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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Zärtlichkeit, mit der sie ihn umfaßte, hatte sich schließlich in Leidenschaft verwandelt, und Matthias hatte es geschehen lassen. Das hatte ihm seine restlichen Kräfte geraubt, aber auf eine gute, erholsame Weise.
    Nicht wie das hier.
    Noch nie hatte er sich so gefühlt.
    »Wahrscheinlich hast du noch nie dein Gelöbnis gebrochen«, murmelte Marly, den Mund an Matthias’ Finger gedrückt. »Vielleicht is das jetzt Gottes Strafe.«
    »Nein«, erwiderte Matthias. Er verschwieg Marly, daß es nicht zum ersten Mal passiert war. Nach seinem Rücktritt als Rocaan hatte es für kurze Zeit eine Frau in seinem Leben gegeben, hauptsächlich weil er wissen wollte, was ihm entgangen war. Es war eine angenehme Erfahrung gewesen, aber nichts, was er dauerhaft hätte fortsetzen wollen.
    Es war ganz anders gewesen als heute nachmittag. Bei Marly fühlte er sich zum ersten Mal geliebt.
    »Gott bestraft mich nicht«, erwiderte er. »Jedenfalls nicht für dich.«
    Vielleicht für Jewel, dachte Matthias. Sein Hals schmerzte immer noch vom Würgegriff ihrer Finger. Ihr Schatten, ihr Geist oder irgend etwas, das genauso ausgesehen hatte wie sie, hatte versucht, ihn umzubringen, als er die Höhle erreicht hatte. Die Schamanin der Fey hatte ihn hinausgeschoben und ihm das Leben gerettet.
    Matthias wußte nicht, warum sie das getan hatte. Er hatte auch keine Gelegenheit mehr gehabt, sie danach zu fragen. Denl, Jakib und Tri hatten ihn hierhergebracht, und Marly hatte ihn ins Bett gelegt. Nachdem sie sich geliebt hatten, war er eingeschlafen und erst vor kurzem wieder aufgewacht, weil er sich so sonderbar fühlte. Er war aufgestanden, um der Sache auf den Grund zu gehen, und dann plötzlich zu Boden gestürzt, schwächer als je zuvor in seinem Leben.
    »Was is es denn dann?« wollte Marly wissen.
    Matthias wußte es nicht. Wußte nicht einmal, wie er es ihr erklären sollte. In den letzten zwei Tagen war so viel mit ihm geschehen. Er hatte festgestellt, daß er über ungeahnte Kräfte verfügte. Er war beinahe gestorben. Und nun dies.
    »Irgend etwas ist gegen mich geprallt«, sagte er,»und dann hat es mir …«
    Matthias verstummte. Was hatte es ihm genommen? Etwas Wichtiges, das aber ersetzt werden konnte. Als sei er ein Becher voll Wasser, der mit einem Mal leer war.
    »Was denn?« fragte Marly.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Matthias. »Es hat mir etwas Wichtiges genommen.«
    Marly legte ihm die Hand auf den Rücken und stützte ihn, als er sich aufsetzte. Alle Verletzungen der letzten beiden Wochen fühlten sich an, als habe er sie sich erst gestern zugezogen. Die Schnitte, die vom Kampf mit den Fey auf der Brücke in Jahn in seinem Gesicht zurückblieben waren, die Wunden an seiner Kehle, die vom Aufstieg ermüdeten Muskeln, alles schmerzte so heftig wie frische Verletzungen.
    »Bist du gegen irgendwas gestoßen?« Vorsichtig berührte Marly seinen Hinterkopf. Matthias stöhnte auf, als sie eine wunde Stelle berührte.
    »Tut’s da weh?« fragte sie.
    »Ja«, erwiderte Matthias.
    »Da ist eine Beule.« Marly half ihm in einen Stuhl. »Du steckst viel weg. Deine Verletzungen würden jedem anderen Mann schwer zusetzen. Oder ihn umbringen.«
    Aber Matthias war kein anderer Mann. Das hatten ihn die brennenden Fingerspitzen gelehrt. Der junge Coulter hatte ihm gezeigt, daß Inselbewohner über dieselbe Macht verfügten wie die Fey. Pausho, die Frau vom Rat der Weisen, hatte es bestätigt und gesagt, daß manche Inselbewohner über Fähigkeiten und Kräfte verfügten, die andere nicht hatten. Die Weisen brachten jedes Kind um, das Anzeichen für den Besitz dieser Kräfte aufwies. Damals hatte man auch versucht, Matthias zu töten, und ihn als Neugeborenes in den Bergen ausgesetzt. Aber seine spätere Ziehmutter hatte ihn gefunden und gerettet. Jedes Kind, das diesem sicheren Tod entrann, hatte ein Recht zu leben.
    Widerwillig hatte Pausho Matthias’ magische Kräfte bestätigt, die er selbst erst in der vergangenen Nacht an sich entdeckt hatte.
    Seither schienen Tage vergangen zu sein.
    »Was is los?« fragte Marly erneut.
    »Ich bin … etwas ist … anders«, antwortete Matthias.
    Sie lächelte, während der warme Kerzenschein ein weiches Licht auf ihre Züge warf. Marly war eine der schönsten Frauen, die Matthias je gesehen hatte. Sie war hochgewachsen wie er, was nahelegte, daß auch sie hier geboren war, aber sie sprach den Dialekt der Kenniland-Sümpfe. Ihr rotes Haar schimmerte im Kerzenlicht, und ihre grünen Augen waren

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