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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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blies durch mich hindurch und an mir vorbei, und ich kehrte kampfbereit in dieses Tal zurück. Hier jedoch finde ich nur heulende Feiglinge vor, zu Tode erschrocken darüber, daß irgend etwas ihre Zauberkraft berührt hat.«
    Die Fußsoldaten hatten sich mittlerweile kerzengerade aufgerichtet, die Tierreiter die Arme an die Seiten gelegt. Die Infanterie beobachtete sie aufmerksam. Sie waren die einzigen, die unbeweglich stehengeblieben waren.
    »Bevor ihr Nye verlassen habt, hat man euch gewarnt, daß es auf der Blauen Insel so manche merkwürdigen Besonderheiten gibt. Schon einmal ist ein Heer der Fey auf dieser Insel geschlagen worden.« Licia stemmte die Arme in die Hüften und ballte die Fäuste. »Ich habe immer gedacht, diese Fey hätten versagt, weil ihre Anführer versagt hatten. Ich habe Rugar kennengelernt, und obwohl er ein mächtiger Kämpfer war, mangelte es ihm als Anführer an wirklicher Kraft. Ich dachte, Rugad würde uns zu einem triumphalen Sieg führen. Jetzt muß ich erkennen, wie naiv ich war.«
    Sogar die Soldaten der Infanterie hoben bei diesen Worten die Köpfe. Licia beleidigte alle, und jeder einzelne von ihnen wußte es. Ay’Le stützte sich mit einer Hand auf dem Felsen ab.
    »Rugar war ein besserer Führer, als ich dachte. Vielleicht steckte er in Schwierigkeiten, aber ich habe jetzt erst begriffen, daß meine eigenen Leute im Angesicht einer unbekannten magischen Kraft zu ebenso willensschwachen Feiglingen werden wie die Leute, die wir normalerweise besiegen.«
    »Licia«, sagte Ay’Le. Ihr Ton war kurz angebunden und vorwurfsvoll.
    Licia gebot ihr mit erhobener Hand Schweigen. Das letzte, was sie jetzt brauchte, war eine Hexerin, die ihr widersprach.
    »Ich habe den Befehl über alle Truppen hier«, fuhr Licia fort. »Ich bin verantwortlich für die Fußsoldaten, die Tierreiter und die Infanterie. Ay’Le ist ebenso wie ihr von der fremden Magie geschwächt und in ihren Fähigkeiten beeinträchtigt. Ich aber habe alles unbeschadet überstanden. Ich war in der Lage, dieses Ereignis hinter mir zu lassen und voranzuschreiten. Das hättet ihr alle tun sollen.«
    Ay’Le trat einen weiteren Schritt vor. »Rugad sagte …«
    »Rugad würde euch für eure Schwäche umbringen«, erwiderte Licia barsch. »Halt den Mund und laß mich meine Arbeit tun.«
    Ay’Le hob den Kopf. »Ich bin die Anführerin dieser Truppe.«
    »Nun, du hast dich wahrlich nicht wie eine Anführerin verhalten«, widersprach Licia. »Außerdem hast du noch niemals Truppen dieser Größenordnungen im Kampf geführt. Dir fehlt es an Visionen, mir nicht. Du kannst dich um den diplomatischen Teil kümmern, weiter nichts. Sogar das ist im Moment zuviel …«
    »Du hast kein …«
    »Noch ein Wort«, entgegnete Licia drohend, »und ich bringe dich eigenhändig um.«
    Als das Echo sie erreichte, vernahm sie die Kraft ihrer eigenen Stimme. Im Tal herrschte Stille. Selbstmitleid und Furcht waren verschwunden.
    Der böse Wind hatte Licia nicht aus der Fassung bringen können; die Kämpfer reagierten auf ihre Stärke.
    Wieder richtete sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf die kleine Armee, die vor ihr stand. »Da ich kein Zutrauen mehr zu unseren Zauberkundigen habe, ist der Schlachtplan entsprechend geändert worden. Ich habe die kleine Stadt dort unten gesehen, die auf uns zu warten scheint. Ich kenne die Eigenheiten unseres Standortes jetzt genau und weiß, was wir für eine erfolgreiche Eroberung benötigen. Ich werde nur mit der Infanterie angreifen. Diese Soldaten können durch die Magie der Berge nicht beeinflußt werden. Wir werden den Angriff übernehmen.«
    Die Fußsoldaten scharrten mit den Füßen, während leises Murmeln aus den Reihen der Tierreiter zu vernehmen war. Licia vermied es absichtlich, auf diese Reaktion einzugehen.
    »Den Fußsoldaten ist es gestattet, die Säuberungsarbeiten auf dem Schlachtfeld durchzuführen. Demzufolge werden die Soldaten der Infanterie nicht jeden Inselbewohner töten, der ihnen in die Hände fällt, sondern einige Opfer für die Fußsoldaten zurücklassen.«
    Alle Augen in der Senke waren auf Licia gerichtet. Die Gefühle, die sich darin widerspiegelten, waren elementar – eine Mischung aus Zorn und Furcht. Sie spürte, wie die Soldaten von ihren eigenen Reaktionen beinahe überwältigt wurden.
    »Was die Tierreiter betrifft«, fuhr Licia fort, »werdet ihr euch diesmal etwas anderen Pflichten als sonst stellen müssen. Die Vogelreiter beziehen Beobachtungsposten in der Luft und warnen

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