Fey 07: Die Augen des Roca
Käse auf das Brot und aß im Stehen. Er mußte noch soviel erledigen, und niemand würde ihm dabei helfen. Er müßte schon längst wieder auf dem Feld sein, aber er hatte sich hier mit einem Nachbarn verabredet.
Die Fey sahen es nicht gern, wenn Nachbarn zusammenkamen, aber Luke hatte sich etwas ausgedacht. Er sagte einfach, er benötigte Hilfe bei der Feldarbeit, was auch zutraf. Der Hauptmann der Fey hatte die Hilfe seiner Soldaten angeboten, aber die hatte Luke abgelehnt. Jahrelange Erfahrungen mit Fey hatten ihn davon überzeugt, daß Soldaten keine Domestiken waren. Sie mochten vielleicht den Anweisungen zuhören und sie auch zufriedenstellend ausführen, aber für seine Zwecke waren sie als Hilfskräfte ungeeignet.
Das hatte er jedenfalls den Fey erzählt, die bei ihm auf der Farm erschienen waren. Ihr Anführer, der ungefähr genauso alt war wie Luke, hatte mit den Achseln gezuckt und zu Luke gesagt, das sei in Ordnung, er könne tun, was er wolle. Sollte es aber so aussehen, als könne er den Mais nicht rechtzeitig einbringen, würden sie Soldaten schicken. Es ginge hier um die Ernte. Er sagte, die Fey hätten die Blaue Insel des fruchtbaren Bodens wegen besetzt, und jeden Versuch, diesen Reichtum zu sabotieren, werde man als Verrat an den Fey ansehen und mit dem Tod bestrafen.
Luke plante zwar, die Fey zu verraten, aber nicht auf so simple und sinnlose Weise.
Der Nachbar, auf den er jetzt wartete, war der letzte, mit dem er sprechen mußte. Luke wollte eine Widerstandsgruppe gegen die Fey aufbauen, die so raffiniert und unvorhersehbar agierte, wie es sich Luke nur auszudenken vermochte.
Die Idee war ihm während des Gesprächs mit dem Anführer der Fey gekommen. Wenn König Nicholas tatsächlich noch am Leben war und sich im Exil befand, so waren die Inselbewohner es ihm schuldig, sich zur Wehr zu setzen. Sie mußten verhindern, daß die Fey die Insel zu ihrer Festung ausbauten.
Luke sprudelte fast über vor Ideen, wie man sie davon abhalten konnte.
Er hatte begonnen, indem er Gespräche mit seinen Nachbarn führte und sie über seine Pläne informierte. Sollte ihn einer von ihnen an die Fey verraten, dann hatte Luke eben Pech gehabt. Zumindest hatte er etwas unternommen.
Luke konnte einfach nicht zulassen, daß die Fey die Blaue Insel besetzten, ohne daß er den Versuch machte, dagegen anzukämpfen.
Er hatte sein Brot aufgegessen und spülte es mit einem Schluck Wasser hinunter. Luke wußte, daß es schwierig war, sich in der Mittagszeit zu verabreden, aber die Fey hatten nächtliche Treffen untersagt. Er hatte diese Zeit von seiner Arbeitszeit abgezwackt, um herauszufinden, was er tun konnte.
Dann hörte Luke ein Klopfen an der Seitentür. Er drehte sich um. Er hatte die Ankunft seines Nachbarn nicht bemerkt, aber schließlich hatte er auf das Maisfeld geblickt und nicht auf die Straße.
Sein Nachbar Jona war sehr schmal und ein paar Jahre jünger als Adrian. Er hatte mehrere, größtenteils erwachsene Kinder, und sein Gesicht trug den müden Ausdruck eines Mannes, der sein Leben lang auf dem Feld gearbeitet hatte.
Luke öffnete die Tür. »Danke, daß du gekommen bist«, sagte er.
»Machen wir’s kurz«, erwiderte Jona. »Ich muß mich um die Ernte kümmern.«
Trotzdem trat er ein. Er war schmutzig, und Schweißströme hatten kleine Streifen in sein Gesicht gemalt. Wahrscheinlich sah Luke nicht viel besser aus.
»Wasser?« fragte Luke.
»Bitte«, antwortete Jona. »Es ist jetzt schon heiß. Der Tag wird unerträglich.«
Luke nickte. Er tauchte eine zweite Tasse in den Wassereimer und reichte sie Jona tropfnaß.
»Waren die Fey schon bei dir?«
Jona trank in langen Zügen und erwiderte: »Sie waren bei mir. Sie wollten genau über unsere Erträge Bescheid wissen. Wie lange wir arbeiten, wie wir unser Land bepflanzen. So etwas habe ich noch nie gemacht. Ich wußte nicht einmal, was ein Bepflanzungsplan ist, bevor ich mit einem von ihnen gesprochen hatte.«
Luke lehnte sich gegen die Küchentheke. Sein Vater hatte dieses Haus eigenhändig erbaut. Die Theken, die Schränke, die Holzeinbauten waren alle nach seiner Gefangenschaft bei den Fey entstanden, als sei er durch diese fünf Jahre, die er unter ihnen verbracht hatte, auf Ideen gekommen, die noch kein Inselbewohner vor ihm gehabt hatte.
Zum Beispiel auf die Idee, einen Bepflanzungsplan aufzustellen.
»Einer der Fey hat mir gesagt, daß König Nicholas möglicherweise noch am Leben ist«, flüsterte Luke.
Jona hob überrascht den
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