb leergegessenen Teller.
    »Papa«, flüsterte Sebastian.
    »Was ist das?« fragte Stowe.
    Der König antwortete nicht. Der kleine Mann wuchs, bis er so groß war wie ein Vogel. Die Unterhaltung am Tisch verstummte.
    Der kleine Mann war eindeutig ein Fey, aber Stowe erinnerte sich nicht, ihn je zuvor gesehen zu haben. Er flog über den Tisch hinweg und landete hinter dem König.
    Sebastian wirbelte so rasch herum, daß Stowe die Bewegung fast nicht verfolgen konnte. Als auch Stowe sich umdrehte, war der Mann zu normaler menschlicher Größe herangewachsen. Auch seine Flügel wuchsen zu großen hauchdünnen Gebilden, die sich auf seinem Rücken zusammenfalteten. Er war vollständig mit einem fremdartigen Stoff bekleidet: dunkelblau mit goldenen Flecken, die das Kerzenlicht einfingen.
    Der Fey musterte Sebastian einen Augenblick. Dann lächelte er. Sebastian packte sein Tafelmesser, aber der König legte beschwichtigend seine Hand auf die seines Sohnes.
    »Das hier ist eine private Feier«, sagte Nicholas. Seine Stimme war bemerkenswert ruhig. Bei ihrem Klang versiegte der Rest der Unterhaltung. Die Wachen machten Anstalten, ihre Posten zu verlassen, blieben auf einen Wink des Königs jedoch auf ihren

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