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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Inselbewohner – sie sind zugleich beides und nichts davon. Nur wenn wir lernen, friedlich miteinander zu leben, gibt es eine Zukunft für uns.«
    Im Saal war es vollkommen still. Die Edelleute starrten den König an, als hätten sie ihn noch nie sprechen hören.
    »Das Ritual, das ich gewählt habe, ist dasselbe, das der Roca ausführte, um seinen eigenen Sohn zum Anführer des Landes zu salben. Damals gab es kein Weihwasser; das Weihwasser spielte erst bei der Aufnahme des Roca in die Hand Gottes eine Rolle. Der Roca segnete seinen Sohn mit dem Symbol der Zukunft.« Der König blickte auf die ihm gegenüberliegende Wand. »Lord Stowe, bringt mir bitte das Schwert meines Urgroßvaters, mit dem er im Bauernaufstand kämpfte.«
    Stowe erstarrte. Der König hatte ihm nicht angekündigt, daß er bei der Zeremonie eine Rolle spielen sollte. Aber als Schutzmaßnahme war das durchaus sinnvoll. Auf diese Weise konnte niemand das Schwert heimlich mit Weihwasser tränken und dem Thronerben Schaden zufügen.
    Der Weg zur Seitenwand des Saales kam Stowe endlos vor.
    Er hoffte, er würde sich erinnern, welches Schwert dem Urgroßvater des Königs gehört hatte.
    Er kannte den richtigen Abschnitt der Wand. Es war der gleich neben dem Haupteingang, und er war mit einer ganzen Reihe von Schwertern, die während des Bauernaufstandes zum Einsatz gekommen waren, geschmückt. Stowe faßte das mittlere Schwert mit der zerschlissenen Troddel ins Auge. Man sagte, der alte König habe es benutzt, um den Mann zu töten, der ihn zum Krüppel gemacht hatte. Eine Geschichte, die man sich in Stowes Kindheit als Beispiel für großen Mut erzählt hatte.
    »Lord Stowe«, mahnte der König freundlich, »es ist das große schwarze direkt vor Euch.«
    Stowe fühlte, wie er rot wurde. Beinahe hätte er das falsche Schwert ergriffen. Dasjenige, das der König meinte, war schwarz angelaufen, voller Scharten und fleckig. Stowe hatte vergessen, daß dieses Schwert nie gereinigt worden war.
    Er nahm es zögernd in die Hand. Blutkrusten lösten sich unter seinen Fingern. Kein Wunder, daß der König dieses Schwert ausgesucht hatte. Es war offensichtlich seit vielen Jahren unberührt geblieben.
    Der König war ein kluger Mann. Stowe, der Nicholas schon seit seiner Kindheit kannte, vergaß das manchmal.
    Außerdem war das Schwert ziemlich schwer. Einen Augenblick wankte Stowe unter dem Gewicht der Waffe, dann trug er sie würdevoll nach vorn zum königlichen Tisch. Sebastian beobachtete ihn mit wachen, blauen Augen. Stowe runzelte die Stirn. Er hatte immer gedacht, Sebastians Augen seien steingrau und trüb. Selten hatte Stowe ein Licht darin aufflackern sehen, jedenfalls noch nie dieses beständige Strahlen.
    Der König beugte sich vor, nahm das Schwert von Stowe entgegen und hielt es in einer Hand, als sei es federleicht.
    »Dreh dich zu mir um, Kind«, sagte er leise.
    Sebastian drehte sich langsam, in seiner gewohnten Art, zu ihm um.
    »Knie nieder«, befahl der König. Wieder sprach er so leise, daß nur Stowe und Sebastian seine Worte verstehen konnten.
    Sebastian sank auf die Knie. Er war so groß, daß er seinem Vater immerhin bis zur Brust reichte.
    »Neige deinen Kopf.«
    Sebastian senkte den Kopf. Der König legte das Schwert vorsichtig auf den Scheitel des Jungen.
    »Ich wiederhole die Worte, die der Roca zu seinem Sohn sprach«, sagte er laut. »Bei der Macht Gottes und der Zukunft der Blauen Insel ernenne ich dich zu meinem Nachfolger. Sollte mich der Tod zu sich nehmen, so sollst du an meine Stelle treten. Sollte jemand deine Stellung in Zweifel ziehen, so erinnere ihn daran, daß das Blut des Roca – mein Blut – in deinen Adern fließt. Möge Gott dir die Weisheit, den Mut und die Möglichkeiten schenken, Frieden zu stiften.«
    Stowe erinnerte sich noch von des Königs eigener Salbung an diese Worte. Nur hatte sie der Vater des Königs, Alexander, nach einer beinahe einstündigen religiösen Zeremonie, die in einer Segnung mit Weihwasser gipfelte, gesprochen.
    Der König nahm das Schwert wieder weg. »Du darfst dich erheben.«
    Sebastian stützte sich mit einer Hand ab und stand mühsam auf. Er bewegte sich immer noch langsam, aber seine Bewegungen besaßen eine Unbeholfenheit, die Stowe an ihm noch nie bemerkt hatte. Sebastian hatte sich immer mit der Sicherheit des Langsamen bewegt. Jetzt schien seine zögerliche Art ein Zeichen von Nervosität zu sein.
    Der König legte seinem Sohn die Hand auf den Rücken. »Zeige dich ihnen!«

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